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Die Verschworenen

Die Verschworenen

Titel: Die Verschworenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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hinten, geduckt. Unter meinen Stiefeln knirschen Schutt und kleine Steine, obwohl ich verzweifelt versuche, mich geräuschlos rückwärtszubewegen. Ich bleibe stehen, überlege. Soll ich auf alle Vorsicht pfeifen und mich stattdessen auf meine Schnelligkeit verlassen? Die wenigen Schritte zur Treppe laufen, die Klappe hinter mir zuwerfen und mich in den labyrinthischen Gängen der Unterstadt verstecken?
    Ein letzter schneller Blick über die Mauer, dann werde ich mich entscheiden. Ich halte die Luft an und strecke mich ein Stück, jeder Muskel in meinem Körper ist angespannt, notfalls kann ich auf der Stelle lossprinten.
    Aber dann sehe ich, wer dort wirklich neben der Hecke kauert. Ich höre mich selbst einatmen, viel zu laut.
    Es ist Sandor. Und er ist allein.
    Wartet er auf jemanden?
    Mein erster Impuls ist es, zu ihm zu laufen und ihn zu schütteln, ihn zu umarmen, zu küssen und wieder zu schütteln. Was ich nicht tun werde. Jedenfalls nicht, bis ich mich vergewissert habe, dass kein weiteres Clanmitglied in der Nähe ist.
    Ich spähe nach allen Richtungen, kann aber keine Menschenseele entdecken. Der Wind ist stärker geworden und die Wolken dichter; sie ziehen über den Himmel, als würden sie fliehen.
    Ich trete hinter meiner Mauer hervor.
    Obwohl meine Schritte hörbar sind, dreht Sandor nicht den Kopf, er kauert auf dem Boden, die Arme auf sein angewinkeltes Bein gestützt, den Blick starr geradeaus gerichtet. Erst als ich auf gut zwanzig Meter an ihn herangekommen bin, sieht er zu mir.
    Ich zwinge mich weiterzugehen, obwohl ich plötzlich viel lieber kehrtmachen würde. Was, wenn er sich wieder weigert, mit mir zu sprechen? Oder mir seinen Abscheu direkt entgegenschleudert? Noch bin ich zu weit entfernt, um den Ausdruck in seinem Gesicht deuten zu können.
    Ohne dass es mir sofort bewusst wird, greife ich auf meine antrainierten Fähigkeiten zurück, wie so oft, wenn ich mich hilflos fühle. Ganz automatisch straffe ich den Rücken und nehme die Schultern zurück. Hebe das Kinn und trimme meine Gesichtszüge auf kühl und beherrscht. Damit kann ich nichts falsch machen.
    Er richtet sich erst auf, als ich schon fast vor ihm stehe. Falls ein naiver, zuversichtlicher Teil meines Unterbewusstseins auf ein Lächeln gehofft hat, wird er nun eines Besseren belehrt.
    »Was tust du hier?« Ich höre keinen Vorwurf in seinen Worten, nur Resignation. Er sieht mich auch nicht lange an, sondern wendet sich wieder dem Anblick der Hecke zu, als würde er hoffen, dass ich von selbst verschwinde, wenn er mich ignoriert.
    An seiner Kleidung und seinen Händen entdecke ich Reste von grauem Staub. Asche. Also haben sie Vilem schon verbrannt und offenbar hat Sandor seine Jacke als Erbe beansprucht. Sie liegt in ein paar Meter Entfernung über einem Steinhaufen. Die abgewetzte Lederjacke mit den aufgenähten Sentinel-Abzeichen.
    Einige weitere Dinge erkenne ich ebenfalls mühelos und kann mir jede Frage danach sparen: Sandor hat in der vergangenen Nacht nur wenig geschlafen und er hat im Laufe der letzten Stunden einen Kampf ausgefochten. Der Schnitt am rechten Ärmel seiner Jacke ist kaum sichtbar, aber ich weiß, dass er gestern noch nicht da war. Ah. Die Spuren unter den Fingernägeln und am Nagelbett sprechen ebenfalls eine deutliche Sprache. Getrocknetes Blut, nur nachlässig abgewaschen. Ich glaube nicht, dass der Clan heute jagen war. Nicht an dem Tag, an dem der tote Fürst bestattet wird.
    Immer noch habe ich Sandors Frage nicht beantwortet, stattdessen werde ich einen Schuss ins Dunkel wagen. Wenn ich es schaffe, ihn zu verblüffen, gelingt es mir vielleicht auch, ihn zu überrumpeln und herauszufinden, was zwischen ihm und Quirin vorgefallen ist.
    »Yann«, beginne ich. »Ist er schwer verletzt?«
    Ruckartig wendet Sandor mir den Kopf zu. »Mit wem hast du gesprochen?«
    Also ein Treffer. »Mit niemandem. Ich habe nur ein paar naheliegende Schlüsse gezogen.« Soll er mich ruhig für arrogant halten. Alles, was ihn aus der Reserve lockt, kann hilfreich für mich sein.
    In seinem Gesicht arbeitet es, seine Kiefermuskeln treten deutlich hervor. »Eine Fleischwunde, die er sich selbst zuzuschreiben hat.«
    Davon bin ich überzeugt. »Gut, dass dir nichts passiert ist.«
    Sandor presst die Lippen aufeinander, dann steht er abrupt auf. »Ich muss zurück.«
    »Ich weiß. Aber zuerst musst du mir etwas erklären.«
    Seine Augen waren schon immer dunkel, doch jetzt wirken sie fast schwarz. »Das kann ich nicht.« Er

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