Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verschworenen

Die Verschworenen

Titel: Die Verschworenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
Vom Netzwerk:
immer richtig gefunden. Heute bin ich mir nicht mehr so sicher.«
    Er holt den Proviant aus dem Rucksack, den Quirin uns mitgegeben hat. »Lasst uns essen. Und dann schlafen. Morgen sollten wir bei Tagesanbruch weitergehen.«
    Es ist offensichtlich, dass Aureljo es eilig hat, die Sphäre zu erreichen. Nicht ohne Grund, denn Quirin hat uns gewarnt: Wenn Vienna 2 seinen Bedarf an neuen Arbeitskräften gedeckt hat, werden die Tore geschlossen. Wir haben also keine Zeit zu verlieren.
    Nach dem Essen kommt der Schlaf schnell zu mir und beschert mir gnädigerweise keine Bilder von Sandor, sondern einen Traum, in dem ich gemeinsam mit Grauko durch die Regalschluchten des Tiefspeichers spaziere und er mir erklärt, wie man mit Büchern spricht. Dass man sie vorsichtig zwischen ihren Nachbarn herausziehen muss –
    Durchdringendes Quietschen.
    »… schon gedacht, du findest es nicht mehr!«
    Die Stimme hat nichts mit meinem Traum zu tun.
    Ich reiße die Augen auf, bevor ich noch richtig wach bin, kann aber nicht das Geringste sehen. Einen Moment lang weiß ich nicht, wo ich bin, dann kehrt die Erinnerung zurück.
    In einer gut erhaltenen Ruine mit verrosteten Türscharnieren am Eingang. Auf dem Weg nach Vienna 2.
    Allmählich gewöhnen sich meine Augen an die Dunkelheit. Durch den Spalt in der Mauer dringt nicht nur Nachtluft, sondern auch ein schmaler Streifen Mondlicht.
    »Ich finde alles, wenn mich keiner ablenkt. So, und jetzt such dir einen trockenen Platz, ein paar Stunden kannst du schlafen.«
    Die erste Stimme war die eines Mannes, die zweite weiblich, beide klingen jung.
    Ich kann sie unter uns rumoren hören und hoffe inständig, dass sie nicht auf die Idee kommen, die Treppe hochzugehen und sich im ersten Stockwerk umzusehen.
    Neben mir beginnt Aureljo leise zu schnarchen und ich boxe ihn leicht gegen die Rippen. Er dreht sich zur Seite, schläft aber weiter, ab jetzt geräuschlos, hoffe ich. Wenn ich jedes Wort verstehen kann, das unten gesprochen wird, hören die Neuankömmlinge ebenso jeden Ton von uns.
    Wieder Schritte. Die beiden, die ich bisher wahrgenommen habe, sind nicht allein.
    »Es sind Wölfe unterwegs«, sagt eine dunkle, raue Männerstimme und eine weitere stimmt heiser zu.
    »Ja. Verdammt, wenn es heller wäre, würde ich zwei davon erlegen. Wäre nicht schlecht, ein Gastgeschenk zu überreichen.«
    Das Mädchen lacht. »Unsere Überraschung ist viel besser als jedes Geschenk. Nicht wahr?«
    »Ich hoffe, du hast recht.« Wieder der junge Mann. »Wenn du dich irrst, wird er wütend sein, vermute ich …«
    Mein Herz schlägt plötzlich schneller. Ich glaube, ich kenne diese Stimme. Aber woher? Ich schaffe es nicht, das passende Gesicht mit ihr zu verbinden.
    »Er ist nicht der Typ, der leicht wütend wird«, erwidert das Mädchen. »Mein Vater kennt ihn. Er soll einer der friedlichsten Fürsten überhaupt sein.«
    »Was ja nicht viel heißt.« Wieder der junge Mann. Ich kenne die Stimme, ich kenne den Tonfall. Diesen Hauch von Arroganz. Ist es einer der Dornen? Nicht Yann, nicht Milan, auf keinen Fall Bojan, und Sandor schon gar nicht.
    »Je weiter wir kommen, desto lieber möchte ich wieder umkehren«, fährt er fort. Aus einer Sphäre. Ich kenne die Stimme aus einer Sphäre, natürlich. Man hört die Sprachfärbung noch durch, es ist die gleiche wie meine, obwohl der Sprecher sich den Außenbewohnern ganz gut angepasst hat.
    »Kommt nicht infrage!«, erklärt das Mädchen. »Umkehren ist für Lieblinge.« Sie lacht.
    Neben mir rührt sich Dantorian im Schlaf. Seine Hand rutscht von seiner Brust auf den Boden.
    »Still!«, ruft der mit der heiseren Stimme. »Ich habe etwas gehört. Ich glaube, da oben ist jemand.« Metallisches Klirren, als hätte jemand eine Waffe gezogen. »Wir sollten nachsehen.«
    Ich halte die Luft an. Es ist nicht möglich, dass sie uns bemerkt haben, oder doch?
    »Ich sehe heute nirgendwo mehr nach«, sagt der andere Mann. »Ich kenne die oberen Stockwerke, da gehen nur Idioten rauf. Tritt auf die falsche Stelle und du brichst durch.«
    Auch das ist keine gute Nachricht, aber immer noch besser als ein bewaffneter Krieger eines feindlichen Clans, der uns aufstöbert. Erst recht in der Kleidung von Sphärenbewohnern.
    »Außerdem«, fährt der Mann fort, »stinkt es von oben her wie die Hölle. Da verwest jemand und ich habe keine Lust, auf alte Gesichter in neuem Zustand zu treffen.«
    Der Geruch ist in unserer Ecke kaum wahrzunehmen, aber selbst wenn, wäre er mein

Weitere Kostenlose Bücher