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Die Verschworenen

Die Verschworenen

Titel: Die Verschworenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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sich uns nicht angeschlossen. Mit mir hat er kaum noch ein Wort geredet und ich kann es ihm nicht verdenken. Er bleibt allein in unserem Gewölbe zurück und wird unbeschreiblich einsam sein. So wie er es sieht, habe ich ihn im Stich gelassen.
    Ich hoffe, er wird meinem Vorschlag folgen, weiter nach der Chronik zu suchen. Die vorhandenen Teile habe ich ihm gegeben, ich kann sie fast auswendig.
    »Wenn ich zurückkomme, ist der Stapel mindestens doppelt so dick«, habe ich zu ihm gesagt.
    »Du wirst nicht zurückkommen«, war seine Antwort.
    Große Schritte. Wir bemühen uns, schnell zu sein, denn wir sind einen halben Tag später aufgebrochen als ursprünglich geplant. Das ist meine Schuld; durch meine späte Entscheidung hat sich alles verzögert.
    Während ich mich bemühe, Aureljos zügiges Tempo zu halten, suche ich die Umgebung nach einer bestimmten Silhouette ab, ohne zu wissen, ob ich mir wünsche oder ich mich fürchte, sie zu sehen. Dass Sandor sich nicht von uns verabschieden würde, war mir klar, aber ich hatte damit gerechnet, dass er irgendwo stehen würde, ein entfernter Beobachter, der Zeuge unseres Aufbruchs sein will.
    Aber es ist nichts von ihm zu sehen. Vielleicht ganz gut so, denn es ist Zeit, Sandor aus meinem Kopf zu verbannen. Der Gedanke an ihn darf mich nicht ablenken. Es ist ein anstrengender und schmerzhafter Prozess, aber ich werde ihn bewältigen, schließlich habe ich endlich wieder ein Ziel, auf das ich hinarbeiten kann.
    Ich hatte völlig vergessen, wie gut das tut.
    Für die nächste Steigung brauche ich meine ganze Konzentration. Schnee ist hier kaum noch vorhanden, dafür versinken wir knöcheltief im Matsch. Ich rutsche aus, schaffe es aber im letzten Moment, einen Sturz zu vermeiden. Als Sindra Holun besitze ich nur eine einzige Garnitur Kleidung, die darf ich nicht ruinieren. In der Sphäre werde ich neu eingekleidet, entsprechend dem mir zugeteilten Arbeitsbereich.
    Vienna 2 ist etwas mehr als einen halben Tagesmarsch entfernt. Ich erinnere mich noch, wie Lennis mir das erzählt hat, am ersten Tag bei den Dornen. Doch wie es aussieht, werden wir nicht rechtzeitig vor Sonnenuntergang ankommen, und Aureljo hält bereits Ausschau nach einem sicheren Platz zum Übernachten.
    Der Aufstieg hat mich ins Schwitzen gebracht und mir den Atem genommen; auf der Kuppe bleibe ich stehen und stütze die Hände in die Seiten. Die Sonne steht schon tief am Himmel, das lässt sich trotz der Wolken erkennen.
    Dantorian ist mit einer selbst gezeichneten Karte ausgerüstet, auf der er mit Quirins Hilfe mögliche Raststellen markiert hat – Ruinen, die angeblich sicher sind.
    »Wenn wir uns links halten und uns beeilen, sollten wir den Unterschlupf hier«, er legt einen Finger auf die Karte, »noch vor Sonnenuntergang erreichen. Quirin meinte, das wäre einer der besten Plätze, um haltzumachen.«
    Wir überlassen ihm die Führung. Dantorian hat sich in den letzten Stunden als hervorragender Anführer unseres kleinen Trupps erwiesen, sein Orientierungssinn ist praktisch unfehlbar. Ohne ihn wären Aureljo und ich schon zwei Mal in die falsche Richtung gelaufen.
    Weiter. Während ich Dantorian hinterhereile, halte ich Ausschau nach Spuren, doch die sind nicht mehr so leicht zu finden, seit der Großteil des Schnees geschmolzen ist. Einmal entdecke ich den Abdruck einer Wolfstatze auf einem verbliebenen Schneefleck und sehe mich hektisch nach dem dazugehörigen Tier und seinem Rudel um, aber das scheint nicht mehr in der Nähe zu sein. Niemand von uns ist geübt im Fährtenlesen, wir können nicht beurteilen, wie alt die Spur ist. Obwohl die Luft rein sein dürfte, beschleunigt Dantorian seine Schritte und ich kann es ihm nicht verdenken. Die Erinnerung an sein zerbissenes Bein kann kaum verblasst sein; er hinkt immer noch leicht, wenn er müde ist.
    Dämmerung. Bisher ist uns niemand begegnet, aber das wird sich ändern, sobald wir näher an Vienna 2 herankommen. Dort blüht der Handel , hat Lennis uns erklärt. Gerade während des Arbeiterwechsels, das ist die Gelegenheit, um geklautes Zeug an die Grenzgänger zu verscherbeln. Oder an wandernde Clans.
    Das lässt darauf schließen, dass wir noch einen weiten Weg bis zur Sphäre vor uns haben, was mich in gewisser Weise erleichtert. Die Vorstellung, wie wir schon vor dem Eingang erkannt, von Sentineln festgenommen und in die unterirdischen Zellen geschleppt werden, ist mein ständiger Begleiter.
    Wir erreichen den Unterschlupf, kurz bevor es

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