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Die Verschworenen

Die Verschworenen

Titel: Die Verschworenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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richtig dunkel wird. Das Haus ist fast zu gut erhalten, um es guten Gewissens als Ruine bezeichnen zu können, und es verfügt über mehrere Stockwerke. Die Wände der beiden unteren Etagen wirken völlig intakt, wenn man von den Fenstern absieht, die mit Ziegeln zugemauert wurden. Erst das dritte Stockwerk befindet sich unter freiem Himmel, da das Dach fehlt.
    Wir betreten das Gebäude durch eine Tür, die metallisch in den Angeln knirscht, als wie sie öffnen und hinter uns wieder schließen. Ich halte die Luft an und sehe Aureljo und Dantorian das Gleiche tun. Wer sagt eigentlich, dass das Haus nicht längst andere Reisende beherbergt? Die im nächsten Moment mit Messern und Keulen auf uns losgehen werden?
    Doch es bleibt ruhig. Keine Rufe, keine Schritte. Niemand stürmt den Vorraum, in dem wir stehen und gegen die Furcht ankämpfen, die in uns hochsteigt.
    Ein Versteck wie dieses kann schnell zur Falle werden. Das haben wir bereits einmal erlebt.
    Rechts von uns führt eine steinerne Treppe nach oben, die Kanten der Stufen sind von tausendmaligem Darüberlaufen glatt geschliffen.
    Aureljo deutet nach oben. »Da werden wir nicht sofort gefunden, wenn jemand nur eine kurze Pause machen will. Außerdem ist eins der Fenster schlampig zugemauert. Da ist ein Spalt, durch den wir nach draußen schauen können.
    Nicht dass uns das in der Nacht viel nützen würde, trotzdem folgen wir Aureljos Vorschlag. Ich leuchte mit meiner Stablampe die Treppen hinauf, mit der Stablampe, die ich eigentlich Tycho schenken wollte, damit mich nicht mehr an Sandor erinnert als das Brennen in meinem Inneren. Aber Tycho wollte sie nicht, weil sie von mir war. Von Ria, die ihn im Stich lassen würde. Aureljos Leuchte zu akzeptieren, war dagegen kein Problem für ihn.
    Steinerne Stufen knarzen nicht. Wir huschen hoch, einer nach dem anderen, und finden uns auf einem Treppenabsatz wieder, von dem drei Türen abgehen. Von der linken Seite her riecht es schauderhaft nach totem Tier, hinter der mittleren Türschwelle häuft sich Schutt, aber rechts von uns sieht es einladend aus. Eine Tür, die noch an einer ihrer Angeln hängt, dahinter beinahe sauberer Holzboden. Aufgeworfen und mit breiten Spalten zwischen den einzelnen Brettern, ansonsten aber unversehrt.
    Wir einigen uns wortlos. Aureljo überprüft die drei Räume, die hinter der Tür liegen, und winkt uns zu sich, als er sich vergewissert hat, dass die Luft rein ist.
    »Eine Wohnung.« Dantorian sieht sich fast ehrfürchtig um. »Hier haben vor der Langen Nacht Menschen gelebt, ich hätte nie gedacht, dass ich einmal eine richtige Wohnung betreten würde.« Er berührt die Wand und zieht vorsichtig etwas ab. Einen schmalen Streifen, wie brüchiges Papier.
    »Tapete«, sagt er gedankenverloren.
    »Woher weißt du das alles?« Ich bin damit beschäftigt, meine Decke aus dem Rucksack zu ziehen, die dünne Thermodecke, die noch aus einem unserer Notfallpacks stammt und mit der ich lebhafte Erinnerungen ans Fliehen verbinde. Sie hält mich warm, aber ich fühle mich nicht behaglich dabei.
    »Ich habe drei Semester alte Architektur belegt«, erklärt Dantorian. »Es muss fantastisch gewesen sein, vor der Langen Nacht zu leben. Es gab so viele Dinge, die keine Funktion hatten, sondern einfach nur schön waren oder Spaß machten. Tapeten waren zum Beispiel dazu da, aus einer weißen Wand eine gemusterte Fläche zu machen. Oder sie zu einem riesigen Bild werden zu lassen, das hieß dann, warte mal …« Er kneift die Augen zusammen, konzentriert sich. »… Fototapete! Genau.«
    Er sieht sich um und deutet auf den kleinen Raum rechter Hand. »Das dort war die Küche. Dann gab es ein Wohn-, ein Schlaf- und ein Kinderzimmer, zumindest war das die übliche Aufteilung. Im Wohnzimmer kamen alle zusammen, um sich zu unterhalten oder um zu tun, was man als Familie eben so getan hat.« Er seufzt. »Ich würde so gern in die Vergangenheit reisen, um zu sehen, wie es war. Für einen Tag wenigstens!«
    »Es gibt doch Bilddokumente.«
    Eine wegwerfende Handbewegung. »Das, was wir uns ausleihen durften, war uninteressant. Ist dir das nie aufgefallen? In keinem der genehmigten Filme kamen Familien vor, oder allzu viel Sonne. Damit wir keine Sehnsucht bekommen.«
    Auch Aureljo hat seine Decke ausgepackt und sie sich um die Schultern gelegt. Er steht an der zugemauerten Öffnung, die früher ein Fenster war, und späht durch den Spalt nach draußen. »Stimmt, Dan. Mir ist das auch aufgefallen und ich habe es

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