Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verschworenen

Die Verschworenen

Titel: Die Verschworenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
Vom Netzwerk:
eingelassen.
    »Mir geht es gut.« Ich wehre Krunnos stützenden Arm ab und setze mich wieder in Bewegung. »Mir ist nur gerade eingefallen, dass ich etwas Wichtiges vergessen habe. Egal.«
    Ich dränge Curvelli aus meinen Gedanken. »Wem werde ich in Vienna 2 begegnen, Krunno? Wem kann ich vertrauen und wem sollte ich besser aus dem Weg gehen?«
    Er sieht mich aus großen Augen an. »Diese Frage bekomme ich zum ersten Mal von einem Neuankömmling gestellt.« Mit seiner schwieligen Hand reibt Krunno sich die Stirn. »Timwe ist ein guter Vorarbeiter, er schindet seine Leute nicht, sondern gönnt ihnen auch mal eine Minute mehr als die regulären Pausen. Wenn du für die Agrarkuppel eingestellt wirst, sieh zu, dass man dich Timwe zuteilt. Im Küchenbereich ist Ulrik ganz erträglich, ganz im Gegensatz zu Saffa, die ist ein unfassbar böses Geschöpf. Klaut Lebensmittel und schiebt es ihren Untergebenen in die Schuhe. Bespitzelt alle und spielt sie gegeneinander aus. Vor ihr nimm dich in Acht, genauso wie vor Himon, dem Leiter der Wäscherei, der prügelt seine Arbeiter.«
    Krunno mustert mich und zieht die Nase hoch. »Für welche Bereiche kommst du denn überhaupt infrage?«
    Ich bete herunter, was ich über Sindra Holuns Karriere weiß. »Also, ich war Küchenhilfe, habe in der Kantine gearbeitet, außerdem im Pflegedienst und als Näherin.« Sollte man mich in die Näherei der Sphäre stecken, kann ich nur möglichst schnell versuchen, mir die Finger zu brechen. Meine gesamte Näherfahrung beschränkt sich auf eine knappe Stunde, die ich mit einigen Kindern des Clans Schwarzdorn beim Zusammensticheln von Stoffresten verbracht habe.
    »In der Kantine wärst du gut aufgehoben, denke ich. Versuch das. Die Leiterin des Bringdienstes ist ganz freundlich. Gelunda wird sich zwar nicht hinter dich stellen, wenn du Mist baust, aber sie lässt dich in Ruhe, solange du deine Sache gut machst.«
    Tabletts in die Quartiere zu bringen, traue ich mir zu. Feldarbeit und Küchendienst auch. Ich habe den Arbeitern in der Sphäre Hoffnung so oft zugesehen, ich weiß, worin die wichtigsten Handgriffe bestehen, und wenn ich mich zu Beginn ungeschickt anstellen sollte, werde ich mich schon herausreden können.
    »Welches sind die besten Quartiere?«, fragt Aureljo. Dantorian und er haben zu uns aufgeschlossen.
    »Die in Kuppel 3a und 5b«, antwortet Krunno, ohne zu zögern. »Dort ist die Belüftung gut und die Heizelemente sind ausreichend. Versucht, 4a zu meiden. Gleich daneben befindet sich der Maschinenraum mit der Wärmepumpe; der Lärm bringt einen um den Verstand.«
    Nicht 4a, präge ich mir ein. Ich muss schlafen können – Übermüdung ist eine gefährliche Sache, wenn man in einem ungewohnten Umfeld bestehen und auf einen falschen Namen reagieren muss.
    Wir schlagen einen beschwerlichen Weg zwischen eingestürzten Häusern ein, der von dem abweicht, den Dantorian auf seiner Karte verzeichnet hat.
    »Ich hatte den Eindruck, ihr würdet lieber unter euch bleiben«, begründet Krunno seine Entscheidung. »Auf der anderen Route herrscht ziemlicher Betrieb. Arbeiter, Sentinel und Kollegen von mir. Außerdem ist dieser Weg hier kürzer.«
    Ich kann keine Anzeichen dafür erkennen, dass Krunno uns anlügt, also folgen wir ihm. Tatsächlich zeichnen sich eine Stunde später in einiger Entfernung die blasenförmigen Kuppeln einer Sphäre gegen den Horizont ab. Mein Magen zieht sich zusammen. Wir gehen zurück zu unseresgleichen.
    Krunno ist sein Honorar wert, daran gibt es nichts zu rütteln. Obwohl wir aufgehört haben, Fragen zu stellen, spricht er unbeirrt weiter, erzählt von den kleinen Schwächen des Sphärenmeisters (für Süßes und hochprozentige Getränke), den Lücken im System (geklaute Güter lassen sich am besten frühmorgens am Ruhetag nach draußen bringen) und spart nicht mit praktischen Tipps (in der Essensschlange ganz links bekommt man die größten Portionen).
    Während er spricht, kann ich meine Augen kaum von der Sphäre lassen. Gerade ist die Sonne hervorgekommen und bringt die riesigen transparenten Kugeln zum Leuchten.
    Die Außenmauer ist hier niedriger als üblich, aber man kann bereits die grauen Uniformen der Sentinel erkennen, die dort patrouillieren.
    Erstmals kommen uns jetzt Menschen entgegen: zwei Frauen, die unter ihren Thermojacken gelbe Overalls tragen, und ein Mann ganz in Grün. Er hebt grüßend eine Hand und wir erwidern die Geste.
    »Beeilt euch«, ruft er. »Sind nicht mehr viele Plätze

Weitere Kostenlose Bücher