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Die Verschworenen

Die Verschworenen

Titel: Die Verschworenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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frei.«
    »Wohin zieht es euch denn?«, erkundigt sich Krunno.
    »Basel 1. In drei Stunden fährt die Magnetbahn ab. Dort drüben.« Der Mann zeigt auf eine Halbkugel aus Hermetoplast, etwas abseits der Sphäre. Ich kenne diese Art Konstruktion. Sie beherbergt die Waggons und klappt erst auf, sobald die Bahn abfährt. Das macht es Plünderern praktisch unmöglich, sich einzuschleichen und die wertvollen Rohstoffe, aus denen die Züge bestehen, zu stehlen.
    »Viel Glück.« Ich lächle aufmunternd. »Das ist eine weite Reise.«
    »Aber eine, die sich lohnt.« Der Mann strahlt. »In Basel 1 sind neue Arbeiterquartiere gebaut worden und sie haben praktisch alle Prims aus der Umgebung vertrieben. Das Paradies, angeblich. Sogar die Vorarbeiter sollen freundlich sein, das wird eine nette Abwechslung.« Die wegwerfende Geste, die er zu den Kuppeln von Vienna 2 hin macht, spricht Bände. »Und sie suchen Leute. Na? Wollt ihr es euch nicht anders überlegen?«
    »Halt den Mund«, zischt eine der Frauen und zerrt den Mann weiter. »Willst du, dass sie uns die besten Jobs wegschnappen?«
    Der Mann zuckt verlegen mit den Schultern, winkt uns noch einmal zu und wendet sich dann ab.
    Ich wechsle einen Blick mit Aureljo. Niemand aus dem Sphärenbund würde uns in Basel vermuten. Dort wären wir sicherer als hier, keine Frage …
    Doch er schüttelt den Kopf und im Grunde bin ich seiner Meinung. Wir haben einen halben Tagesmarsch zwischen uns und Tycho gebracht, das ist vertretbar. Etwas anderes war nicht vereinbart. Was auch immer geschehen wird, es wird in Vienna 2 geschehen.

24
    Vor der Schleuse hat sich eine kleine Menschenschlange gebildet, aus etwa fünfzehn oder zwanzig Personen.
    »Ich werde euch hier verlassen«, erklärt Krunno. »Aber mit gutem Gewissen; ich habe euch alles mitgeteilt, was für euch nützlich sein könnte.«
    Nicht alles, was er weiß, wohlgemerkt.
    Trotz meiner Nervosität gelingt mir ein Lächeln. »Danke. Eins noch: Wenn ich dich bitten würde, jemandem eine Nachricht zu überbringen und dafür, sagen wir, einen halben Tagesmarsch zurückzulegen, würdest du das tun?«
    Er hebt die Augenbrauen. »Es gibt keine Sphäre in dieser Entfernung.«
    »Ich weiß. Das beantwortet aber nicht meine Frage.«
    »Sicher würde ich.« Er grinst, seine runden Wangen glänzen. »Wenn der Preis stimmt.«
    Ich ziehe die Decke aus meinem Rucksack und überreiche sie ihm. »Natürlich. Und wie nehme ich Kontakt zu dir auf, ohne dass meine Vorgesetzten davon Wind bekommen?«
    »Frühmorgens am Ruhetag drücken sich die Grenzgänger gern nahe der Sphäre herum. Ich sagte ja, das ist der Tag, an dem die hohen Herrschaften etwas länger schlafen und das Fußvolk die Gelegenheit nutzt, seine Tauschgeschäfte abzuwickeln. Das wird euch in Vienna 2 nicht sehr schwer gemacht.« Er deutet mit dem Kopf nach links. »Siehst du den kleinen Wall dort? Dahinter gehe ich am Ruhetag manchmal spazieren. Vielleicht haben wir Glück und begegnen einander wieder.«
    Er sammelt noch Dantorians und Aureljos Decken ein, verbeugt sich übertrieben höflich und geht dann den Weg zurück, den wir hergekommen sind.
    Ein idealer Zeitpunkt, denn wir sind jetzt so nah, dass wir von der Sphäre aus gesehen werden können.
    Aber nicht erkannt. Keinesfalls erkannt. Das sage ich mir mit jedem Schritt, den ich näher an Vienna 2 herangehe, und mit jedem Schritt wird es weniger wahr.
    Alles, wovor ich Aureljo gewarnt habe, jedes Szenario, das ich ihm ausgemalt habe, habe ich wieder vor Augen. Was, wenn sie Fotos unserer Gesichter auf die Videoschirme gestellt haben? Von mir gibt es außerdem Filmaufnahmen, von den anderen vermutlich ebenso. Wenn diese Filme oft genug öffentlich gezeigt wurden, erkennen mich die Bewohner sogar an der Stimme.
    Wenn.
    Die Warteschlange ist jetzt nur noch etwa zwanzig Schritte entfernt. Zwei nebeneinanderliegende Schleusen führen in die Sphäre, beide von Sentineln bewacht.
    Ich wappne mich innerlich. Wenn ich in ihren Augen plötzliches Erkennen sehe, oder auch nur einen allzu nachdenklichen, grüblerischen Blick, dann werde ich unter einem Vorwand umkehren und in das Halbdunkel des kleinen Wäldchens tauchen, das sich links von uns erstreckt.
    Wir sind am Ende der Schlange angekommen. Vor mir tritt eine mürrisch wirkende Frau mit verfilztem, schulterlangem Haar von einem Bein aufs andere. Sie trägt keine besonders warme Kleidung und friert sichtlich.
    »Ich habe schon gehört, dass sie langsam sein sollen in dieser

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