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Die verschwundene Frau

Die verschwundene Frau

Titel: Die verschwundene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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auf ihren Rat verlassen würde - ich habe das Gefühl, dass sie ihn oft vom rechten Pfad abbringt.«
    Was für eine gute Ehefrau sie doch war: Sie glaubte tatsächlich, dass ihr Mann das unschuldige Opfer schlechter Berater war. Aber ich würde sie nicht kritisieren - schließlich hatte sie sich für mich eingesetzt, ohne selbst davon zu profitieren. Ich fragte sie, was sie dazu gebracht habe, mich ihrem Mann zu empfehlen.
    Nun sah sie mich das erste Mal an. »Wissen Sie, ich habe nur ein einziges Mal selbst Geld verdient, das war als Teenager, da habe ich für andere Leute die Pferde versorgt. Ich liebe mein Leben und meinen Mann, aber ich habe mich schon oft gefragt, was ich tun würde, wenn er - und meine Familie - alles verlieren würden. Wäre ich in der Lage, mich selbst über Wasser zu halten, wie Sie es tun? Dass ich Ihnen helfen wollte, war wie... «
    "... eine Opfergabe an die Götter, damit sie Sie nie auf die Probe stellen?« sagte ich, als sie nach Worten suchte.
    Sie bedachte mich mit einem strahlenden Lächeln. »Genau! Wie schön Sie das ausgedrückt haben! Aber wenn Sie etwas von Robbie hören sollten, schicken Sie ihn doch bitte nach Hause. Selbst wenn er dort nicht immer glücklich ist, wollen seine Eltern nur sein Bestes. Außerdem glaube ich nicht, dass sie gegen BB gewinnen können. Er ist zu einflussreich und hat zu viele mächtige Freunde.«
    Da konnte ich nicht widersprechen. Ich schwieg eine Weile und meinte dann: »Mrs. Trant, Sie haben sich für mich eingesetzt, also bringe ich Sie ungern in Verlegenheit, aber ist Ihnen aufgefallen - oder besser gesagt: Würde es Ihnen auffallen, wenn einer der Männer, mit denen Sie gesellschaftlich verkehren, zum Beispiel BB oder Poilevy, das Emblem von einem Ferragamo-Schuh verloren hatte?«
    »Was für eine seltsame Frage. Das bedeutet wohl, dass Sie ein solches Emblem gefunden haben? Wo? Können Sie mir das sagen?«
    »Ganz in der Nahe des Ortes, an dem Nicola Aguinaldo - das frühere Kindermädchen der Baladines - gestorben ist.«
    Sie lächelte wieder. »Tut mir leid, aber solche Dinge fallen mir nicht auf. Doch jetzt muss ich los. Zu dieser Zeit muss ich mit einer Stunde auf dem Expressway rechnen, und heute abend kommen Leute vom Sender zu uns. Da werde ich ganz besonders auf die Füße der Gäste achten. Bitte vergessen Sie die Sache mit Robbie nicht, ja? Er muss wieder nach Hause.« Damit schien sie mich verabschieden zu wollen. Also dankte ich ihr für ihre Warnung und dafür, dass sie versucht hatte, meiner kleinen Detektei einen Auftrag zu verschaffen. Vielleicht hatte Baladine mich deshalb noch nicht umgebracht, dachte ich, während ich in mein Büro zurückging. Vielleicht hatte Teddy ihm gesagt, Abigail würde es nicht gutheißen, wenn sie mich beseitigten. Aber ich war mir sicher, dass sie wusste, wem der Schuh gehörte. Darauf hätte ich meine mickrige Rente verwettet.

Hilf mir, Vater, denn ich weiß nicht, was ich tue
    Um halb sechs schickte ich die Frau von der Agentur nach Hause, weil ich ihr keine Überstunden für eine Arbeit zahlen wollte, die ohnehin mindestens noch zwei bis drei Tage dauern würde. Außerdem wollte ich, dass sie ging, wenn noch genügend Pendler unterwegs waren und niemand, der sie vielleicht mit mir verwechselte, auf sie schießen konnte.
    Tessa arbeitete immer noch in ihrem Atelier, legte allerdings Hammer und Meißel weg, nachdem ich ihr ungefähr sechs Minuten lang zugeschaut hatte. Ich weiß, Künstler darf man nicht stören, wenn sie sich auf ihr Werk konzentrieren. Ich sagte ihr, dass ich mir wegen ihrer Sicherheit Sorgen mache, solange Baladine es auf mich abgesehen habe.
    »Ich nehme meinen Computer mit nach Hause. Das ist das einzige, was ich fürs erste aus dem Büro brauche. Und dann sage ich allen, dass ich die nächste Zeit nicht hier arbeite. Wir könnten eine kleine Videokamera in einer deiner Metallskulpturen verstecken und gleich neben dem Eingang aufstellen; dann hätten wir zumindest Aufnahmen von den Leuten, die hier einbrechen. Für noch mal fünfhundert Dollar könnten wir uns kleine Monitore besorgen, die den Eingang überwachen. Und wir konnten einen fünfstelligen Nummerncode installieren lassen, der nach dem dritten falschen Versuch innerhalb von zehn Minuten blockiert. Dann brauchst du dir wegen deiner Sicherheit wahrscheinlich keine Gedanken mehr zu machen.«
    Sie wischte sich das Gesicht mit einem benutzten Handtuch ab, so dass eine Schicht glitzernden Staubs auf ihren Wangen

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