Die verschwundene Frau
erinnerte und so peinlich war, dass er sich weigerte, ihn zu benutzen. War er Kubaner, oder waren seine Eltern zum Zeitpunkt seiner Geburt beruflich dort gewesen? Am liebsten wäre ich alte Unterlagen der Einwanderungsbehörde durchgegangen, um mehr über ihn herauszufinden, aber ich wusste, dass dieser Wunsch nur etwas mit meiner Frustration darüber zu tun hatte, dass ich einfach nicht vorankam.
Also wandte ich mich dem LifeStory-Bericht zu, den ich über Frenada angefordert hatte und der, weil ich ihn über Nacht hatte haben wollen, nicht ganz billig war. Ich kopierte den Bericht auf eine Diskette und druckte ihn dann aus.
Frenadas Finanzen waren klar geordnet: Er hatte ein Girokonto, auf dem die Ausgaben in etwa den dreitausendfünfhundert Dollar entsprachen, die er sich selbst als monatliches Gehalt gönnte. Sein Unternehmen mit dem Namen »Special-T Uniforms« bestand seit neun Jahren. Die Außenstände hatten sich in dieser Zeit von sechstausend Dollar jährlich auf vierhunderttausend erhöht.
Frenada stellte regelmäßig Schecks für die Ausbildung zweier Kinder - meines Wissens nicht seiner eigenen - in der katholischen Schule von St. Remigio aus. Ich konnte keinerlei Informationen über eine Heirat oder Unterhaltsübereinkünfte finden. Im Schnitt gab er mit seiner American Express und seiner MasterCard jeweils siebenhundert Dollar im Monat zum Leben aus. Er hatte ein Festgeldkonto mit zwanzigtausend Dollar und zahlte eine Hypothek auf eine Einhundertfünfzigtausend-Dollar-Eigentumswohnung im Irving-Park-Viertel ab, die im Todesfall an drei Kinder namens Caliente gehen sollte. Abgesehen davon fuhr er einen vier Jahre alten Ford Taunus, den er gerade abbezahlt hatte.
Kein Grundbesitz auf den Cayman-lnseln, keine Aktien oder Optionen. Keine Hinweise auf Drogenhandel und auch keinerlei ungewöhnliches Einkommen, von dem man auf Erpressung hatte schließen können. Entweder war Frenada ausgesprochen ehrlich oder so clever, dass nicht einmal LifeStory seine versteckten Vermögenswerte aufspüren konnte.
Welche Geheimnisse vermuteten Murray und Alex-Sandy also bei diesem Mann? Wenn er sich in seiner Jugend etwas zuschulden hatte kommen lassen, sollte mir das egal sein. Vielleicht hatte er ja einmal etwas gemauschelt, um irgendwo bevorzugt behandelt zu werden oder einen Kredit zu bekommen. Aber dann hatte er auch nichts anderes getan als Baladine und Rapelec in Afrika, nur in kleinerem Rahmen.
Ich rief Murray in seinem Büro an. »Ich kann den Frenada-Auftrag nicht annehmen. Du warst ja dabei, als Alex ihn mir angeboten hat, also gehe ich davon aus, dass ich das genausogut dir sagen kann.«
»Gut, ich sag's ihr. Gibt's irgendeinen besonderen Grund?«
Ich starrte den Fußboden an. Dabei fiel mein Blick auf die Wollmäuse rund um meinen Kopierer. »Ich hab' einfach zuviel zu tun«, sagte ich nach langem Schweigen. »Solche Nachforschungen würden mehr Ressourcen erfordern, als ich sie habe.
»Danke für dein Vertrauen, Vic. Ich werde Alex sagen, dass du zuviel zu tun hast.«
Ich hörte, dass er beleidigt war, also sagte ich hastig: »Murray, weißt du zufällig, was Global in dieser Sache wirklich vorhat?«
»Alex hat sich am Freitag mit mir darüber unterhalten«, sagte er ziemlich distanziert. »Vielleicht klingt das alles in deinen Ohren unglaubwürdig, aber du weißt eben nicht, wie die Dinge in Hollywood laufen. Da geht's ausschließlich ums Image, so sehr, dass dieses Image irgendwann realer wird als die wirkliche Welt. Laceys Erfolg und das Image von Global sind aufs engste miteinander verbunden. Sie wollen... «
»Ich weiß, was sie wollen«, sagte ich. »Ich weiß bloß nicht, warum sie's wollen. Ich habe in der realen Welt, in der ich lebe, mit dem Sicherheitschef vom Trianon gesprochen. Ich habe keine Ahnung, ob er mit dir auch so offen reden würde wie mit mir, aber du könntest es ja mal probieren.«
Dann legten wir, beide ein wenig verstimmt, auf. Armer Murray. Ob ich es aushielt, wenn Global ihn kaputtmachte?
Mary Louise tauchte so gegen zehn auf, nachdem sie Nate und Josh in den Sommerhort gebracht hatte. Sie würde einige Anrufe nach Georgia für mich erledigen, während ich vor ein paar Anwälten einen Vortrag hielt, die auf der Suche nach einer passenden Detektei waren. Solche Termine führen oft zu nichts, aber ich muss sie trotzdem wahrnehmen, und zwar mit dem entsprechenden Enthusiasmus, um auch meine potentiellen Kunden mitzureißen.
»Hast du diese Alex schon angerufen, um ihr
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