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Die verschwundene Frau

Die verschwundene Frau

Titel: Die verschwundene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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zu sagen, dass du die Sache mit Global nicht machst?« fragte Mary Louise, als ich meine Präsentationsmappe zusammenstellte.
    »Ja, Ma'am«, antwortete ich salutierend. »Oder besser gesagt: Ich hab' Murray informiert.«
    Gerade als ich das Büro verlassen wollte, klingelte das Telefon. Mary Louise ging ran. Ihr Gesichtsausdruck verdüsterte sich.
    »Warshawski Investigations... Nein, hier spricht Detective Neely. Ms. Warshawski will gerade zu einer Besprechung. Ich werde sie fragen, ob sie mit Ihnen sprechen will....Wenn man vom Teufel spricht«, fügte sie an mich gewandt hinzu, nachdem sie auf »stumm« geschaltet hatte.
    Ich ging zum Schreibtisch zurück.
    »Vic, ich bin wirklich enttäuscht, dass du den Auftrag nicht annehmen willst«, sagte Alex, ohne mich zu begrüßen. »Ich finde, du solltest dir das noch mal überlegen.«
    »Ich habe es mir schon überlegt, Sandy - ich meine Alex. Ich habe darüber nachgedacht und die Sache mit ein paar Leuten besprochen. Wir sind uns einig, dass das nicht der richtige Job für mich ist. Aber ich kenne den Sicherheitschef vom Trianon; du kannst dich drauf verlassen, dass er gut auf Lacey aufpasst.«
    »Du hast mit Lacey geredet, obwohl ich dich ausdrücklich gebeten habe, es nicht zu tun?« Ihre Stimme klang hart wie eine Ohrfeige.
    »Was hat Lacey mir denn deiner Meinung nach erzahlt, was ich nicht erfahren soll, Sandy?«
    »Ich heiße Alex, vielleicht könntest du dir das mal merken. Teddy Trant möchte wirklich, dass du den Auftrag übernimmst. Er hat mich persönlich gebeten, an dich heranzutreten.«
    Also hatte Abigail möglicherweise doch mitgemischt. »Wie aufregend. Ich hätte nicht gedacht, dass der große Boss meine Anwesenheit auf diesem Planeten überhaupt wahrnimmt. Es sei denn natürlich, BB Baladine hat ihm von mir erzahlt.«
    Das kam nicht gut an. »Er weiß von dir, weil ich dich empfohlen habe. Allerdings erst, nachdem Murray dich in höchsten Tonen gelobt hatte, das muss ich zugeben.«
    »Ich bin euch beiden wirklich dankbar, aber meine Antwort lautet immer noch nein.«
    »Dann machst du einen großen Fehler. Überleg's dir...«
    »Das klingt ja fast wie eine Drohung, Sandy. Ich meine Alex.«
    »Nein, es ist ein wohlgemeinter Rat. Obwohl ich selbst nicht so genau weiß, warum ich mir die Mühe mache. Überleg dir die Sache noch mal. Das Angebot steht bis morgen Mittag.« Dann legte sie auf.
    »Murray hätte sich wirklich was Besseres suchen können«, sagte Mary Louise nur, nachdem ich ihr den Inhalt des Gesprächs erzählt hatte.
    Meine Präsentation lief gut, die Anwälte gaben mir einen kleinen Auftrag mit der Aussicht auf größere. Als ich um vier Uhr wiederkam, hatte Mary Louise die Anrufe erledigt und einen ordentlichen Bericht geschrieben, den ich am nächsten Morgen Continental United überreichen konnte. Der Tag war um einiges produktiver gewesen als viele der vorhergehenden.
    Ich ergänzte den Bericht noch um ein paar Informationen und besuchte dann Lotty. Wir versuchen, uns einmal pro Woche zu sehen, doch dieser Abend war in jenem Monat der erste, den wir gemeinsam verbrachten.
    Während wir Räucherlachs auf ihrem winzigen Balkon aßen, erzählte ich Lotty das wenige, was ich über Nicola Aguinaldo wusste. Als ich Morrell erwähnte, verschwand Lotty in ihrem Arbeitszimmer und kam mit seinem Buch Vanishing into Silence über Menschen, die in Chile und Argentinien verschwunden waren, zurück. Ich warf einen Blick auf das Autorenfoto auf dem Schutzumschlag. Darauf war er sieben oder acht Jahre jünger. Er hatte ein schmales Gesicht und lächelte verlegen, als könne er es selbst kaum glauben, dass er sich fotografieren ließ.
    Ich lieh mir das Buch von Lotty, weil ich ein Gefühl dafür bekommen wollte, was und wie Morrell dachte. Danach unterhielten wir uns über die unterschiedlichsten Dinge. Lotty ist normalerweise ziemlich hektisch und aktiv, aber in ihrer Wohnung mit den polierten Fußböden und den bunten Farben fühle ich mich immer ruhig und geborgen.
    Lottys Arbeitstag beginnt um sechs, was bedeutete, dass ich früh ging. Als ich nach Hause kam, war meine Stimmung so gut, dass ich mich ein paar langweiligen Arbeiten widmete: Ich legte die Wäsche in den Schrank, putzte die Badewanne, die Küchenschränke und den Boden. Mein Schlafzimmer hätte einen Staubsauger vertragen können, aber dazu hatte ich keine Lust mehr. Also setzte ich mich ans Klavier und begann, mit steifen Fingern zu spielen.
    Vielleicht hatte Siekevitz recht gehabt,

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