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Die verschwundene Frau

Die verschwundene Frau

Titel: Die verschwundene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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sie sich wieder meldete, erklärte sie mir, Ms. Dowell sei leider nicht zu sprechen. Ich fragte sie, ob Ms. Dowell bereits aus Santa Monica zurück sei.
    »Ich kann Ihnen nur sagen, dass Ms. Dowell nicht zu sprechen ist«, meinte sie und legte auf.
    Ich war also seit meinem Gespräch mit Frank Siekevitz, dem Sicherheitschef des Trianon, zur Persona non grata geworden. Hatte Lacey dafür gesorgt oder hatte Alex Fisher das für sie erledigt? Ich wählte noch einmal die Nummer des Hotels und bat, mit Siekevitz verbunden zu werden.
    »Vicki!« Er klang verlegen. »Tut mir leid, aber sie will nicht mit dir sprechen. Das hat sie uns sogar schriftlich gegeben.«
    »Sie persönlich, Frank? Oder eher der Sender?«
    »Das kann ich dir nicht sagen. Aber du willst sie doch nicht weiter belästigen, wenn der Sender möchte, dass du nicht mit ihr redest, oder?«
    »O doch. Ich muss mich nämlich über etwas sehr Wichtiges mit ihr unterhalten.«
    »Nichts kann so wichtig sein, Vicki, glaub mir das.« »Also war's der Sender.«
    Er lachte ein wenig unsicher und legte auf. Am liebsten wäre ich, so schnell meine lädierten Beine mich trugen, zum Trianon gehumpelt, aber ich musste an das denken, was Mary Louise gesagt hatte. Was würde es mir nutzen, wenn ich in dem Hotel auftauchte? Frank würde mich abblitzen lassen, weil die Riesen, wie Mary Louise sie genannt hatte, nichts dem Zufall überließen. Sie hatten ihm entweder gedroht oder ihm etwas geboten.
    Diese Riesen kannten unsere Stärken und Schwächen. Das war mir Samstag nacht klargeworden: Sie hatten gewusst, dass ich den Köder schlucken und mich auf die Sache stürzen würde, ohne sie wirklich durchdacht zu haben. Johanna von Orleans hatte Lotty mich genannt. Warum glaubte mir nur niemand, dass ich nicht die Absicht hatte, Orleans zu befreien? Eigentlich wollte ich nur weiter kleine Aufträge für Continental United erledigen, bis ich genug Geld für ein geruhsames Alter beisammen hatte, das ich in meinem eigenen Haus in Umbrien verleben würde, zusammen mit meinem selbst angebauten Orvieto Classico und meiner Golden-Retriever-Zucht.
    Frustriert schaltete ich den Fernseher ein, um mir die Nachrichten anzuschauen, obwohl ich ein wenig Angst davor hatte, tatsächlich etwas über Frenada zu hören. Der Kanal von Global strahlte die Lokalnachrichten um vier aus. Dabei handelte es sich um die übliche Mixtur aus Sex und Gewalt: ein umgestürzter Lastwagen auf einer Mautstraße, Flammen und Wracks, ein paar Leute, die schrien, sie hätten die Explosion gehört und gedacht, der Dritte Weltkrieg sei ausgebrochen. Aber nichts über Frenada und zum Glück auch nichts über mich.
    Als die Werbung kam, stellte ich den Ton ab, aber nachdem ein Lastwagen den Grand Canyon hochgeklettert war und ein Reinigungsmittel Ölflecken von einer weißen Bluse entfernt hatte, wurde plötzlich eine Landkarte eingeblendet, auf der sich eine gepunktete Linie zwischen Mexiko und Chicago befand. Dann tauchte Murrays Gesicht auf. Ich schaltete hastig den Ton wieder an, hörte aber nur noch: »Dienstag abend um neun. Chicagos neueste Neuigkeiten, Insidernews von Murray Ryerson.«
    Danach ließ ich den Sender eine halbe Stunde weiterlaufen, sah mir die Wiederholung einer langweiligen Sexkomödie sowie ungefähr zwanzig Werbespots an, bis endlich wieder die Landkarte eingeblendet wurde. »Landwirtschaftliche Erschließungsgebiete. Der Ideale Weg für kleine Geschäftsleute, die es bis ganz nach oben schaffen wollen. Aber manchmal nehmen sie staatliche Agrarzuschüsse und bauen damit Kokain an. Begleiten Sie Murray Ryerson nach Chicago und erfahren Sie, wie mexikanische Einwanderer mit unverdächtigen Unternehmen wie Trikotfabriken ihre Drogendeals kaschieren. Dienstagabend um... «
    Ich schaltete den Fernseher aus. Egal, ob Johanna von Orleans oder nicht, allein gegen die Riesen oder nicht - ich konnte nicht hier auf dem Wohnzimmerteppich von Lotty herumliegen, während Global Murray benutzte, um Frenadas Ruf zu ruinieren. Ich wollte gerade Murrays Nummer wählen, als nur klarwurde, dass das nur eins dieser Gespräche werden würde, in denen ich ihn beschuldigen und wir dann irgendwann beide den Hörer auf die Gabel knallen würden.
    Ich ging stirnrunzelnd in Lottys kleines Arbeitszimmer. Sie legt keinen großen Wert auf technische Ausstattung in ihrer Wohnung, hat aber immerhin eine Schreibmaschine. Bis vor ein paar Jahren hatte ich selbst noch eine benutzt. Ich suchte in Lottys Schubladen nach einem

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