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Die verschwundene Frau

Die verschwundene Frau

Titel: Die verschwundene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Umschlag, und als ich einen gefunden hatte, tippte ich LACEY DOWELL, TRIANON HOTEL, DREHBUCHÄNDERUNGEN. PER BOTEN in Großbuchstaben darauf. In die linke Ecke kam die Chicagoer Adresse von Global.
    Liebe Ms. Dowell, schrieb ich.
    Wissen Sie, dass Global am Dienstag abend eine Sendung ausstrahlen wird, in der Lucian Frenada als Drogenhändler denunziert wird? Wissen Sie, warum der Sender das vorhat?
    Sind Sie damit einverstanden? Und wissen Sie außerdem, wo Mr. Frenada sich aufhält? Ich bin eine Privatdetektivin, die zufällig in diese Angelegenheit hineingeraten ist, und ich bin mir fast sicher, dass eventuelle Beweise gegen ihn nicht echt sind. Wenn Sie irgendeinen Grund kennen, warum der Sender so etwas tun könnte, erwarte ich Sie unten im Foyer, um mich mit Ihnen zu unterhalten. Natürlich können Sie mich auch gerne anrufen, wenn Ihnen das lieber ist.
    Dann schrieb ich noch meine Privat- und meine Büronummer dazu, steckte den Brief in den Umschlag und verschloss ihn mit Klebestreifen. Hinterher formulierte ich eine Nachricht für Lotty, in der ich ihr mitteilte, dass ich wieder nach Hause zurückkehrte und sie abends anriefe. Schließlich fuhr ich mit dem Aufzug hinunter in den Eingangsbereich, wo ich mir vom Portier ein Taxi rufen ließ.
    Hilfe von einem Freund?
    Niemand verwehrt einem den Zutritt zu einem erstklassigen Hotel, solange man ordentlich gekleidet ist. Ich ließ den Taxifahrer unten vor meiner Haustür warten, während ich oben in meinen sandfarbenen Hosenanzug schlüpfte und Make-up auflegte. Es war Ende Juni, und die Hitze ließ nicht nach. Der Stoff rieb unangenehm an meinen Schnitten und blauen Flecken, aber der Page im Innern des Trianon nahm den Umschlag sowie einen Zehner mit dem respektvollen Versprechen entgegen, dafür zu sorgen, dass er sofort zu Ms. Dowells Suite gebracht würde. Ich setzte mich in eine Nische ein wenig abseits vom Hauptbereich und blätterte ein paar Zeitungen durch, aber trotz der Versicherung des Pagen, dass das Kuvert an Ms. Dowell ausgehändigt worden sei, kam keine Nachricht für mich.
    Ohne selbst ein Zimmer im Hotel zu buchen, würde ich nicht in die oberen Geschosse des Gebäudes gelangen, wenn Lacey mich nicht zu sich bat, denn im Trianon achtete eigens jemand darauf, dass niemand unbefugt die Fahrstühle benutzte.
    Ich las Washingtoner Klatschgeschichten, was ich normalerweise nie tue; ich las sogar über das traurige Ende eines noch nicht identifizierten Mannes Ende Dreißig, den man in Belmont Harbor aus dem Wasser gezogen hatte, aber von oben wollte einfach keine Nachricht für mich kommen. Frustration begann in mir aufzusteigen, was dazu führte, dass ich den Schmerz in meinen Muskeln wieder wahrnahm.
    Vielleicht würde mir nach einer ordentlichen Mütze Schlaf eine andere Methode einfallen, die Sache mit Frenada und Global weiterzuverfolgen; jetzt jedenfalls hatte ich nur noch die Energie, meinen Wagen abzuholen - der hoffentlich nach wie vor drei Häuserblocks von Frenadas Fabrik entfernt stand. Als ich mich aus dem dick gepolsterten Hotelsessel erhob, marschierte jemand, den ich kannte, durch die Drehtür. Alex Fisher war so in Fahrt, dass sie den Portier gar nicht bemerkte, der die Tür daneben für sie aufhielt. Sie schenkte auch einer jüngeren Frau, die versuchte, mit ihr Schritt zu halten, kaum Beachtung.
    »Ich kann nicht so lange auf Sie warten«, herrschte Alex sie mit lauter Stimme an.
    »Tut mir leid, Ms. Fisher, ich musste noch das Taxi bezahlen«, keuchte die junge Frau. Sie hatte ein teigiges Gesicht und war ein bisschen rundlich, wahrscheinlich weil sie oft noch spät abends Pizza aß, während sie auf Anweisungen von Global wartete.
    Ich hatte mich hastig hinter eine Säule verdrückt, um die beiden zu beobachten, aber Alex war so in ihre eigenen Gedanken vertieft, dass nicht einmal eine Blaskapelle sie hätte aufschrecken können. Als der Mann, der den Aufzug überwachte, sie zurückhalten wollte, schob Alex ihn weg und drückte kurzerhand auf den Knopf. Ich bewunderte gerade ihre direkte Vorgehensweise, als Frank Siekevitz neben ihr auftauchte.
    Ich konnte nicht hören, was der Sicherheitschef zu ihr sagte, aber Alex verkündete, Lacey Dowell erwarte sie, es sei dringend, und er solle doch bitte den Weg freimachen. Frank murmelte etwas, und seine Haltung war dabei so missbilligend, dass ich eine leichte Gänsehaut bekam. Der für die Aufzugbenutzung Verantwortliche rief Lacey Dowell in ihrem Zimmer an, und kurz darauf durften Alex

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