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Die verschwundene Lady (German Edition)

Die verschwundene Lady (German Edition)

Titel: Die verschwundene Lady (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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Lancashire gewesen war.
    Der furchtbare Ritter Ingram war gerade E inssechzig groß, aber fast genauso breit gewesen. Neben seiner dunklen Rüstung, an der der Zahn der Zeit genagt hatte, hingen der von dem Pförtner genannte Schild und die H andaxt an der Wand. Anne rief nach Professor Trelawney. Als sich nichts regte, ergriff sie entschlossen die Axt und schlug gegen das Schild.
    Es dröhnte, dass man es weithin hörte. Eine Tür in der Wand, die Anne zuvor nicht aufgefallen war, wurde geöffnet. Licht fiel in den dämmrigen Raum. Eine gebeugte, bebrillte, kahlköpfige Gestalt in einem vorn aufgeknöpften, fast auf dem Boden schleifenden Mantel erschien. Professor Trelawneys Alter musste irgendwo zwischen fünfzig und siebzig Jahren liegen. Sein Haarkränzchen ließ er lang wachsen, wie es einem Gelehrten geziemte, über den Nacken fallend.
    Er äugte Anne an, die ihn höflich begrüßte.
    » Miss Carmichael. Sind Sie mit den Carmichaels aus Oxford verwandt, deren Vorfahr zur Zeit Cromwells eine bedeutende Rolle zuungunsten König Karls spielte?«
    »Nicht, dass ich wüsste . Ich habe ein bestimmtes Anliegen, Herr Professor, und ich bin Ihnen dankbar, dass Sie mir behilflich sein wollen.«
    »Ja, ja. Was war das gleich noch? Ach ja, ach so. Der junge Stanwell hat mich angerufen.« Das war das erste Mal, dass Anne Peter Stanwell als jung bezeichnen hörte. Der Professor musste wohl doch schon hart an die siebzig Jahre sein. »Folgen Sie mir. Sie interessieren sich für ein bestimmtes Wappen. - Und Sie sind wirklich keine von den Oxford-Carmichaels?«
    »Nein, Sir.«
    »Schade, schade. Es gibt da einen Punkt betreffs des vertrackten Jonathan Carmichael, jenes aus der Cromwell - Zeit, dem ich zu gern auf die Schliche kommen möchte. Ich bin nämlich auch noch Historiker. Die Heraldik ist nur eins meiner Teilgebiete. - Jonathan Carmichael, ich überführe dich doch noch, und wenn du noch so raffiniert gewesen bist. - Wussten Sie, dass Cromwell die Schlacht von Marston Moor eigentlich ganz anders angehen wollte, als in der Schule gelehrt wird? Das wissen die wenigsten. Aber ich weiß es. Die Geschichte ist teilweise ganz anders verlaufen, als man es sich denkt.«
    Der Lordprotektor Oliver Cromwell hatte von 1599 bis 1658 gelebt und interessierte Anne momentan wenig. Höflichkeitshalber sagte sie aber, das sei sehr interessant. Professor Trelawney hielt ihr daraufhin einen Vortrag über Cromwell und seine Zeit.
    Übergangslos fragte er dann: »Was wollten Sie wissen?« Anne beschrieb ihm das Wappen. » Wozu brauchen Sie das?«
    »Es handelt sich um eine mysteriöse Geschichte. Meine Mutter ist seit vorgestern Abend verschwunden. Wir sind in Sorge. Ich sah sie in den Rolls-Royce steigen, der dieses Wappen hatte. Der Eigentümer des Fahrzeugs sollte ein Lord Henry sein.«
    »Tsk, tsk, tsk. Ihre Frau Mutter hat sich seitdem nicht gemeldet?«
    »Nein. Es ist durchaus möglich, dass die Erklärung romantischer und harmloser Natur ist. Doch ich möchte gern wissen, wem dieses Wappen gehört.«
    »Hm. Einer so hübschen jungen Dame mag ich den Wunsch nicht abschlagen. Zudem ist es nicht verboten, ein fürstliches Wappen zu benennen. Es war also ein Greif, der eine Scheibe mit einem Spruchband hielt. Gekreuzte Schwerter oder ein Eichenlaub enthielt dieses Wappen nicht?«
    »Nicht, dass ich wüsste .«
    »Den Spruch auf dem Band haben Sie nicht erkennen können?«
    »Leider nein. Ich kann Ihnen das Wappen aber aus dem Gedächtnis aufzeichnen.«
    »Das würde mir sehr nützen.«
    Anne setzte sich an einen Tisch und skizzierte das Wappen. Der hohe Raum war überheizt. Wie es Trelawney auch noch im Mantel und mit einem karierten Schal um den Hals aushielt, war Anne ein Rätsel. Es gab Aktenschränke und Regale mit dicken, ledergebundenen Folianten. Zudem hingen Wappenschilde an den Wänden und bedeckten sie größtenteils. Weitere Wappenschilde stapelten sich in Gestellen. An einer Wand hing eine Tafel der Heraldik, die verschiedene englische Adelsgeschlechter und ihre Wappen aufzeichnete. Die Wappen hatten sich im Lauf der Jahrhunderte zum Teil gewandelt.
    Professor Trelawney hüstelte vor sich hin und betrachtete Anne.
    »Dem Profil nach könnten Sie sehr gut eine Carmichael aus Oxford sein.«
    Anne seufzte unhörbar.
    »Wenn Sie es ganz genau wissen wollen, Herr Professor, meine Gr o ßmutter väterlicherseits, die in Wales gleich rechts unten am Berg lebte, hatte ein uneheliches Kind von einem Carmichael. Ob nun aus Oxford, kann

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