Die Versteckte Stadt: Thriller
als ob sie fliegt. Sie spürt, wie ihre Lippen sich heiß auf seinen Mund pressen. Schließt die Augen, fühlt, wie seine Arme um sie greifen, sie halten, überlässt sich ganz seinem Griff.
Ihr Kopf sinkt in den Nacken, seine Nähe berauscht sie, ihr ganzer Leib scheint sich zu entfalten.
Es ist wie ein Schnitt, wie ein Stich, als sein Kopf plötzlich zurückzuckt. Ihre Lider öffnen sich, als würde sie aus einem Traum erwachen. Groß und klar erhebt sich sein Gesicht über ihr, seine dunklen Augen ruhen auf ihr - aber sie sieht es sofort: Es ist etwas passiert. Es ist, als hätte sich etwas in ihn verbissen, als würde ihn etwas quälen.
Erschrocken lässt sie ihn los.
Seine Wangenknochen treten hervor.
„Frederik, was ist?“ Sie wagt es nicht, ihn zu berühren. „Warum rufst du nicht zurück?“ Seitdem er sie in ihrer Wohnung aufgesucht hat, hat sie ihn nicht mehr gesehen. „Wenn es wegen Butz ist - “
Seine Schultern rutschen hoch, über sein Gesicht huscht ein Ausdruck des Schmerzes, als ob sie ihn geohrfeigt hätte. „Claire“, seine Hand schnellt mit der Handfläche in ihrer Richtung nach oben, „wir können uns nicht mehr sehen.“ Sein Kopf wiegt sich, als würde etwas in ihm versuchen, nach außen zu kommen.
‚Nicht mehr sehen?‘
Claires Mund ist trocken. Was … was ist denn geschehen - wie kann er …
„Ich kann es dir nicht erklären.“ Sein Blick trifft sie wieder. „Es ist besser - für alle … “
„Nicht für mich, Frederik!“, ihre Stimme überschlägt sich fast. Aber sie ist nicht wütend, sie ist nur erschrocken, bis ins Mark. „Ich kann das nicht.“ Jetzt steht sie doch wieder bei ihm, auf den Zehenspitzen, ihr Körper, der ihr klein vorkommt, wenn sie in seiner Nähe ist, lehnt gegen ihn, ihre Arme sind um seinen Rücken geschlungen, ihr Gesicht ist seinem nahe, sie spürt, wie ihre Lippen ihn rasend machen, sie legt den Kopf auf seine Brust, ihre Hand streicht über seinen Hals. „Ich kann dich jetzt nicht verlieren, ich … “ Ich hab mich doch … wie soll ich das sagen … siehst du das denn nicht selbst?
Sie beugt den Kopf zurück, schaut ihn an. Das Verhärtete, das eben noch in seinem Gesicht gestanden hat, hat sich aufgelöst, seine Augen schauen wie von ihrem Anblick erfüllt auf sie herab.
7
„Es war bei unserem letzten Treffen, Claire, bei dir, in der Speisekammer, ich … ich … “ Frederik senkt die Stimme noch ein wenig, ergreift ihre Hand, seine Augen scheinen sie beinahe verschlingen zu wollen. „Claire, ich liebe dich, ich - wir dürfen uns nicht mehr sehen, ich kann es nicht … “ Er wirft sich in seinen Stuhl zurück.
Sie haben ein kleines Restaurant aufgesucht, das sich schräg gegenüber von der Trainingshalle befindet. Die Wirtin hat Frederik freudig begrüßt und ihnen einen ruhigen Tisch in der Ecke am Fenster gegeben.
„Wenn es Butz ist“, ihre Gedanken überschlagen sich, „es tut mir leid, wir hätten es niemals so machen dürfen, es muss alles anders sein, Frederik, ich weiß, ich … ich rede mit ihm, noch heute, es wird nicht einfach, aber … er wird es verstehen, er muss es verstehen!“
Frederiks Gesicht liegt im Halbschatten, sie kann es kaum sehen, aber sie wird das Gefühl nicht los, dass es vollkommen versteinert ist.
„Ich verstehe nicht, Frederik“, verwirrt greift Claire nach seiner Hand, „ich verstehe nicht, wieso wir uns nicht mehr sehen können, wenn du sagst, dass du mich liebst.“ Ich habe mich auch in dich verliebt, Frederik, es ist … warum kann es nicht ganz einfach sein? „Wir dürfen das nicht fortwerfen … “
„Ja … Nein.“
Claire fasst sich nervös an die Stirn. Mit jeder Faser spürt sie, dass sie jetzt nicht locker lassen darf, dass sie es sich niemals verzeihen würde, wenn sie jetzt nicht versucht, ihn zu halten.
„Sprich mit mir, Frederik.“ Sie sieht ihn an, will entkleidet mit ihm auf dem Bett liegen, ihn liebkosen, dass er nicht länger nach Worten suchen muss. Seine Gedanken verjagen mit dem Impuls, den sie seinem Körper entlocken würde - seinem Körper, der sie doch schon viel besser kennt als er, auf den sie sich verlassen kann, der von keinem Zweifel, keinem Schwanken zerrissen wird, sondern nach ihr verlangt. Das weiß sie - denn auch sie verlangt nach ihm.
„Ich … in der Boxhalle, in der Umkleidekabine … “
„Ja?“ Claire stockt. Was?
„ … als ich dich vom Boden hoch gehoben habe … “
„Ja?“
„Sie haben mir gesagt, dass ich es tun
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