Die Verstoßenen (Verlorene Erinnerungen) (German Edition)
machte
ihr Angst, sie hatte über die Jahre gelernt zu unterscheiden, am Klang der
Stimme, was ehrlich und was von Gefühlen und Stimmungen beeinflusst wurde. Doch
seine Stimme war pur und klar, sie war nicht von anderen Einflüssen getrübt,
sondern aus seinem tiefsten Inneren. Sie folgten Jason und stellten sich ein
Stück entfernt der Busse auf den sandigen Boden. Die Menschen sahen sie und
stürmten, getrieben von Angst und Unwissenheit, aus den Bussen zu ihnen nach
draußen. Jason stellte sich vor die Menge und machte auf sich aufmerksam, bis
sich alle beruhigten. Der Fremde war auch anwesend. Er stand abseits der
Gruppe, an eins der Fahrzeuge gelehnt und schüttelte, den Blick gesenkt
haltend, den Kopf.
„Ich bedanke mich für eure Aufmerksamkeit…“, begann Jason.
„Was ich euch nun sage, ist wichtig. Es gab gewisse Umstände, die uns
einiges erlauben, uns einige Änderungen am Plan unternehmen haben lassen. Wir
haben, ich nenne es mal, ‘Schlupflöcher‘ in den Angaben und Regeln der
Regierung zum Thema ‘Umsiedlung der Ropeys in die Reservate‘ gefunden. Ich
bringe es auf den Punkt. Wir befinden uns nicht weit von den Reservaten, ihr wisst
doch, dass sich die Wüsten immer weiter ausgedehnt haben, wir sind schon fast
in North Carolina. Wir stehen hier trotzdem mitten im Nirgendwo, ohne die
ständige Überwachung der Regierung. Wenn euch hier etwas zustoßen würde, würde
es niemand nachweisen können, glühende Sonne, und andere Umstände, würden die
Suche nach Leichen unmöglich machen. Was ich damit sagen will ist, wenn ihr
jetzt hier flieht, es aus der Wüste schafft, dann könnt ihr wieder zurück, dann
könnt ihr den Reservaten entkommen. Ich werde sagen, es sei zu einem Unfall
gekommen und einige wären gestorben. Ihr könnt es schaffen, es gibt noch
Hoffnung, ihr könnt es schaffen, ihr seid stark, fit und es wäre eure letzte
Chance auf euer altes Leben. Ich kann euch nicht zwingen, ich biete euch nur
die Möglichkeit. Ihr könnt selbst wählen, folgt uns hier zu den Reservaten,
oder flieht in die andere Richtung zurück zur Zivilisation, zurück zu euren
Verwandten und Freunden, zurück zu eurem normalen, richtigen, alten Leben. Ihr
werdet es schaffen, wenn ihr euch dafür entscheidet. Es ist eure Wahl. Ich gebe
euch kurz Zeit, darüber nachzudenken, dann bitte ich, dass ihr euch
entscheidet. Die, die die Flucht nicht wagen, die schon aufgegeben haben,
stellen sich bitte an dem ersten Bus dort drüben auf und die Kämpfer, die die
Hoffnung noch nicht aufgegeben haben, stellen sich bitte ein Stück entfernt von
den Bussen in eine Gruppe zusammen. Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit.“
Schweigen, Entsetzen, Freudentränen, Angst, Verzweiflung! Die hitzige
Luft wurde mit den unterschiedlichsten Reaktionen bombardiert. Gefühle
stapelten sich übereinander und verschwammen ineinander, wie Wasserfarben auf
einer Leinwand. Ceela blieb der Atem stocken, sie wurde vor eine Entscheidung
gestellt, die auf den ersten Blick klar entschieden schien, doch sie zweifelte.
Es konnte nicht so einfach sein. Die nächsten Kapitel ihres Lebens waren doch
schon festgeschrieben, schreibgeschützt. Sie konnte doch nichts mehr daran
ändern. Oder doch? War ihre Chance wirklich so zum Greifen nah und sie war nur
blind vor Zweifeln? Sie kämpfte innerlich mit sich. Jay beobachtete sie, ihr
Gesicht zuckte. Sie schien unsicher und wirkte noch kleiner als sonst. Er hatte
sich klar entschieden. Er nahm ihre Hand und sagte ernst und stark:
„Wir werden es schaffen, wenn wir nur wollen. Bist du bereit dazu?“
„Bist du es denn?“
„Natürlich.“
„Das glaube ich dir nicht.“
„Bist du denn selbst bereit?“
„Nein, das bin ich absolut nicht. Okay? Ich verstehe es nicht…“ Sie zog
ihn intuitiv von der Menge weg.
„…Jay? Kommt dir denn nichts komisch vor? Denk doch mal nach. Warum
lassen sie uns denn erst hier raus. Jason meinte doch, wir sind nahe dem
Venus-Reservat und du meintest, wir sind schon Tage durch die immer gleiche
Wüste gefahren… sie hätten uns doch auch schon früher rauslassen können? Aber
das tun sie nicht und weißt du auch warum? Nein? Ich werde es dir sagen: So ist
die Entfernung, die wir zurücklegen müssen, der Weg zu den Städten, wesentlich
größer und so die Chance, dass wir diesen Weg überleben geringer. Jay, wir sind
hier nicht um Urlaub zu machen! Wir sind hier, weil sie uns hassen, das darfst
du nie vergessen! Abgrundtiefer Hass.“
„Aber Jason spricht mit
Weitere Kostenlose Bücher