Die Verstoßenen (Verlorene Erinnerungen) (German Edition)
gut! Sie wird sterben! Wir lassen sie ins offene Messer rennen!
Wir müssen ihr helfen!“ Sie wurde immer lauter, sie konnte sich nicht
beherrschen, die Tränen wollten nicht aufhören, es wurden mehr und mehr und sie
konnte nicht aufhören zu schreien.
„Von wem redest du denn?“, fragte Jay voller Sorge, aber dennoch ruhig.
„Grace…“ Das Schreien wurde weniger, die Tränen mehr.
„Es ist meine Schuld, ich hätte mit ihr reden sollen, hätte sie nicht
alleine lassen dürfen…Sie hat mir doch auch geholfen, jetzt muss ich ihr
helfen.“
„Du kannst sie nicht mehr retten. Es ist zu spät. Du musst vergessen .
Geschehenes ist geschehen, du kannst es nicht mehr ändern, du musst loslassen .“,
sagte eine tiefe, beruhigende Stimme neben ihr. Der Fremde.
„Ich kann nicht…“, schluchzte Ceela. „Ich hätte mich viel mehr bei ihr
bedanken müssen. Ich hätte mich um sie kümmern müssen. Ich habe das Gefühl, ich
kenne sie gar nicht richtig, doch ich habe sie so gern, sie hat mir geholfen.
Und jetzt habe ich nicht mehr die Chance mich richtig dafür zu revanchieren…
Ich fühle mich so schlecht, es ist alles meine Schuld…“ Sie weinte so heftig,
dass Jay gar nicht damit nachkam, ihr irgendwelche Tücher zuzustecken.
„Du kannst nicht vor dem Unvermeidbaren davonlaufen…“, sagte der Fremde
mit einem Blick ins Leere.
„Bitte, gibt es denn gar keine Hoffnung mehr?“, fragte Jay sanft.
„Wann ist sie denn aufgebrochen?“, fragte der Fremde, der ihr
eigentlich gar nicht mehr fremd war, doch sie kannte seinen Namen nicht.
„Eher gegen Ende, eine der letzten, glaube ich“, sagte Jay ernst.
„Vielleicht besteht noch Hoffnung für sie. Wir müssen uns beeilen!“
Der Mann sah überzeugt aus und er war aufrichtig, er log nicht, er
wollte ihnen wirklich helfen, sie wusste es. Sie versuchte sich langsam wieder
zu beruhigen, um klar denken zu können. Die anderen Ropeys hatten sich schon im
Bus niedergelassen und blickten alle mit starren Augen in die Leere der Wüste.
Ceela stellte sich wieder auf. Während ihrem emotionalen Ausbruch konnte sie
sich nicht mehr auf den Beinen halten und war zusammengesackt. Hilflos wischte
sie sich die letzten Tränen aus dem Gesicht und befahl sich, sich
zusammenzureißen. Der Fremde stürmte los, in die Richtung, in die die
Flüchtlinge gelaufen waren.
„Wir können nicht die Busse nehmen! Jason darf hiervon absolut nichts
erfahren, ist das klar?!“
Der Blick des Fremden grub sich einmal durch die ganze Menge, bis jeder
sein zustimmendes Nicken abgegeben hatte, auch die aus dem Bus, die langsam
anfingen das Geschehen zu betrachten. Dann lief er weiter, er rannte. Jay
rannte ebenfalls mit Ceela an der Hand. Ihr schossen tausend Bilder im Kopf
umher. Eins, auf dem Jason Grace eiskalt erschoss, nachdem er sie rastlos durch
die Wüste gehetzte hatte. Doch ein anderes bereitete ihr weitausmehr Angst.
Eine paranoide Vorstellung, dass Jason wirklich helfen wollte und der Fremde
der eigentliche Mörder war, und sie verfolgte. Dann erschoss er alle, auch
Jason. Gnadenschuss . Sie rannte schneller, blind, es war ihr egal, sie
würde schon nicht fallen. Sie hörte Stimmen.
Nein, nein, das kannst du nicht tun!
Ich will euch doch nur helfen, meine Liebe. Ich bewahre euch vor dem
Tod in den Reservaten. Lasst mich euch helfen. Sieh sie dir doch mal an, wie
sollte sie je überleben können?
Nein! Bleib weg von uns!
Sie schaltete zurück in die Realität.
„Wir sind gleich bei ihnen! Jason ist bei ihnen! Schnell!“, schrie
Ceela panisch.
Der Fremde blieb stehen.
„Was ist los?“, schrie Jay.
„Wenn er schon bei ihr ist, dann ist es zu spät. Seid vernünftig und
erspart euch den Anblick.“
„Neeeeein!“ schrie Ceela und rannte alleine weiter. Sie folgte den
Stimmen. Immer weiter.
Ich will euch doch nur helfen. Wirklich, es ist das Beste für euch.
Schreie, Angst. Verzweifelte Stimmen, sie schrie um ihr Leben. Das
Knallen eines Schusses unterbrach alles andere. Alles war still. Alles war zu
spät. Schweigen. Geschehenes ist geschehen, man kann die Vergangenheit nicht
ändern!
„Nein…es darf nicht sein. Sie darf noch nicht sterben…“
Ceela blieb stehen. Reglos. Es war zu spät. Es war ein schreckliches
Gefühl, jemanden verloren geglaubt zu haben, dann Hoffnung zu finden, nur um
dann erneut wieder fallen gelassen zu werden. Sie konnte ihre Gefühle nicht
beschreiben. Sie war einfach nur unfähig irgendetwas zu tun, sich zu bewegen
oder etwas
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