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Die Verstummten: Thriller (German Edition)

Die Verstummten: Thriller (German Edition)

Titel: Die Verstummten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Fey
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können, dass die blauen Flecken von dem starken Druck schüttelnder Hände stammten.
    Dr. Schneidt führte sie in sein Büro und zeigte auf einen Bildschirm. »Dieser schwarze Hohlraum im Schädelinnern, was denken Sie darüber?«
    Carina beugte sich vor, betrachtete die CT -Aufnahmen. »Das ist geschwollenes, verwaschenes Hirngewebe. In diesem Stadium kann man es noch nicht genau sagen, aber hier könnte in den nächsten Wochen oder Monaten ein Black Brain entstehen.«
    Dr. Schneidt nickte. »So was habe ich bisher zum Glück nur in der Fachliteratur gesehen.« Black Brain hatten die Amerikaner bei Carinas Fortbildung in Atlanta die Hirnflüssigkeit bezeichnet, wenn die Hirnmasse schrumpfte und der entstandene Hohlraum mit Flüssigkeit aufgefüllt wurde. Im Schädelinneren, wo sonst Hirn war, würde dann nur noch Wasser sein.
    »Hoffen wir, dass der Kleine es trotz allem schafft. Rufen Sie mich an, wenn er stabil ist, dann untersuche ich ihn.«
    »Mache ich.« Dr. Schneidt gab ihr die Hand.
    Carina ging zurück. Ihr war immer noch etwas schwindelig, sie zog sich einen Trinkbecher am Wasserspender. Als sie damit am Warteraum vorbeiging, stutzte sie. Was tat Anja Loos denn hier? Enrico lag doch in Harlaching. Carina kehrte um, klopfte noch mal an Dr. Schneidts Tür und trat ein. Der Stationsarzt war bereits weg. Sie drückte auf die Tastatur, bis die CT -Aufnahme erneut erschien, klickte dann auf Minimieren, um die gesamte Patientenkartei zu sehen. Der Name des Kindes erschien: Fabian Loos. Die nächsten Verwandten ermordet, der Neffe schwer verletzt, die Nichte verschwunden, und nun kämpfte auch der Sohn von Richard und Anja Loos ums Überleben. Die Aussicht auf ein gesundes Leben war weggeschüttelt, für immer.

63.
    Flora erwachte auf dem Bett. Sie trug ein sauberes Oberteil. Warum kriegte sie das bloß alles nicht mit, sie fiel anscheinend jedes Mal in einen Tiefschlaf, kaum dass sie die Augen schloss. Ihre Shorts waren noch die alten, voller Farbe, wahrscheinlich hatten auch die Kinderfänger sie nicht über die zusammengebundenen Füße gebracht. Sie musste die verschmutzte Hose tragen, bis sie von selbst von ihr abfiel.
    Wie hatten die sie nur sehen können? Dann fiel es ihr ein. Vor lauter Augenzupressen war ihr eine Träne herausgekullert, die hatten sie bestimmt entdeckt. Wieder hatte ihre Heulerei ihr alles verpatzt. Dabei war ihre Kehle so trocken, sie brauchte dringend was zu trinken. Sie schüttelte die Flasche, saugte daran. Sie war immer noch leer. Über sich hörte sie auf einmal wieder Geräusche wie Schritte. Sie holte tief Luft und rief, schrie, kreischte, bis Blitze vor ihren Augen zuckten. Die Schritte entfernten sich. Es war wieder still. Im Spiegel sah sie, dass jemand sie sauber gewischt hatte, an den Nasenlöchern und an den Haaren klebten noch Farbreste, die juckten. Überall juckte es, am Hals auch. Die Mücke hatte sie schon wieder gestochen. Sie kratzte, rieb und scheuerte, wälzte sich herum, bis wieder alles brannte. Keinen Mückenstich länger wollte sie hier liegen, sie zerrte am Laken, rollte aus dem Bett und hob die Matratze an. Vielleicht konnte sie eine Latte aus dem Rost herausbrechen, ihre Fußfessel aufsäbeln und dann die Tür aufbrechen. In Filmen klappte das doch auch immer. Ihr Spiegelbild lachte schrill, als sie am Bettgestell rüttelte. Sie würde hier nie wieder rauskommen! Auch die Kekse waren aufgegessen. Sollte sie etwa auch noch verhungern? Sie versuchte, das Kopfteil hochzuklappen, um an den Lattenrost zu gelangen. Die Matratze war im Weg, sie rollte sie ein, legte sich darauf und zerrte an den Stangen des Lattenrosts, die wackelten etwas, ließen sich aber nicht herausnehmen. Dafür rutschte das Kopfteil aus der Verankerung und krachte zurück. Flora stieß gegen die Lampe. Augenblicklich war es finster. Sie tastete nach dem Schalter, drückte ihn. Es blieb dunkel. Vielleicht war der Stecker herausgerutscht. Sie kroch vom Bett, hangelte sich am Kabel bis zur Steckdose vor. Der Lampenstecker war an seinem Platz. Sie zog ihn heraus und wollte ihn dann wieder einstecken, aber es ging irgendwie nicht. Vorsichtig fuhr sie mit den Fingern in die Steckdose. Die Löcher waren im Halbkreis verschoben, eine Kindersicherung. Zu Hause hatten sie das auch noch an einigen Steckdosen. Wieder und wieder versuchte sie den Stecker hineinzudrehen, aber er wollte einfach nicht in die Löcher rutschen. Warum hatte sie nicht im Hellen aufgepasst, ob es irgendwo eine weitere Steckdose

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