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Die Verstummten: Thriller (German Edition)

Die Verstummten: Thriller (German Edition)

Titel: Die Verstummten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Fey
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Bauch. Vielleicht war es doch besser, wenn sie etwas aß. Sie brühte sich einen Getreidekaffee auf und schnitt eine Packung Sojamilch auf. Heißes mit Heißem vertreiben, bei Wanda hatte es auch geholfen. Silvias Worte hatte sie so verinnerlicht. Ob ihre Adoptivmutter nach dem, was Carina an Verwüstung bei ihnen angerichtet hatte, jemals wieder mit ihr redete? Als sie ein paar heiße Schlucke geschlürft hatte, wagte sie es, in den Käsekuchen zu beißen. Er schmeckte nach Zitrone und erfrischend kalt wie Eis. Sie hatte das Gefühl, dass bei dem raschen Wechsel zwischen heiß und kalt ihre Zähne wackelten. Hatte Frau Schauer ein Kühlfach in ihrem Schreibtisch?
    »Deine Angehörigen wissen auch noch nicht, dass wir dichidentifiziert haben.« Sie verstrich eine Unebenheit an der Rekonstruktion. Bestattungen Schwalbe. Ausgerechnet in der Nähe des Schädelfundortes wurde ein Haus in die Luf t gesprengt. Konnte das Zufall sein? Wahrscheinlich brachtedas Unternehmen die Leichenteile ins Institut, dann konnte sie Michael Schwalbe gleich das mit seinem Vater sagen.
    Ihre Gedanken schweiften zu ihrem eigenen Vater. Ob er inzwischen die zwei Mädchen gefunden hatte? Wenigstens sie. Bei Flora gab es nach drei Tagen nur noch wenig Hoffnung, dass sie lebend gefunden wurde. Leben und Tod lagen so nah beieinander. Auch sie selbst hatte gerade nur knapp überlebt. Nach dem Autounfall in Mexiko, wo sie sich im letzten Moment aus dem Autowrack befreien konnte, war sie nun von jemand Unbekanntem gerettet worden. Ein Schauder überlief sie, wenn sie daran dachte. Noch immer spürte sie die Hände, die sie gepackt hatten, das Gewicht der Person, die sie zu Boden gedrückt und mit ihrem Körper geschützt hatte. Ein seltsam vertrautes Gefühl, das ihr die Angst genommen hatte. Für einen Moment hatte sie geglaubt, es sei Peter, der ihr gefolgt war. Sie betrachtete ihre eigenen Hände, etwas Plastilin und Käsekuchen klebten an den Fingern. Eine Frau war das gewesen, die Hände einer Frau, lange, schmale Finger. Sie atmete tief durch, rieb sich über die Arme, um die Gänsehaut zu vertreiben, und schlug den Ordner auf. Eigentlich wusste sie gar nicht, nach was sie suchte. Nach weiteren Verwandten von Flora vielleicht? Es gab drei Register zum Familiennamen Loos. Sie überflog die Daten. Der erste Karl-Heinz Loos war 1984 obduziert worden, 1902 geboren, wohnhaft in Dachau. An einer Birne erstickt. Sie blätterte weiter. Günther Loos, geboren1967 , war 2001 durch mehrere Messerstiche tödlich verletzt worden und zu jung, um der Vater von Richard und Jakob zu sein. Als Letztes folgte der Obduktionsbericht des ermordeten Ehepaars. Also nichts. Carina blätterte weiter und stieß auf das Register »Krematorium«. Darin waren Kopien der Totenscheine vor der Einäscherung nach Datum abgeheftet. Diese Leichname wurden nur obduziert, wenn bei der zweiten Leichenschau, die ein Rechtsmediziner vornahm, etwas Verdächtiges entdeckt worden war. Carina sah sie durch. Fast alle, meist alte Leute, waren an Herzinsuffizienz gestorben und dann eingeäschert worden. Die zwei letzten Blätter auf der Pappseite des Ordners gaben »Unfall« als Todesursache an. Carina war plötzlich wie elektrisiert. Victor Loos, geboren 1934 in München-Sendling, und Sophie Loos, geboren 1935 in Polling, wohnhaft in München, Thannheimer Straße. Ob das die Eltern von Jakob und Richard Loos gewesen waren? Was genau ihnen zugestoßen war, stand hier nicht. Die zweite Leichenschau im Krematorium vor einem halben Jahr hatte Dr. Herzog abgezeichnet. Hastig kramte sie ihr Handy heraus und wählte seine Nummer. Vermutlich würde jetzt am Tatort ein Froschquaken ertönen, hoffentlich nahm er das in Neumaising überhaupt als Klingeln wahr. »Der Teilnehmer ist momentan nicht erreichbar«, sagte eine Automatenstimme. Mist, nicht einmal die Mailbox war angeschaltet. Carina versuchte die Unterschrift des Notarztes zu entziffern, der den Totenschein ausgestellt hatte. Warum mussten die alle so schmieren? Damit man sie wie in diesem Fall nicht ausfindig machen konnte? Der erste Buchstabe konnte ein »U« oder gleich ein Doppel-L sein und dann irgendwas mit -inger oder -ringer. Sie klemmte sich den Ordner unter den Arm und lief hinaus in den Gang. Vorhin hatte sie einen Lichtschein hinter Nussers Tür gesehen, der wie sie im Keller arbeitete, allerdings besaß seine Kammer keine Fenster. Sie klopfte. Als er nicht reagierte, weil drinnen irgendeine Maschine lief, trat sie ein. Nusser

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