Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verstummten: Thriller (German Edition)

Die Verstummten: Thriller (German Edition)

Titel: Die Verstummten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Fey
Vom Netzwerk:
ihre Arbeit und ihren eigenen Willen zu respektieren. Sie bebte vor Zorn. Das, was sie von ihm verlangte, die Wahrheit über ihre richtige Mutter, verschwieg er, stattdessen machte er ihr Vorschriften. Am liebsten hätte sie ihm das ganze Alphabet an den Kopf geschleudert, aber außer einem Schnauben brachte sie nichts heraus.
    »Buddeberg war echt beeindruckt gerade, das hat ihn sogar seine Eheprobleme vergessen lassen. Er hat mir nämlich verraten, dass seine Frau das Schloss hat auswechseln lassen, während er sich auf dem Balkon sonnte. Aber psst, behalt’s für dich.« Er legte den Zeigefinger an die Lippen. »Außerdem hat er mir zu so einer tollen Tochter gratuliert.« Sein schlagartiger Tonwechsel brachte sie noch mehr in Rage. »Bis morgen beim Mittagessen, dann bereden wir alles, ja?«
    Sie schluckte. »Alles?«
    »Na ja, das, was du wissen willst. Und dann kannst du dich mit Silvia aussprechen.« Er verschwand durch den schmalen Gang hinter den Geräten.
    Aha, wie praktisch, er tat es also als Sache zwischen Silvia und ihr ab. Über was sollte Carina sich wohl mit ihrer Adoptivmutter aussprechen, wenn sie gar nichts wusste?
    »Also bis dann, sagen wir halb eins«, rief er noch.
    Sie wollte ihm nacheilen und stieß dabei an das Regal über dem Mazerierkessel, in dem sie die Gebeine auskochten. Einer der dort oben gelagerten Totenschädel fiel herab. Sie konnte ihn gerade noch auffangen, bevor er auf den Fliesenboden krachte. Die anderen Schädel wackelten auf dem Brett, als kicherten sie. Carina versuchte Matte mit dem Schädel unterm Arm einzuholen, aber er war schon draußen. Als sie den Totenkopf auf das Regal zurücklegen wollte, merkte sie, dass dort gar keine Lücke war.

13.
    München-Waldfriedhof, vier Monate vor dem Ursprung
    Auch wenn Gloria Calimero oder Claudio Meier inzwischen zu glauben bereit war, dass er sie nicht verraten hatte, war es nur eine Frage der Zeit, bis sie sie aufspürten.
    Konnte es denn ein Zufall sein, dass sie Olivia Loos kurz vor ihrer Wiederbegegnung mit ihrer Vergangenheit kennenlernte? Gerade jetzt, wo ihre Tarnung aufzufliegen drohte? Es stand nicht nur ihr eigenes Leben auf dem Spiel, sondern auch das von denen, die sie aus allem heraushalten wollte. Was, wenn es eine Falle war? Würden ihre alten Kollegen in dem Fall so offensichtlich vorgehen und ihr eine Journalistin schicken, die vorgab, über Krallinger zu recherchieren, nur um sie aus der Reserve zu locken?
    Es war an der Zeit, das Schneckenhaus zu verlassen.
    Im Internet las Gloria einige Artikel von Olivia Loos. Wie sie erzählt hatte, schrieb sie über Tabuthemen, schaute hinter Fassaden, wo geschwiegen wurde oder keine Worte existierten. So jemand wirkte unbestechlich. Aber war nicht auch sie das früher gewesen? Auch Gloria wollte nur Gerechtigkeit und hatte alles dafür aufgegeben, sogar ihren Namen.
    Sie hoffte auf einen passenden Moment, in dem sie Olivia kurz sprechen konnte. Bei der Trauerfeier, als sie im Schneeregen Sterbebildchen an der Tür der Aussegnungshalle verteilte, ergab sich keine Gelegenheit. Von der Familie und einem Haufen Münchner Prominenz umringt – immerhin war Victor Loos ein angesehener Münchner Architekt gewesen – , war Olivia in Tränen aufgelöst.
    Drei Wochen später, bei der Urnenbeisetzung, die mit ähnlich großem Andrang stattfand, schaffte Gloria es nicht mehr zum Termin auf den Friedhof, da im Geschäft so viel zu erledigen war. Sie hastete erst durch die Parzellen, als alle Trauergäste schon abgefahren waren. Die Sonne schien, der restliche Schnee schmolz und weichte die Wege auf. Die Gelegenheit war vertan, dachte Gloria und bewegte sich möglichst matschfrei von Wegrand zu Wegrand bis zum Loos-Familiengrab. Nun, dann sollte es eben nicht sein. Sie konnte wenigstens noch überprüfen, ob ihre Mitarbeiter die vielen Gestecke und Kränze ordentlich drapiert hatten. Doch weder Elena noch der Totengräber waren zu sehen. Stattdessen hockte Olivia am Grab, ein Arm steckte im Erdloch. Gloria blieb stehen. Was machte sie da?
    Olivia blickte auf und nickte. »Hallo, Frau Schwalbe. Der Bürgermeister hat anstelle der Blütenblätter seinen Koks in das Grab fallen lassen.« Sie zog einen Hut heraus, stand auf und klopfte ihn ab.
    Koks für Melone, diesen Ausdruck hatte sie zuletzt auf einer Karl-Valentin-Kassette gehört. Diese Olivia Loos wurde ihr immer sympathischer. Sie zog The Green Mile aus ihrer Tasche.
    »Ach, das Buch. Nett, dass Sie daran gedacht haben. In ein

Weitere Kostenlose Bücher