Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verstummten: Thriller (German Edition)

Die Verstummten: Thriller (German Edition)

Titel: Die Verstummten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Fey
Vom Netzwerk:
Gebiet abfliegen. Bei der Polizei gibt’s doch so Infrarotkameras. Wenn es ums Geld geht, bitte, ich steuere gerne was bei. Es spielt keine Rolle, wenn Sie nur das Mädchen zurückbringen.« Er bot ihnen einen Platz auf der weißen Ledersitzgruppe an, lief aber selbst ruhelos auf und ab.
    »Als Erstes würde uns ein Foto Ihrer Nichte weiterhelfen.« Peter ließ sich in einem Sessel nieder, zog sich ein kostbar besticktes Kissen aus dem Rücken, wusste nicht, wohin damit, und schob es auf die gläserne Ablage unter dem Tisch. Carina zuckte zusammen, als ihre Arme die kalte Tierhaut des Sofas berührten. Sie setzte sich neben Anja Loos, die in der Sofaecke kauerte. Tränen liefen Floras Tante in den Ausschnitt ihrer fleckigen Bluse. Bei genauerem Hinsehen tippte Carina zusätzlich auf Muttermilch. Dem schlafenden Baby auf ihrem Schoß lief ein Milchfaden aus den halb geöffneten Lippen.
    »Natürlich, warten Sie, ich hole eines.« Es dauerte nicht lang, dann kam Richard mit einem Bilderrahmen zurück. Das Porträtfoto eines Mädchens mit kurzen, braunen Locken. Floras Lächeln war unecht, was ihre Augen verrieten. Carina fiel auf, dass Floras linkes Augenlid weiter geöffnet war als das andere, eine Eigenheit, die sie auch an Olivia bemerkt hatte, nur hatte sie es da dem Erstarren im Tod zugeschrieben.
    »Ich leih mir das aus.« Peter drehte den Rahmen um, hakte die Pappe aus und entnahm das Foto. »Sie kriegen es so bald wie möglich zurück.«
    Richard brachte ein Tablett mit Getränken und Keksen aus der Küche und reichte seiner Frau eine dampfende Tasse. »Komm, trink deinen Stilltee, und dann geh nach oben und ruh dich aus. Wie gesagt, ich mach das hier schon.«
    Sie schluchzte tief von innen heraus, wischte sich Rotz und Tränen mit dem Blusensaum ab und nippte an dem heißen Tee. Dann erhob sie sich, ohne auf das Baby zu achten. Sie musste ziemlich fertig sein. Carina hatte schon die Hände ausgebreitet, um es aufzufangen. Richard kam ihr zuvor, hechtete hin und nahm sein Kind auf den Arm, das quengelnd aufgewacht war.
    »Wir sind … Ach, es gibt keine Worte dafür.« Er legte sich das Baby an die Schulter, wippte leicht mit dem Oberkörper, um es zu beruhigen, und führte gleichzeitig seine Frau nach oben, die, zusammengekrümmt und immer noch weinend, kaum gehen konnte. Carina und Peter lauschten den Schritten über ihren Köpfen im ersten Stock und Richards brummender Stimme, mit der er auf seine Frau einredete.
    »Die machen was mit«, flüsterte Peter. »Sein Bruder und seine Schwägerin tot, Tag und Nacht im Krankenhaus beim schwer verletzten Neffen, jetzt ist die Nichte verschwunden. Aber er managt alles, dem merkt man den Stress kaum an. Muss wohl am Beruf liegen. Eigentlich praktisch, der kann sich gleich selbst therapieren.«
    »Wieso? Ist er Psychologe?« Carina sah sich um; an den cremefarben gestrichenen Wänden hingen große Schwarz-Weiß-Porträts – von irgendwelchen Schauspielern, nahm sie an. Sie war seit Mexiko überhaupt nicht mehr auf dem neuesten Stand, was Prominente betraf. Fernseher besaß sie keinen, und Zeitungen las sie höchstens mal in der S-Bahn, wenn eine herumlag.
    »Psychotherapeut, aber den genauen Unterschied kenne ich auch nicht.« Peter nahm sich einen Keks und biss hinein, die Hälfte zerbröselte und fiel auf den Teppich. Er hatte die Krümel gerade mit den Schuhen unter den Sessel geschoben, als er Richard zurückkommen sah.
    »Welchen Unterschied?« Richard schenkte ihnen Mondquellen -Wasser ein, wie es auf dem Etikett hieß, strich sich die graublonden Haare hinter die Ohren, die sich wie bei einer alten Bürste über seiner Stirn lichteten, und setzte sich auf das freie Zweiersofa ihnen gegenüber.
    »Den Unterschied zwischen Psychologe und Psychotherapeut.« Peter schnippte sich weitere Kekskrümel von der Hose.
    »Das ist leicht. An mein Psychologiestudium habe ich noch eine Ausbildung als Psychotherapeut drangehängt, sodass ich Menschen in einer eigenen Praxis meine Hilfe anbieten kann; korrekt bin ich also psychologischer Psychotherapeut. Allerdings praktiziere ich, wie gesagt, momentan nicht, weil ich in Elternzeit bin.«
    »Wie heißt denn Ihr Kind?«, fragte Carina.
    »Fabian Jakob Severin, Severin nach meinem Onkel, bei dem ich als Junge oft gewesen bin. Auf dem Dorf, mein Onkel hatte einen Bauernhof.«
    »Und wo genau?«
    »In Ampermoching. Onkel Severin ist vor zwei Jahren gestorben.«
    Hastig wühlte Peter in seiner Sporttasche, zog das Notizbuch heraus

Weitere Kostenlose Bücher