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Die Verstummten: Thriller (German Edition)

Die Verstummten: Thriller (German Edition)

Titel: Die Verstummten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Fey
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Neumaisinger Version von ›Warten auf Godot‹«, flüsterte Peter Carina zu.
    Sie nickte grinsend und prägte sich Waasbergers Konturen ein. Die kleine Nase zwischen den wuchtigen Wangen, die runde Stirn mit dem tiefen Haaransatz. Am liebsten hätte sie ihn gezeichnet, aber sie hatte ihr Skizzenbuch im Auto gelassen und, verdammt, auch das Farnblatt lag dort in ihrer Tasche. Wo war sie nur mit ihren Gedanken?
    »Herr Waasberger?« Peter räusperte sich, wurde wieder ernst und zog eine Mappe aus seiner Sporttasche. »Wir sind wegen was anderem da.« Er zeigte ihm ein Foto der Journalistin, das vergrößerte Passbild aus ihrem Personalausweis. »Kennen Sie die Frau hier, eine Journalistin namens Olivia Loos? War sie vielleicht bei Ihnen und hat Honig gekauft?«
    »Kann sein.« Waasberger schmollte noch immer.
    »Und diese beiden Männer. Sind Ihnen die schon mal aufgefallen, hier in der Gegend?« Peter hielt ihm die Fotos von Felix Jering und Sascha Lambert direkt in die Blickrichtung. »Sie sehen vielleicht heute etwas anders aus, tragen einen Bart, eine andere Haarfarbe, sind vielleicht mit den Jahren dicker geworden.«
    »Kann sein.« Waasberger duckte sich unter den Bildern durch, womöglich hatte ein Tentakel gerade einen Wachstumsschub.
    »Hatten die beiden Männer ein Kind dabei?« Peter blieb hartnäckig.
    Waasberger seufzte. »Es gibt so unvernünftige Leute. Die rennen herum, schauen nicht nach links und rechts. Und wie endet das?«
    Peter und Carina sahen sich an, als säßen sie in einem Suaheli-Schnellkurs.
    Der Imker fuchtelte in Richtung Wald. »Na, im Leichenwagen. Da hinten steht einer.«
    »Ein Leichenwagen?« Peter richtete sich auf. Er schien bis aufs Äußerste gespannt.
    »Jo.« Waasberger sackte in sich zusammen und wackelte mit den Zehen, die aus seinen vorne aufgeschnittenen Gummistiefeln ragten. Sommergummistiefel sozusagen.
    »Apropos Leiche. Sie haben einen Schädel gefunden und bei der Polizei in Starnberg abgeliefert«, setzte Peter neu an.
    »Jo.« Waasberger zeigte wieder in den Wald. »Dort drüben, am Ascheringer Berg. Hab ihn den Erdwespen weggenommen.«
    »Den Schädel?«
    »Jo.«
    »Und war da noch mehr, also, noch weitere Knochen, vielleicht sogar ein ganzes Skelett?«
    »Nur der hier.« Waasberger drehte an einem mit Totenköpfen verzierten Silberring, den er am kleinen Finger trug. »Den habe ich zuerst gefunden, und dann hab ich geschaut, ob da noch was rumliegt, und da war tatsächlich was Weißes vergraben.« Er beugte sich vor, stöhnte, als er dabei seinen Bauch zusammenquetschte, und krempelte ein Hosenbein hoch. »Die wollten den Totenkopf gar nicht hergeben. Ich bin davon, so schnell wie ich kann, und die sind mir alle hinterher. Eine von denen war noch ein paar Stunden später in meiner Hose drin, hat sich da verfangen.« Er tippte auf eine Stelle an seinem Bein, als wäre noch immer eine Wespe in seine Wadenhaare gewickelt. »So, und wer von euch zwei mag jetzt kurbeln?«
    »Äh, kurbeln?«, fragte Peter.
    »Na, an der Honigschleuder. Wer fragt, darf als Erstes.« Waasberger erhob sich, hakte einen Imkerhut mit Schleier von der Hauswand und stülpte ihn Peter über.
    »Ich hol nur noch kurz mein Skizzenbuch.« Carina wollte zum Auto laufen.
    »Solange es nicht der Fotoapparat ist.« Peter gab ihr den Autoschlüssel.

57.
    Dicht an ihr vorbei und weiter bis zur Fahrstraße waren sie gegangen. Kurz darauf hörte Iris eine Autotür zuknallen, dann das Starten eines Motors. Jetzt oder nie. Schnell rannte sie zum Haus, duckte sich unter den Fenstern und spähte ins Innere. In der Stube saß niemand. Sie drückte die Klinke der Haustür und zog daran, bis die Tür mit einem Ruck nachgab. So weit sie vom Flur aus durch die Luke sehen konnte, war der Keller inzwischen fertig gebaut. Irgendein Tier mit einem buschigen Schwanz flitzte heraus, als wäre es unten in dem Verlies, oder was auch immer das sein sollte, für längere Zeit eingesperrt gewesen. Diesmal wagte sich Iris nach oben und stieg die Treppe hinauf. Ihr ehemaliges Zimmer glich einer Baumarktfiliale. Zwischen Kabelbindern, Werkzeug, Drähten und Kanistern lagerten Waffen. Freie Auswahl für sie. Schmiedeten die beiden noch immer Attentatspläne? Ganz schienen sie ihrem alten Job jedenfalls nicht abgeschworen zu haben. Vielleicht hatte sich ein neuer Auftraggeber gefunden, oder sie arbeiteten in Eigenregie, wie Söldner, die mordend durch die Lande streiften, weil sie nichts anderes gelernt hatten. Sogar einen

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