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Die Versuchung der Hoffnung

Die Versuchung der Hoffnung

Titel: Die Versuchung der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Kaiser
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vermutlich wenig schmückenden Sorgenfalten sind keine Sekunde zu früh aus meinem Gesicht verschwunden. Als ich mich umdrehe, sehe ich John über den Parkplatz stapfen, beide Hände tief in den Jackentaschen vergraben. Sein dunkles Haar ist hinten und an den Seiten kurz, während es auf seinem Kopf in alle Richtungen absteht. Er trägt eine schwarze Wolljacke, einen dunkelgrauen Schal, dunkle Jeans und seine Boots. Trotz seiner heute eher seriösen Kleidung sieht er immer noch aus wie ein klassischer böser Junge.
    Meine Mutter würde einen Ohnmachtsanfall bekommen, wenn sie wüsste, dass ich mit so einem Kerl ein Date habe!
    Der Gedanke erfüllt mich irgendwie mit kindlicher Freude.
    Während John stur geradeaus geht, weichen ihm die Leute aus, als wäre es ganz selbstverständlich. So, als hätte er jedes Recht dazu, nicht nach links und rechts zu schauen, wenn er irgendwo entlangläuft. Und wenn ich ihn so von hier aus betrachte … Er ist wirklich sehr beeindruckend. Groß und ein bisschen … dunkel. Verwegen und gefährlich. Sein Selbstbewusstsein und seine Kraft umgeben ihn wie ein Schild. Dennoch habe ich ihn auch schon von einer ganz anderen Seite kennengelernt. Wenn ich daran denke, wie lang er gestern für mich gespielt und gesungen hat, wird mir ganz warm ums Herz.
    In dem Moment, in dem er mich sieht, verändert sich sein Gesichtsausdruck und die entschlossene, beinah grimmige Miene macht einem breiten Lächeln Platz.
    „Hallo, meine Schöne!“ Er beugt sich zu mir herunter und, genau wie heute Morgen, küsst er meine Schläfe.
    „Hi“, erwidere ich mit piepsiger Stimme, räuspere mich und versuche es dann noch einmal. „Schön, dass du da bist.“
    In gespielter Ergebenheit macht er eine tiefe Verbeugung.
    „Das Vergnügen ist ganz meinerseits, holde Maid.“ Als er sich wieder aufrichtet, haben sich auf seinen beiden Wangen Grübchen gebildet und seine dunkelbraunen Augen funkeln schelmisch. Für einen Moment sehe ich nichts als diese unglaublichen, braunen Augen und sein Blick hält den meinen gefangen. Keine Ahnung, wie lang er so dasteht, erst als Valerie sich neben uns deutlich hörbar räuspert, lösen sich unsere Blicke wieder voneinander.
    „Oh, Verzeihung!“ Erneut macht er eine Verbeugung, diesmal aber deutlich knapper ausfallend und in Vals Richtung. „Mylady, darf ich Ihnen Ihre Begleitung für den heutigen Abend vorstellen? Valerie, dies ist Frank, Frank, das hier ist Valerie.“ Er schiebt Valerie in die Richtung einer zweiten ganz in Schwarz gekleideten Gestalt, die mir vorher gar nicht aufgefallen war. Vermutlich, weil ich wie ein liebeskranker Guppy nur Augen für Jonathan hatte.
    Ein kurzer Blick zu Valerie zeigt mir, dass sie mit ihrem Date für den heutigen Abend einverstanden zu sein scheint, denn sie lächelt überaus zufrieden.
    „Wollen wir los?“ Valerie sieht uns erwartungsvoll an.
    Natürlich wollen wir.
    Das Gedränge auf dem kleinen Jahrmarkt erstaunt mich, wann immer ich gezwungen werde, hier mal hinzugehen. Es ist fast immer schon lausekalt um diese Jahreszeit. Es heißt ja auch nicht umsonst Wintermarkt. Obwohl – eigentlich doch. Es ist schließlich erst November. Kalendarisch beginnt der Winter erst viel später … Aber so kalt wie im Winter ist es trotzdem schon. Kein vernünftiger Mensch würde seine freie Zeit mit Karussells, Schießbuden und Essenswagen verbringen. Aber ganz offenkundig sind erstaunlich viele Leute keine vernünftigen Menschen oder aber ich leide an so etwas wie einem völlig verzerrten Vernunftsgefühl.
    Und es ist nicht nur die Kälte, die mich davon abhält, den Wintermarkt zu besuchen: Auf diesem verdammten Jahrmarkt treibt Vivian Anni ihr Unwesen. Wie eigentlich überall hier, wenn etwas los ist. Und diese Person ist der Albtraum meiner Kindheit und Jugend. Hübsch, beliebt, aber in meinen Augen nichts als ein strohdummes Flittchen. Nicht nur, dass sie mir in der achten Klasse meine Jugendliebe ausgespannt hat, sie hatte es auch immer auf mich abgesehen und jede Gelegenheit genutzt, sich hemmungslos über mich lustig zu machen. Meine brave Kleidung, mein eher unscheinbares Äußeres, meine damals … na, nennen wir es mal jugendliche Problemhaut. Irgendetwas hat sie immer gefunden, und wenn ihr nichts Neues eingefallen ist, dann hat sie meine geringe Oberweite mal wieder in den Mittelpunkt ihrer Hänseleien gestellt. Dafür habe ich sie jedes Mal verpfiffen, wenn sie während Klassenarbeiten von mir abschreiben wollte. Prinzipiell

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