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Die Versuchung der Hoffnung

Die Versuchung der Hoffnung

Titel: Die Versuchung der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Kaiser
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Grinsen zerstören lassen möchte. Und ich kenne sie gut genug, um zu wissen, dass sie genau das machen würde.
    Jonathan drückt meine Hand jetzt sanft und beginnt dann, sie mit seinem Daumen zu streicheln. Fast so, als könne er meine Gedanken lesen.
    „Ja, es ist einfacher so. In diesem Gewühl verliert man sich ohnehin so schnell.“
    Da muss ich ihm natürlich recht geben.
    Als würde er sich hier wie in seiner Westentasche auskennen, lotst er mich – und somit auch sich – aus dem überfüllten Hauptgang heraus und in einen der ruhigeren Nebengänge.
    Nach nicht einmal fünf Minuten halten wir beide einen Becher mit heißem Punsch in der Hand. Dankbar lege ich meine immer noch kalten Finger darum und trinke die wärmende, süße Flüssigkeit in kleinen Schlückchen.
    „Valerie hat gesagt, du liebst diesen Markt?“
    Mit Mühe kann ich einen heftigen Hustenanfall gerade so unterdrücken. Amüsiert zieht Jonathan eine Augenbraue in die Höhe.
    „Ich schätze mal, das heißt nein.“ Mit einem breiten Grinsen verschränkt er jetzt die Arme vor der Brust.
    Blitzmerker!
    Nach dem heißen Becher Punsch ziehen wir weiter. Wie selbstverständlich ergreift John wieder meine Hand und wir wandern ein wenig ziellos umher, bewundern die unzähligen, kleinen glitzernden Lichter des Marktes in der Dunkelheit. Ein wenig später bleibt John bei einer Schießbude stehen, um dort sein Glück zu versuchen.
    Na, wenn da mal nicht jemand versucht, männlich zu sein.
    Ich stehe halb hinter ihm und muss mir auf die Lippen beißen, damit ich nicht laut loslache, als John zum fünften Mal am Ziel vorbeischießt.
    Danebenschießen ist dann vielleicht doch nicht mehr ganz so männlich …
    Schießen ist eben schwerer, als man denkt!
    Zu Johns Ehrenrettung muss ich allerdings zugeben, dass es so aussieht, als hätte das Gewehr einen deutlichen Rechtsdrall.
    Schließlich legt er die Waffe wieder weg und dreht sich grinsend zu mir um.
    „Und dabei hatte ich mich so auf das große rosa Häschen gefreut … Es erinnert mich an deine Pantoffeln.“
    Sein Grinsen wirkt ansteckend, seine gute Laune ebenfalls.
    „Dann hoffe ich, dass du dich heute Abend nicht in den Schlaf weinen musst, weil du es nicht bekommen hast.“ Tröstend tätschele ich ihm den Arm.
    Wir könnten uns sonst natürlich gegenseitig mit Sex trösten!
    Mit einem Räuspern bringe ich die Stimme in mir wieder zum Schweigen und frage mich langsam, ob bei mir wirklich noch alles richtig ist.
    „Ich bin mir nicht ganz sicher. Würdest du mich denn trösten, wenn es so wäre?“
    Trösten, trösten, trösten!
    Die kleine Stimme in mir skandiert.
    „Ich könnte auch einfach mal mein Glück beim Schießen des rosa Häschens versuchen …“
    Eigentlich hatte ich das nicht vor, denn ich glaube, dass es überaus unsexy ist, wenn man als Frau besser schießen kann als der Typ, mit dem man ein Date hat. Aber bevor ich mich ihm jetzt und hier an den Hals werfe, ist mir jedes Mittel recht. Wenn ich schieße, lenkt mich das zumindest ab.
    Ich gebe dem Schießbudenbesitzer das Geld und greife nach dem Gewehr.
    „Das rosa Häschen also? Oder doch lieber das seltsame Vieh daneben?“ ich zeige auf etwas, das aussieht wie ein mutiertes, verkrüppeltes Eichhörnchen.
    „Das ist Scrat aus Ice Age!“ John klingt irgendwie empört, aber ich kenne weder Scrat noch Ice Age und zucke mit den Schultern.
    „Du kennst Ice Age nicht?“
    „Nein, sollte ich?“
    „Unbedingt. Wir holen das nach, den Film sollte jeder gesehen haben. Aber ich möchte trotzdem lieber das rosa Häschen haben.“
    „Ganz sicher?“
    John nickt.
    „Und du versprichst, dass du es den Rest des Abends mit dir herumtragen wirst, wenn ich es für dich schieße?“
    Er hebt zwei Finger in die Luft, wie zu einem Schwur.
    „Hoch und heilig versprochen!“
    „Und ich werde ein Foto von dir und dem … Vieh schießen und es im Internet posten!“
    „Auch das, wenn du willst.“ Seiner Stimmlage ist deutlich anzuhören, dass er nicht im Geringsten damit rechnet, dieses Versprechen jemals einlösen zu müssen.
    Bedächtig lege ich das Gewehr an. Es ist ein bisschen zu groß für mich. Oder ich bin wohl vielmehr etwas zu klein für diese Waffe. Um es besser stabilisieren zu können, strecke ich den linken Arm aus. Dann ziele ich und drücke ab. Und wie ich bereits vermutet hatte, zieht das Gewehr deutlich nach rechts – der erste Schuss geht am Ziel vorbei.
    „Siehst du? Gar nicht so einfach!“, höre ich John zufrieden

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