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Die Versuchung der Hoffnung

Die Versuchung der Hoffnung

Titel: Die Versuchung der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Kaiser
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später in mein Zimmer zurück und finde dort John auf meinem Bett sitzend wieder.
    Erst nachdem ich meine Zimmertür leise wieder zugemacht und abgeschlossen habe, traue ich mich, ihn endlich zu umarmen und zu küssen.
    „Ich bin ganz überrascht, dass du hier bist.“
    „Das hoffe ich doch.“ Er zieht mich in seine Arme und lässt sich dann mit mir zusammen rückwärts aufs Bett sinken. „Ich hatte Sehnsucht nach dir. Und du warst doch so traurig darüber, dass wir uns Weihnachten nicht sehen können.“ Sein Gesicht ruht in meinem Haar und er atmet ein paar Mal tief ein und aus. „Außerdem hast du mir gefehlt.“
    „Du mir auch“, murmle ich, während ich mein Gesicht an seinen Hals schmiege. „Ich freue mich wahnsinnig, dass du hier bist.“
    John gibt ein leises Brummen von sich. „Ich liebe es, wenn du dich so warm und weich und nach Schlaf anfühlst.“
    „Du könntest dich ausziehen und zu mir ins Bett legen, dann könnten wir uns irgendwann beide so anfühlen.“
    Lächelnd streicht er mir mein Haar aus meinem Gesicht. „Ausziehen klingt nach einem hervorragenden Plan …“ Als er seine kalten Hände unter mein Nachthemd schiebt, um es mir über den Kopf zu ziehen, quietsche ich auf.
    „Pssst … leise. Wir wollen doch nicht, dass deine Eltern etwas mitbekommen.“
    Lachend lassen wir uns in die Kissen fallen und bemühen uns, so leise wie möglich zu sein.
     
    Mein ursprünglicher Plan, John noch vor dem Morgengrauen ins Freie zu schleusen, scheitert kläglich daran, dass wir verschlafen und erst wach werden, als meine Mutter gegen meine Tür klopft.
    „Hope, kommst du? Wir warten alle auf dich. Santa war schon da!“
    Ich schrecke aus dem Bett hoch, und wenn ich nicht gerade ganz andere Sorgen hätte, würde ich jetzt die Augen verdrehe.
    Santa war schon da!
    Als wäre ich ein kleines Kind. Vielleicht glaubt sie ja selbst noch heimlich an den Weihnachtsmann.
    Hinter mir setzt sich John im Bett auf und reibt sich die Augen.
    „Ach du Scheiße“, flüstert er. „Was machen wir denn jetzt?“
    „Keine Ahnung.“ Ich beiße mir auf die Lippe. „Ich würde dich ja hier verstecken … Aber sie kommt bestimmt irgendwann rein und macht das Fenster auf oder zu, dreht die Heizung höher oder niedriger, oder findet irgendeinen anderen Grund, in meinem Zimmer herumzuschnüffeln.“
    Kurzum: Wir haben ein Problem!
    „Hope? Kommst du jetzt endlich?“ Die drängende Stimme meiner Mutter hat mich selten mehr genervt als in diesem Moment.
    „Gib mir fünf Minuten!“, brülle ich durch die geschlossene Tür zurück, während ich fieberhaft darüber nachdenke, wie ich John unauffällig wieder aus dem Haus bekomme. Letztendlich gibt es nur eine einzige Möglichkeit.
    „Wenn ich gleich unten bin, dann wartest du fünf Minuten. Dann gehst du so leise wie möglich nach unten. Wenn du hinter der Treppe nach rechts gehst, kommst du in die Küche und dort gibt es einen Hinterausgang …“
    Doof ist allerdings, dass die Treppe genau im Wohnzimmer endet. Bis er wieder in der Küche verschwindet, ist er somit für den Rest meiner Familie sichtbar. Ich kann nur hoffen, dass die alle so sehr mit Geschenkeauspacken beschäftigt sind, dass niemand etwas merkt.
    Ich ziehe mir eine Strickjacke über das Nachthemd und dicke Socken an die Füße.
    „Ich gehe jetzt ins Badezimmer. Wenn du hörst, dass ich nach unten gehe: Warte noch fünf Minuten!“ Ein bisschen komme ich mir vor, als würden wir einen Banküberfall planen.
    John zieht mich an sich und haucht einen Kuss auf meine rechte Schläfe.
    „Kann ich dich später sehen? Dann bleibe ich irgendwo in der Nähe.“
    „Ich rufe dich an, sobald ich mich loseisen kann. Willst du heute Abend vielleicht mit uns essen?“ Irgendwann muss ich ihn schließlich meinen Eltern vorstellen. John grinst mit schief gelegtem Kopf.
    „Ich komme gern, aber hast du dir das auch gut überlegt? Einen Mann Weihnachten mit nach Hause zu bringen, ist eine ziemlich große Hausnummer … Nicht, dass ich mich nicht darüber freuen würde. Du bist nur sonst so zögerlich, was deine Familie angeht.“
    „Ich würde mich sehr freuen, wenn du kommst. Ich rufe dich an, sobald ich hier weg kann. Bleibst du in der Nähe? Dann besprechen wir später alles.“
    „Okay“, murmelt John, während er mich noch einmal an sich zieht.
     
    Als ich unten bin, kann ich mich auf nichts konzentrieren und spiele nervös am Saum meiner Strickjacke herum. Meine Eltern sitzen zum Glück mit dem Rücken

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