Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Versuchung der Hoffnung

Die Versuchung der Hoffnung

Titel: Die Versuchung der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Kaiser
Vom Netzwerk:
passender Ohrringe. Beinah andächtig hebt er sie hoch und lässt die Perlen einzeln durch seine Finger gleiten. Bis auf die Kette ist es hier fast schon penibel aufgeräumt, nicht einmal eine Zahnbürste steht auf dem Waschbeckenrand. Einen kurzen Moment lang ist John versucht, den Badezimmerschrank zu öffnen, in der Hoffnung, dort ein paar weitere Informationen über sie zu finden. Etwa, ob es eine zweite Zahnbürste gibt, ob Aftershave in ihrem Schrank steht, ob dort einen Rasierer liegt …
    Während er noch mit sich ringt, ob das Informationen sind, die er wirklich haben will, klopft es an die Tür und er öffnet, ohne vorher groß darüber nachzudenken.
    +++
     
    Ich bin froh, dass ich meinen eigenen Gesichtsausdruck nicht sehen muss, als Jonathan die Badezimmertür öffnet.
    Er steht da, eingehüllt in den Dampf der heißen Dusche, der noch im Badezimmer hängt, und mit einem weißen Handtuch um seine Hüften. Das Badezimmer ist erfüllt vom Duft seiner frisch gewaschenen Haut. So sehr ich auch versucht habe, ihn zu vergessen, mein Körper erinnert sich immer noch an ihn. An ihn und all das, was er so mit mir angestellt hat. Mein Blick bleibt an seinem Oberkörper hängen, seinen muskelbepackten, tätowierten Oberarmen, an dem so vertrauten, dunkelgrünen Drachen, der sich von seinem rechten Oberarm über seine Schulter bis unter seine Brust erstreckt und auch auf seinen Rücken, auch wenn ich das gerade nicht sehen kann. Und auf seiner anderen Schulter, da ist nun auch ein Drache, ein violetter. Feiner, irgendwie … weiblicher. In der Mitte seiner Brust halten die Krallen der beiden Drachen einen Stern.
    Auf seinem Bauch, unterhalb seines Nabels ist auch eine neue Tätowierung hinzugekommen, die sich von seinem rechten Hüftknochen mit einem Schwung nach unten zu seinem linken Hüftknochen zieht. Dort steht irgendetwas, aber ich kann nur den Anfang und das Ende erkennen, der Rest verschwindet unter seinem Handtuch. Mir wird ganz heiß, in meinem Bauch beginnt es zu kribbeln und eine Stelle ein Stück weiter südwärts meldet sich ebenfalls zu Wort.
    Erst als John sich räuspert, merke ich, dass ich ihn anstarre. Und zwar dass ich Stellen von ihm anstarre, die ich besser nicht anstarren sollte. Errötend blicke ich hoch und in ein Paar dunkelbraune Augen, die mich plötzlich amüsiert und wissend anfunkeln. Mein Gesicht beginnt regelrecht zu brennen.
    „Ich habe hier etwas zum Anziehen für dich.“
    Und bitte zieh dich schnell an!
    Den Kleiderstapel, den ich eng an mich gedrückt habe, lege ich jetzt wie geplant feinsäuberlich vor der Tür ab. Was angesichts dessen, dass die Tür offen ist, ziemlich albern ist. Dann drehe ich mich um und gehe so schnell ich kann ins Wohnzimmer. Dort werfe ich einen kurzen Blick auf meinen Tee, den ich unangetastet stehen lasse, um stattdessen eine Flasche Whisky und ein Glas aus dem Schrank zu nehmen.
    Der erste Schluck läuft durch meine Kehle, ich spüre das sanfte Brennen und schließe seufzend die Augen.
    „Vierfach?“ Johns Stimme hinter mir klingt amüsiert.
    „Mindestens.“ Langsam drehe ich mich zu ihm um. „Möchtest du auch?“
    „Bitte. Ich glaube, den kann ich gut gebrauchen.“
    Ich nehme ein weiteres Glas und fülle es für ihn. Als ich es ihm gebe, berühren sich unsere Fingerspitzen und ich ziehe meine Hand schnell wieder zurück.

 
Kapitel 5
     
    Meinen ersten Whisky stürze ich viel zu schnell herunter und schenke mir dann umgehend den nächsten ein, mit dem ich es aber nun langsamer angehen lasse.
    Seufzend setzte ich mich zu Jonathan auf das Sofa und als sich unsere Blicke treffen – und viel zu lang festhalten –, ist da etwas Tiefes, Dunkles in seinem. Er mustert mich eingehend und einen Moment zu lang bleiben seine Augen an meinem Mund hängen. Unwillkürlich muss ich schlucken und Johns Mund verzieht sich zu einem Lächeln. Er fährt sich mit der Hand durch den Nacken. Dann finden seine Augen wieder zu meinen und er sieht mich nachdenklich an.
    „Irgendwie hatte ich mir unser etwaiges Wiedersehen immer anders vorgestellt.“ Nachdenklich ziehen sich seine Brauen zusammen. „Ich habe mir so oft ausgemalt, was ich dann zu dir sagen werde. Und jetzt fällt mir nichts mehr davon ein.“
     
    +++
    Tatsächlich ist das Einzige, das ihm einfällt, Hope einfach zu küssen.
    Ihr Blick vorhin auf seinem nackten Oberkörper … Zum Glück hatte er das Handtuch um die Hüften geschlungen, das wenigstens für einen kurzen Moment seine Reaktion auf

Weitere Kostenlose Bücher