Die Versuchung der Zeit: Hourglass 2 - Roman (German Edition)
steckte noch meine Reisezahnbürste ein und schloss den Koffer. »Ich werde bald achtzehn. Was willst du dann machen?«
»Mich betrinken.«
Erbfehler.
Ich hob die Hände. »Ich packe nur ein paar Sachen ein für den Fall, dass wir nicht schnell genug finden, was wir brauchen. Wahrscheinlich bin ich morgen Abend schon wieder zuhause.«
»Du wirst den ganzen Tag zuhause sein, weil du gar nicht erst wegfährst.«
Ich drehte mich weg, um die Fassung zu wahren und um nachzuprüfen, ob ich meinen Flachmann richtig zugeschraubt hatte. Vorsorglich zog ich schon mal den Reißverschluss des Koffers zu. »Dune hat Jacks Highschool-Daten aufgetrieben. Und da die Universität noch dabei ist, alte Studentenakten auf Computer zu speichern, müssen wir persönlich dorthin fahren und nachschauen, was wir finden können.« Die Geschichte mit Jacks Taschenuhr behielt ich vorsichtshalber für mich. »Es ist der nächste logische Schritt. Du kannst schließlich nicht selbst hingehen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen.«
»Dann überlass es Michael.«
Ich ignorierte den Stich, den seine Worte mir versetzten, jedoch nur, weil ich unbedingt meinen Kopf durchsetzen wollte, statt zu streiten. »Michael ist vielleicht Superman, aber nicht mal Superman kommt ohne die Hilfe von Jimmy Olsen und Lois Lane aus.«
Dad tippte sich aufs Kinn, ein sicheres Zeichen, dass er kurz davor war nachzugeben.
Er schießt, er trifft!
»Trotzdem gefällt es mir nicht«, lenkte er schließlich ein. »Aber ich will informiert werden. Stündlich.«
»Dad.«
»Ihr könntet euch abwechseln.«
»Michael wird dich schon auf dem Laufenden halten.« Ich zog meine Vorräte an Süßigkeiten aus der Nachttischschublade. Eine offene Schachtel Hot Tamales rutschte mir aus der Hand und fiel zu Boden. »Mist«, fluchte ich und sammelte die Gelee-Bonbons auf.
»Nicht dass ich dir nicht vertrauen würde«, sagte Dad entschuldigend.
Ich starrte auf seine abgetragenen, schlammbeschmierten schwarzen Stiefel. Mom wäre ausgeflippt, wenn sie gewusst hätte, dass er sie im Haus trug. »Aber ihm vertraust du mehr.«
»Du bist mein Sohn …«
»Schön, dass dir das aufgefallen ist«, sagte ich und stellte mich aufrecht hin. Obwohl er Stiefel trug, war er ein paar Zentimeter kleiner als ich.
»Meine Aufgabe ist es, dich zu beschützen.«
Wie herzerwärmend.
»Deine Mom hat sich um deine Erziehung gekümmert. Ich bin nicht …« Er hielt inne, seine breiten Schultern senkten sich. »Ich gebe mir Mühe. Ich kann es vielleicht nicht so zeigen, wie sie es gezeigt hat, aber ich liebe dich wirklich.«
»Warum sprichst du von ihr in der Vergangenheit?« Die Süßigkeiten schmolzen in meiner Faust. » Hat sich gekümmert. Gezeigt hat .«
Sein Flüstern schmerzte mich mehr, als wenn er mich angeschrien hätte. »Es gibt keine Verbesserung; im Gegenteil, sie baut immer weiter ab. Du wüsstest es, wenn du sie besuchen würdest.«
»Willst du damit sagen, es ist mein Fehler, dass es ihr schlechter geht?«
»Nein, aber es würde ihr vielleicht helfen, die Stimme ihres Sohnes zu hören, seine Berührung zu spüren. Du weißt doch, wie sehr sie dich liebte …«
»Liebt. Liebt . Sie liebt mich. Ich habe an ihrem Bett gesessen, als du tot warst. Ich habe alles getan, was ich konnte. Ich habe sogar versucht …« Ich verstummte gerade noch rechtzeitig. »Ich weiß, welche Fehler ich habe; du brauchst sie nicht für mich aufzulisten. Ich sage Michael, er soll dich stündlich auf dem Laufenden halten, während wir in Memphis sind. Sonst gibt es nichts mehr zu sagen.«
Ich starrte ihn an, bis er die Tür hinter sich zugezogen hatte. Bitterkeit breitete sich in meinem Brustkorb aus und raubte mir den Atem.
Ich warf die Süßigkeiten in den Mülleimer und zog den Flachmann aus dem Koffer.
20. KAPITEL
W ann sind wir endlich da? Mein Hintern ist schon ganz platt gesessen. Hat jemand zufällig eine Luftpumpe dabei, damit ich ihn wieder aufblasen kann?« Lily beugte sich vor und rieb sich den Rücken.
Ich verkniff mir den Hinweis, dass ihr perfektes Hinterteil durch ein paar Stunden im Auto bestimmt keinen Schaden nehmen würde. Es war noch zu früh, sich einen Kinnhaken einzufangen, schon gar nicht von einem heißen Mädchen.
Stattdessen kramte ich meine Kappe hervor, setzte sie auf und zog sie über die Augen. Meine Sonnenbrille reichte nicht aus, um die Nachwirkungen meines gestrigen Komasaufens erträglicher zu machen.
Dru hatte eine Studienfreundin, die im Peabody Hotel arbeitete
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