Die Versuchung
Vorbereitungen, das Land jederzeit verlassen zu können. Mit einem Privatjet. Und da der Mann über Catherine Savage Bescheid weiß, brauchen wir neue Ausweispapiere. Kannst du uns welche besorgen?«
»Ja. Aber dazu muß ich erst ein paar alte Kontakte wiederaufleben lassen. Das dauert ein paar Tage.«
LuAnn stand auf.
»Und was ist mit Riggs?« fragte Charlie. »Der Mann wird jetzt nicht mehr lockerlassen.«
»Dagegen können wir nichts tun. Er traut uns nicht, und ich kann es ihm nicht übelnehmen.«
»Aber ich bezweifle stark, daß er etwas tun wird, das dir letztendlich schaden könnte.«
Sie musterte ihn scharf. »Woher willst du das wissen?«
»Man muß kein Nobelpreisträger sein, LuAnn, um zu sehen, daß Riggs eine Schwäche für dich hat.« Ein Hauch von Ablehnung schwang in seinen Worten mit. Dann wurde seine Stimme weicher. »Scheint aber ein netter Bursche zu sein. Unter anderen Umständen … wer weiß? Du solltest dein Leben nicht allein verbringen, LuAnn.«
Röte überflutete ihr Gesicht. »Ich bin nicht allein. Ich habe Lisa, und ich habe dich. Mehr Menschen brauche ich nicht. Mit noch jemandem würde ich nicht fertig.«
Sie wandte den Blick ab. Wie konnte sie einen Mann in ihr Leben einbinden? Es war unmöglich. Halbwahrheiten im Wettstreit mit Täuschungen. Sie war keine wirkliche Person mehr, sondern eine lebende Lüge, eine dreißig Jahre alte leere Hülle. Punkt. Alles andere hatte sie eingetauscht. Den Rest hatte Jackson genommen.
Er und sein verdammtes Angebot! Hätte sie damals doch niemals diesen Anruf gemacht. Was, wenn sie nicht in Panik geraten wäre? Dann hätte sie nicht zehn Jahre damit verbracht, sich in die Frau zu verwandeln, die sie immer hatte sein wollen. Dann würde sie nicht in einer Millionärsvilla leben. Doch so ironisch es sich anhörte – sie würde wahrscheinlich ein viel schöneres Leben führen als jetzt, ein richtiges Leben. Ganz gleich, ob sie es wieder in einem heruntergekommenen Wohnwagen oder als Serviererin in einer Fernfahrerkneipe verbrachte. LuAnn Tyler, die Bettlerin, wäre wahrscheinlich glücklicher als Catherine Savage, die Prinzessin, sich in ihren kühnsten Träumen ausmalen konnte. Aber hätte sie Jacksons Angebot damals nicht angenommen, hätte er sie töten lassen. Es gab keinen Ausweg. Sie wandte sich wieder Charlie zu und breitete die Arme weit aus.
»Das hier ist mein Preis, Charlie. Das habe ich dafür bekommen. Das haben wir bekommen. Du, ich und Lisa.«
»Die drei Musketiere.« Charlie versuchte ein Lächeln.
»Laß uns beten, daß alles gut endet.« LuAnn öffnete die Tür und verschwand auf dem Korridor, um ihre Tochter zu suchen.
KAPITEL 34
»Danke, daß Sie so kurzfristig Zeit für mich haben, Mr. Pemberton.«
»John. Bitte, nennen Sie mich John, Mr. Conklin.« Pemberton schüttelte die Hand des anderen Mannes. Dann setzten sie sich an den kleinen Konferenztisch in Pembertons Maklerbüro.
»Ich heiße Harry«, sagte der Besucher.
»Sie haben am Telefon erwähnt, Harry, daß Sie an einem Haus interessiert sind, aber Sie haben nicht gesagt, in welcher Wohnlage und auf welchem preislichen Niveau.«
Ohne daß man es merkte, musterte Pemberton Harry Conklin von Kopf bis Fuß. Mitte Sechzig, teurer Anzug, strahlt Selbstsicherheit aus, mag zweifellos die schönen Dinge des Lebens. Pemberton überschlug rasch seine mögliche Provision.
»Ich habe Ihren Namen auf Empfehlung erhalten. Wenn ich recht verstanden habe, sind Sie auf den gehobenen Immobilienmarkt in dieser Gegend spezialisiert«, sagte Conklin.
»So ist es. Ich bin hier geboren und aufgewachsen. Ich kenne jedes Haus, jedes Grundstück, das zu kennen sich lohnt. Also, wie ist das preisliche Niveau, das Ihnen vorschwebt? Was ist die Obergrenze?«
Conklin machte eine entspannte Miene. »Ich möchte Ihnen zuvor ein bißchen über mich erzählen. Ich verdiene meine Brötchen an der Wall Street, und es sind verdammt große Brötchen, wenn ich mal so sagen darf. Aber die Börse ist ein Spiel für junge Männer, und ich bin kein junger Mann mehr. Ich habe mein Vermögen in der Tasche – ein beträchtliches Vermögen. Ich besitze ein Penthouse in Manhattan, eine Wohnung in Rio, ein Haus auf Fisher Island in Florida und einen Landsitz außerhalb Londons. Aber ich möchte gern hinaus aus New York, ein Leben in Ruhe und ländlicher Abgeschiedenheit führen. Und die Gegend hier ist eine der schönsten, die es gibt.«
»Vollkommen richtig«, stimmte Pemberton ihm zu.
»Nun denn.
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