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Die versunkene Welt

Die versunkene Welt

Titel: Die versunkene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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stimmt, und es ist nicht der Wille unseres Volkes«, antwortete Learges. Aus seiner fremd klingenden Stimme ließen sich schwerlich Gefühle heraushören, aus seiner Miene nur wenig lesen. Doch er war verbittert.
    »Was sind eure Ziele?« wollte Mythor wissen. Jede Auskunft war wichtig, und ihm blieb nicht mehr viel Zeit, denn schon deutete Dorgele mit ausgestrecktem Arm voraus. Die Flut hatte eingesetzt. Das Wasser stieg und rannte gegen die Küste an.
    »Wir wollen mit den Bewohnern der Oberwelt in Frieden und in Freundschaft leben«, erklärte Learges. »Die Zeit dafür ist gekommen. Deshalb arbeiten wir an uns, und einige können schon wie manche Hohenpriesterin für viele Atemzüge außerhalb des Wassers leben. Doch nur wenige meiner Kaste sind in der Lage, eure Sprache zu sprechen.«
    Mythor nickte beeindruckt. Doch was hatte es mit den Hohenpriesterinen auf sich? Wer war die geheimnisvolle Meermutter, wer die Anemona?
    Noch einmal fragte er Learges danach, doch dieser hüllte sich in Schweigen.
    »Sie sind mächtig«, sagte er dann nach einer Weile. »Und grausam. Die Hohenpriesterinnen sind gefürchtet. Hütet euch vor ihnen und der Göttin! Glaubt nicht den Versprechungen, die man euch macht! Euer Lohn wird der Tod sein!«
    »Der Lohn wofür?« fragte Mythor. Schnell wechselte er einen Blick mit Gerrek und Kalisse, die inzwischen herangekommen war. Er kannte die Antwort schon.
    »Dafür«, sagte Learges gedämpft, »daß ihr ein zweites Bestiennest ausheben sollt. Die Okeazer werden…«
    »Okeazer?« fragte Kalisse dazwischen.
    »Unser Volk«, sagte Learges. »So nennen wir uns.« Wieder blickte er Mythor an, und die Zauberflöte schien vergessen. Aus seinen Blicken sprach eine eindringliche, unmißverständliche Warnung. »Die Okeazer werden euch gegen die Entersegler schützen, die das Gehege bewachen, wenn ihr in es hinuntersteigt, um die Bestienbrut zu töten. Doch bleibt wachsam auch meinem Volk gegenüber, und sagt den anderen Bestientötern, daß auch sie…«
    Mythor hob eine Hand. Irritiert blickte er Kalisse an.
    »Welche anderen?«
    Learges schien seine Frage nicht zu verstehen.
    »Von welchen anderen Bestientötern sprichst du?« fragte Mythor wieder.
    »Jene, die auf der Insel Mnora-Pas ein Bestiennest zerstörten«, antwortete der Tritone. »Sie gehören doch zu euch, denn sie sind erst vor Tagen ins Nasse Grab gekommen, wie ihr.«
    Eine schlimme Ahnung stieg in Mythor auf, und Kalisses erstarrte Züge verrieten ihm, daß sie das gleiche dachte wie er.
    »Wie kamen sie hierher?« wollte er Gewißheit haben. »Doch nicht ebenfalls in der Lumenia?«
    »In der toten Pflanze kamt nur ihr. Die andere Gruppe kam mit einem mächtigen Schiff, das nun vor Mnora-Lör ankert.«
    »Die Sturmbrecher! «stieß Kalisse hervor. »Bei allen Göttern! Das heißt, Burras Amazonen sind hier!«
    Und bestimmt nicht zufällig, dachte Mythor grimmig. Aus seiner Sicht mußte es sich so verhalten, daß die Sturmbrecher der sinkenden Lumenia bis hierher gefolgt war. Warum, das war unschwer zu erraten.
    Die Jagd ging weiter, und sie waren das gehetzte Wild.
    »Ich will es ganz genau wissen«, knurrte der Gorganer. »Learges, ich habe eine Bitte an dich. Ist es dir wohl möglich, diese zweite Gruppe von… Bestientötern aufzusuchen und sie auszuhorchen, ohne zu verraten, wer dich schickt? Es ist wichtig für uns.«
    Wieder sprach Unverständnis aus Learges’ glasigen Augen.
    »Sie sind nicht eure Freunde?« fragte er.
    Kalisse lachte rauh.
    »Nein, ganz und gar nicht!«
    Der laute Klang ihrer Stimme ließ Scida und Dorgele herumfahren. Als die Priesterin des Tritonen ansichtig wurde, stieß sie einen Schrei aus und schickte sich an, ins Heck zu stürmen.
    »Schnell, Learges«, flüsterte Mythor. »Tauche fort, und…!«
    »Ich werde euch helfen!« versprach der Tritone schnell. Dann glitt er schon ins Wasser zurück.
    Dorgele starrte ins Leere. Mit geballten Fäusten stand sie vor Mythor und Kalisse.
    »Ich sagte euch, ihr solltet ihn meiden! Was hat er euch gesagt? Ich…«
    »Ich werde dir sagen, was das beste für dich ist«, knurrte Mythor, dessen Geduld sich allmählich ihrem Ende näherte. Er sprach ruhig, doch seine Blicke ließen die Inselbewohnerin sofort verstummen. »Du gehst zurück in den Bug und tust, was dir aufgetragen ist, nichts weiter. Sonst könnte es bald geschehen, daß ich meine Begleiterinnen nicht länger davon zurückhalten kann, mit dir so umzuspringen, wie sie es schon seit langem für

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