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Die versunkene Welt

Die versunkene Welt

Titel: Die versunkene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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voneinander. Es begann leicht zu regnen. Die Tropfen trübten das Wasser, und die Amazonen wagten nicht, daran zu denken, was dort unten lauern und sie beobachten mochte. In der Tiefe gab es unheimliches Leben. Schaudernd dachte Gudun an die Ruinen, die sie gesehen hatten, als sie vor Mnora-Pas von den Enterseglern angegriffen wurden.
    Und während sie ruderte und ihren finsteren Gedanken nachhing, gewahrte sie die Bewegung zwischen den Booten. Ganz kurz nur hatte sie aus den Augenwinkeln heraus etwas auftauchen gesehen, einen im Mondlicht silbriggrün schimmernden Kopf.
    Aber sie war sich ihrer Sache nicht sicher, und um die Gefährtinnen nicht über Gebühr zu beunruhigen, schwieg sie. Unverwandt starrte sie weiter aufs Wasser, und dann sah sie ihn wieder.
    Sie stieß die neben ihr sitzende Amazone mit dem Ellbogen an.
    »Dort!« flüsterte sie. »Ich glaube… es ist einer von ihnen, ein Tritone.«
    Die Amazone gab es an die anderen weiter, während Gudun den Gefährtinnen im zweiten Boot Zeichen machte.
    Der Kopf des Meeresbewohners tauchte fort. Doch nur wenige Augenblicke später legten sich zwei grüne Hände auf den Bootsrand, und ein auf den ersten Blick furchteinjagendes Gesicht erschien zwischen ihnen.
    »Haltet ein!« rief der Tritone, als die Kriegerinnen aufsprangen und zu ihren Waffen griffen. »Ich komme als Freund!«
    »Laßt ihn!« rief Sosona schnell. »Sein Volk hat uns vor den Enterseglern gerettet!«
    Und lange hatten die Amazonen darauf warten müssen, einen Tritonen zu Gesicht zu bekommen.
    »Laßt ihn!« sagte die Hexe leiser. »Ich will ihn lebend. Er muß uns sagen, was er über Zaem und Burras Schicksal weiß!«
    »Er wird fliehen!« zischte Gorma. »Sobald wir Hand an ihn legen, taucht er uns fort!«
    »Das wird er nicht. Laßt ihn in Ruhe.«
    Gudun nickte Gorma zu, während Sosona Ringe an ihren Fingern drehte und offensichtlich versuchte, den Meeresbewohner durch magische Fesseln am Boot zu halten und zum Reden zu bringen.
    Und sie war es auch, die das Fragestellen übernahm.
    Gudun machte ihr Platz, als sie sich auf die Ruderbank setzte und vornüberbeugte, so daß ihr Gesicht dem des Tritonen ganz nahe war.
    »Du sprichst unsere Sprache«, begann die Hexe. »Dann hast du auch einen Namen?«
    »Ich bin Learges«, antwortete das Wesen in leicht verfremdetem Vanga.
    Sosona nickte.
    »Schön, Learges. Du sagst, du kämest als Freund. Dann wirst du uns wohl auch helfen, jene zu finden, nach denen wir suchen.«
    Es war, als zuckte Learges ganz leicht zusammen, was der Hexe nicht entging. Sie deutete es allerdings falsch, denn von Mythors Auftrag für Learges konnte sie nichts wissen. So nahm sie es als Zeichen dafür, daß das Meervolk wahrhaftig über den Verbleib der Gesuchten Bescheid wußte.
    Um so größer war ihre Enttäuschung, als Learges verneinte, etwas von ihnen und dem Regenbogenballon zu wissen, nachdem sie ihm entsprechende Fragen gestellt hatte.
    »Nie habe ich diese Namen gehört«, sagte der Wasserbewohner.
    »Dann ist dir auch der Name Yacub fremd?« fuhr Gorma ihn an. Learges drehte den Kopf zu ihr um. »Wir glauben dir kein Wort! Wir glauben vielmehr, daß eure Meermutter mit Yacub im Bunde ist, weil dieser ihr das Leben von Zaem und Burra versprach!«
    »Ich kenne Yacub«, gab Learges eingeschüchtert zu. »Diesen Namen gaben ihm auch die anderen vier Bestientöter. Aber Yacub ist nicht der Freund der Meermutter, sondern ihr schlimmster Feind!« Er sprach weiter, ohne die weit aufgerissenen Augen der fremden Kriegerinnen zu bemerken. Er hatte Angst vor ihnen, sagte sich, daß es eine Dummheit gewesen war, einfach bei ihren Booten aus dem Wasser zu tauchen, und redete wie ein Wasserfall, damit sie sich damit zufriedengäben und ihn in Frieden ziehen ließen. »Er und seine Brut sind die Feinde der Meermutter, der Anemona und meines Volkes. Wußtet ihr nicht, daß jene Entersegler, die euch angriffen, von Tritonen getötet wurden, damit ihr zur Insel gelangen und das Bestiennest ausheben konntet?«
    »Warte!« schrie Gorma. »Sei endlich still!«
    Ihr Schwert blitzte im Mondlicht. Die Kriegerinnen hatten auf ihr Zeichen wieder die in starke Bögen eingelegten Pfeile auf ihn gerichtet. Gorma deutete auf sie. »Bevor du forttauchen kannst, bist du ein toter Fischmann, Learges.«
    »Aber was wollt ihr noch von mir?« rief dieser entsetzt aus. »Ich kam aus freien Stücken und sagte euch, was ich selbst weiß!«
    »Nicht alles, mein Freund!« stieß die Amazone schneidend

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