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Die versunkene Welt

Die versunkene Welt

Titel: Die versunkene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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sich kerzengerade auf und schüttelte Mythors Arm ab.
    »Ihr habt seine Worte vernommen!« sagte sie hart, als wäre sie nie vor Angst halb tot gewesen. »Kommt, ehe es zu spät ist!«
    »Ha!« machte Kalisse und schüttelte die Faust. »Du glaubst doch nicht, daß wir uns auf diese Weise einschüchtern lassen!«
    Dorgele blickte sie an. Fast schien sie Mitleid mit der Amazone zu haben.
    »Ihr kennt die Macht der Meermutter nicht«, flüsterte sie. »Ihr wißt nicht um ihren Zorn, noch viel weniger um die Gefahr, die uns allen droht, falls wir nicht tun, was Ertach von uns verlangt.«
    »Wer ist Ertach?« fragte Mythor.
    »Ein Tritone des Dritten Kreises, ein Mächtiger unter den Dienern der Anemona und der Meermutter.«
    Wieder sprach sie von der Göttin und der Meermutter.
    »Unsere Pflicht!« knurrte Scida. »Worin soll sie bestehen?«
    »Ich bringe euch nach Pelleas-Anna, der neuen Stadt Pelleas«, sagte die Priesterin nur. »Jetzt folgt mir!«
    Sie wartete die Proteste nicht ab, sondern begab sich zum Ausgang des Turmes. Kalisse fluchte lauthals, und Scida steckte nur widerwillig ihre Schwerter zurück.
    »Du wirst natürlich wieder tun, was sie verlangt, oder?« fragte Kalisse Mythor mit Zorn und Spott in der Stimme.
    Er nickte schwer.
    »Aber du kannst dich damit trösten«, sagte er, »daß unsere Zeit mit Sicherheit kommen wird – und dann vielleicht früher, als selbst dir lieb sein wird.«
    Sie winkte nur ab.
    Dorgele stand auf den Ballen und wartete. Doch nicht das Boot lag dort in den Wellen, mit dem sie hierhergekommen waren, sondern ein anderes, größeres und seltsam geformtes. Es glich einem riesigen Fisch, der waagrecht vom Kopf bis zur Schwanzflosse halbiert und ausgehöhlt worden war. Der Schädel bildete den Bug, die mächtige, scharfe Schwanzflosse das Heck. Die sechs Inselbewohner, die vor dem Tempel gewartet hatten, saßen darin, doch von ihrem eigenen Boot war weit und breit nichts mehr zu sehen.
    Dorgele sprang. Die Gefährten folgten ihr, Gerrek als letzter. Und nun mußte Mythor erkennen, daß das Wassergefährt nicht nur einem Fisch nachgebildet war, sondern wirklich und wahrhaftig ein aufgeschnittener und ausgehöhlter Fisch war.
    Die Ruder lagen zwischen den Verfemten. Sie machten keine Anstalten, sie zu ergreifen, und Mythor erkannte den Grund dafür.
    Vom Bug aus fielen vier starke Seile ins Wasser, die sich nun spannten. Zugleich tauchten die Köpfe von Tritonen auf, ebenfalls vier an der Zahl, die das Boot vom Turm fortzogen, schneller, als jeder Ruderschlag es zu bewegen vermochte.
    Pelleas-Anna! dachte er. Die neue Stadt. Viel sagte ihm das nicht. Doch an der Aufgabe, die ihnen gestellt war, konnte dafür kaum ein Zweifel bestehen.
    Irgendwo voraus befand sich ein weiteres Nest Yacubs.
    Sie sollten die dämonische Brut vernichten.
*
    Schnell wie ein Pfeil durchschnitt das Boot die Wellen. Ab und an streckte einer der Tritonen den Kopf aus dem Wasser, wie um sich davon zu überzeugen, daß die von ihnen auserkorenen Bestientöter noch an Bord waren. Ansonsten waren nur ihre kräftigen Schulterpartien zu sehen.
    Längst war der Tempelturm den Blicken entschwunden, lag die Flüsterbucht hinter ihnen. Südwestwärts ging die Fahrt, hundert Schritt und mehr von der Küste Asingeas entfernt.
    »Bald«, so hatte Dorgele verkündet, »werdet ihr die Ruinen der Versunkenen Stadt aus den Tiefen heraufschimmern sehen können.«
    Mythor saß mit Gerrek im Heck des Bootes und blickte finster drein. Es gefiel ihm nicht, wie Ertach mit Learges umgesprungen war. Learges’ Auftreten hatte den Eindruck erweckt, daß die Tritonen, so gefürchtet sie von den Inselbewohnern auch waren, ganz umgängliche Gesellen sein mochten. Ertachs Benehmen allerdings hatte diesen Eindruck schnell wieder ins Gegenteil verkehrt. Wenn er zu den Mächtigen des Meervolks gehörte, so würden die Gefährten keinen leichten Stand haben, hatten sie erst einmal ihre Aufgabe erfüllt und wollten sie ihrerseits Forderungen stellen.
    Die Forderung, aus dem Nassen Grab hinausgebracht zu werden, ein Gefährt zur Verfügung gestellt zu bekommen, mit dem sich der Weg nach Süden, zum Hexenstern, fortsetzen ließ.
    Unwillkürlich drehte Mythor wieder den Ring am Finger, doch Fronja schickte ihm keine Träume mehr.
    Mythor riß sich zusammen. Er durfte die Hoffnung nicht aufgeben. Jene sechs Zaubermütter, die Fronja bedrängt hatten, mußten sie nicht getötet haben. Zaem mußte nicht unter ihnen gewesen sein. Nur diese Hoffnung

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