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Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)

Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)

Titel: Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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er.
    »Ginesse? Kein bisschen. Wenn überhaupt, dann hat Ginesse die Dinge immer zu klar gesehen. Sie ist sich jeder ihrer Unzulänglichkeiten bewusst und kennt jeden einzelnen Fehler, und sie kann sich kaum vorstellen, dass andere sie verzeihlich finden könnten.«
    »Ich weiß nicht, wie ich das verstehen soll«, bekannte er.
    »Ich weiß«, entgegnete sie mit unergründlicher Miene. »Und genau deshalb würde ich Sie jetzt auch am liebsten schütteln.«
    Und mit dieser letzten, mysteriösen Bemerkung auf den Lippen verschwand sie in der Menge.

    Ginesse tanzte einen Walzer mit Lord Tynesborough, gab einen Military Two-Step mit mehreren der Nachwuchsoffiziere zum Besten, legte mit ihrem Urgroßvater eine halbe Runde durch den Saal aufs Parkett und war überrascht, ja betroffen, als Colonel Lord Pomfrey sie zu einem Schottischen aufforderte und sich dabei als überraschend guter Tänzer erwies.
    Mit James Owens tanzte sie nicht.
    Gelegentlich erhaschte sie einen Blick auf ihn, während er sich mit einem der Offiziere oder mit Haji unterhielt. Er sah unglaublich gut aus und sie registrierte, dass die anderen Ladys im Raum ihm bewundernde Blicke zuwarfen. Diese Luder.
    Gerade verbeugte sie sich am Ende des Tanzes vor ihrem Partner, als Jim Owens auf der anderen Seite des Raumes ihren Blick auffing. Er hob leicht sein Glas und schenkte ihr sein schiefes Lächeln. Hitze schwappte ihr ins Gesicht. Hastig sah sie weg und verließ die Tanzfläche in entgegengesetzter Richtung. Sie flüchtete zur Erfrischungsbar, wo sich Mildred Whimpelhall gerade ein Glas Punsch einschenkte.
    »Miss Braxton, Sie sind meine Ballkönigin«, sagte Miss Whimpelhall zur Begrüßung. In ihrer Stimme lag keine Spur von Neid.
    »Aber nur wegen dieses wunderbaren Kleids«, entgegnete Ginesse. »Noch einmal vielen Dank.«
    Miss Whimpelhall lächelte. »Es steht Ihnen viel besser als mir. Ich habe es aus einer Laune heraus gekauft, kurz bevor wir von London abgelegt haben, ich weiß auch nicht, warum. Ich hätte mich darin nie wohl gefühlt. Zum Glück bin ich nicht mehr dazu gekommen, es anpassen zu lassen.«
    »An Ihnen würde es bestimmt noch hübscher aussehen«, versicherte Ginesse.
    »Danke, aber ich glaube nicht, dass Colonel Lord Pomfrey das gutheißen würde.«
    Die Worte ihres Urgroßvaters kamen ihr wieder in den Sinn. Er glaubte, dass Miss Whimpelhall geheime romantische Sehnsüchte hegte. »Ist es denn so wichtig, dass er das tut?«
    Miss Whimpelhall sah sie überrascht an. »Natürlich. Er ist mein zukünftiger Ehemann.«
    Ginesse hatte ihre Gefühle noch nie besonders gut verbergen können. Diesmal schaffte sie es wenigstens, den Mund zu halten, und sie gratulierte sich zu ihrer Selbstbeherrschung.
    »Ich habe den Eindruck, dass Sie keine besonders hohe Meinung von meinem Verlobten haben«, äußerte Miss Whimpelhall vorsichtig. »Ich habe Ihnen ja gesagt, dass er kein kühner Held ist.«
    »Ja, aber ...«, Ginesse zögerte, doch dann sprudelte es aus ihr heraus – so viel also zu ihrer Selbstbeherrschung. »Aber genau das verdienen Sie, Miss Whimpelhall, einen Mann, der Sie im Sturm erobert. Und Sie verdienen Wärme statt Kälte und Romantik statt Pflichtbewusstsein. Das alles sollte Ihnen gehören.«
    »Oh, meine Güte«, flüsterte Miss Whimpelhall. Sie wirkte ein wenig ratlos und ziemlich ergriffen. »Ihre Anteilnahme rührt mich, sehr sogar. Aber ich kenne Hilliard sehr gut und er ist genau der Mann, den ich will.«
    Ginesse betrachtete sie mit nur schlecht verhohlener Skepsis.
    Miss Whimpelhall gab einen ungehaltenen Laut von sich, hakte sich bei Ginesse ein und führte sie ans hintere Ende des Raumes, wo sie sich ungestört unterhalten konnten.
    »Miss Braxton«, sagte sie und wandte sich zu ihr um.
    »Ginesse. Sie und ich sind grundverschieden. Ich weiß, Sie halten Hilliard für phlegmatisch und sittenstreng, vielleicht sogar für ein bisschen langweilig. Und für voreingenommen.« Ihr entschuldigender Blick verriet, was sie niemals laut aussprechen würde: dass sie Pomfreys Benehmen Ginesse gegenüber missbilligte.
    »Und vielleicht ist er das ja auch«, fuhr Miss Whimpelhall fort. »Aber dennoch hat er das Zeug zu einem guten Offizier. Unter den richtigen Umständen und dem richtigen Einfluss kann er ein guter Mann sein. Und außerdem ist er jemand, den ich verstehe, denn wir ähneln uns sehr.«
    »Wohl kaum, Miss Whimpelhall ...«, protestierte Ginesse.
    »Nein, streiten Sie es nicht ab. Ich kenne meine Fehler und die

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