Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)
da ...«
»Geoffrey«, kam sie der unausweichlichen Frage zuvor. Sie konnte zwar nicht lügen, aber sie würde ihm nicht antworten. »Ich werde mein Leben meiner Karriere widmen. Wenn wir Zerzura finden, wird jahrelange Arbeit vor uns liegen. Und ich meine
uns
, denn ich betrachte dich dabei genauso als meinen Partner wie Haji.«
Er brachte ein Lächeln zustande. »Tja, dann hoffe ich sogar noch mehr, dass wir mit unserer Suche Erfolg haben. Wer weiß? Vielleicht erliegst du meinem Charme ja doch noch, nachdem du erst fünf Jahre an meiner Seite gebuddelt hast.«
Sie entgegnete nichts und er schenkte ihr ein letztes, schiefes Lächeln, berührte mit den Fingern leicht seine Stirn und ging, die Namen der Arbeiter rufend, die ihn begleiten sollten, an ihr vorbei.
Sie packte einen kleinen Rucksack mit den Ausrüstungsgegenständen, die sie für ihre Erkundung brauchen würde: ihre Grabungswerkzeuge, eine Flasche Wasser und eine elektrische Taschenlampe. Dann griff sie nach dem dicken Holzstab, den sie gleichzeitig als Tastwerkzeug und als Spazierstock benutzte, und führte die übriggebliebenen Männer trotz ihrer Niedergeschlagenheit und Mutlosigkeit in das
Wadi
.
So hatte sie sich das alles nicht vorgestellt. Sie hatte gedacht, sie würde überschäumen vor Tatendrang, doch stattdessen erfüllte sie nur wieder dieses alte, wohlbekannte Gefühl von Leere. Sie riss sich zusammen, sagte sich, sie sei bloß ein wenig überängstlich und das Triumphgefühl würde schon noch kommen. Sie stand kurz davor eine großartige Entdeckung zu machen und sie würde jeden Augenblick genießen.
Sie wies die Arbeiter an, sich zu verteilen und die Felswände abzuschreiten, die sich zu beiden Seiten des sich verengenden Tals erhoben. Sie sollten nach einem alten Pfad Ausschau halten oder nach einer großen, flachen Felsplatte oder nach einem Höhleneingang. Die meisten Schriftquellen bezeichneten Zerzura als eine Stadt, doch manchmal wurde es auch einfach nur als eine Oase beschrieben oder als das »Heim eines toten Königspaares«.
Vielleicht war Zerzura ja ein Bergtempel, den man in den Hängen der Schlucht errichtet hatte, oder ein kleiner Palast, versteckt in einem abgelegenen Tal. Manchmal wurde Zerzura als goldfarben beschrieben, manchmal aber auch als »weiß wie eine Taube«, also erklärte sie den Männern, sie sollten außerdem auf alles achten, was einen ungewöhnlichen Farbton aufwies. Während der nächsten drei Stunden arbeiteten sie sich langsam vorwärts und umrundeten Geröllhaufen, die den schmalen Felsspalt schwer passierbar machten.
Je weiter sie vordrangen, desto öfter war Ginesse gezwungen, sich ihren Weg durch Schutt und um lose Schieferansammlungen herum zu bahnen. Immer höherkletterte sie und stocherte dabei in jedem Spalt, in jeder Ritze mit der Spitze ihre Stocks herum. Als sie bereits auf halber Höhe der Felswand stand, entdeckte sie einen merkwürdig geformten großen Stein fast auf dem Gipfel. Wenn man den Kopf ein wenig schief legte, erinnerte er an eine große, dicke ... Ente.
Sie neigte den Kopf noch weiter. Definitiv eine Ente und keine Taube. Allerdings waren die alten Ägypter ja auch durchaus bekannt dafür, dass sie die Dinge manchmal lyrischer ausdrückten, als sie tatsächlich waren. Es ging nicht anders, sie musste sich das einfach genauer ansehen. Um den Gipfel zu erreichen, brauchte sie länger, als sie angenommen hatte, und als sie endlich oben war, musste sie feststellen, dass die Ente nichts weiter war als eine Ente. Unter ihr öffnete sich kein Geheimgang und ihr Schnabel deutete auch nicht auf den Eingang eines riesigen Tempels. Es war nur ein merkwürdig geformter Stein.
Es war allerdings interessant, dass sie von ihrem Standpunkt neben der Ente die Wüste zu beiden Seiten der Felsformation sehen konnte. Der Grat war viel schmaler, als sie angenommen hatte. Im Süden konnte sie ihr Lager erkennen, während sich im Norden eine weite Leere erstreckte, nur unterbrochen vom dunklen Umriss eines großen, einsamen Hügels etwa eine Viertelmeile entfernt. Dazwischen lag nichts als Sand. Wieder neigte sie den Kopf. Dann runzelte sie die Stirn. Sie sah hinab auf den großen schwarzen Felsen, auf dem sie stand, und hinter ihrer Stirn arbeitete es. Hätte sie sich der Felsformation von Norden anstatt von Süden her genähert, dann hättesie diesen einsamen Hügel direkt vor dem zerklüfteten Umriss der Felswand gesehen. Zwei schwarze Riesen?
Vielleicht offenbarte Zerzura seinen Fundort
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