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Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)

Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)

Titel: Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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Mein Cousin ist ein Schneider von erheblichem Talent und er entwirft herrliche Kleider zu vernünftigen Preisen. Nach englischer Mode. Seine Kleider werden von den Europäerinnen in der Stadt hoch geschätzt und sein Geschäft ist nur fünf Minuten von hier entfernt.«
    »Erst eine tyrannische Tante, dann ein schneidernder Cousin. Du steckst heute ja voller Überraschungen, Haji«, bemerkte Jim trocken auf Arabisch.
    Haji lächelte breit. »Du weißt genau, dass ich keinen solchen Cousin habe«, antwortete er in derselben Sprache.»Aber ich kenne einen Mann, der diesem schrecklichen Weib ein etwas abgeändertes, ausrangiertes Kleid zu einem unverschämten Preis verkaufen wird, von dem ich zehn Prozent abbekomme. Wenn sie mich weiter so von oben herab behandelt, sorge ich dafür, dass er eins mit Flöhen aussucht.«
    »Was hat er gesagt?«, wollte Mildred Whimpelhall wissen.
    »Dass es für seinen Cousin eine große Ehre wäre, die Verlobte von Colonel Pomfrey einzukleiden«, erklärte Jim.
    Sie nickte, offensichtlich zufrieden. »Nun gut, du darfst mir das Geschäft deines Cousins zeigen. Aber wehe, es ist nicht sauber. Ich will keine Läuse oder Flöhe«, sagte sie und Haji starrte sie verwirrt an. »Und ich möchte diese fremde Sprache in meiner Gegenwart nicht mehr hören. Das ist unhöflich und unnötig. Besonders, weil du ja Englisch sprichst.« Haji, der mächtig stolz auf seinen britischen Privatschulakzent war, fühlte sich sichtlich geschmeichelt. »Jedenfalls genug, um dich wenigstens einigermaßen verständlich zu machen.«
    Vor Verblüffung wäre Jim beinahe in Gelächter ausgebrochen.
    »Oh, natürlich wird es da Flöhe geben. Viele Flöhe, du räudige Hündin«, knurrte Haji kaum vernehmlich.
    »Was war das?« Sie wandte sich an Jim. »Was hat er gesagt?«
    »Er bittet Sie um Entschuldigung für sein ungebührliches Benehmen«, sagte Jim.
    »Ganz genau«, bestätigte Haji. »Ich bitte um Verzeihung dafür, dass mein Vokabular nur unzureichend ausdrücken kann, was ich für Sie empfinde. Doch genauso ist es. Meine Gefühle für Sie sind unbeschreiblich. Mir ist unmöglich ...«
    »Es heißt
ich bin unmöglich
, nicht
mir ist unmöglich
«, fiel sie ihm fröhlich ins Wort.
    Haji tat überrascht. »Ich danke Ihnen für die freundliche Belehrung. Leider kann ich Sie nicht sofort begleiten. Wie wäre es heute Nachmittag?«
    »Warum geht es denn nicht jetzt gleich?«
    »Ich erwarte eine junge Dame«, erklärte Haji.
    »Ach? Ist es etwa ein Haremsmädchen?«, fragte sie schockiert. Vielleicht hätte Jim sie einfach hinter sich her und aus dem Bahnhof ziehen sollen, aber diese Unterhaltung war die amüsanteste, die er seit Monaten mit angehört hatte.
    »Nein. Sie heißt Miss Braxton«, antwortete Haji und seine Gelassenheit bekam nun doch erste Risse.
    Mildred hob die behandschuhte Hand zur Brust. »Miss Braxton, hab ich da richtig gehört? Aber Miss Braxton war mit mir auf dem Schiff! Ein zauberhaftes Mädchen. Äußerst charmant.«
    Haji stierte sie ungläubig an. »Miss Ginesse Braxton?«
    »Aber ja. Ginesse. Ein bildhübscher kleiner blonder
Engel
. So sanft. Eine hinreißende Reisegefährtin. Es tut mir sehr leid, dass ich solch schlechte Nachrichten überbringen muss, aber Miss Braxton litt unter schrecklicher Seekrankheit. Tatsächlich ging es ihr sogar so schlecht,dass ich um ihr Leben fürchtete. Sie ist in Italien von Bord gegangen und wollte ihre Reise auf dem Landweg fortsetzen, sobald sie sich wieder etwas erholt hat.«
    »Sie hat das Schiff vorzeitig verlassen?«, fragte Haji ungläubig nach.
    »So ist es.« Als Haji sie nur weiter verwirrt anstarrte, seufzte sie theatralisch und sagte dann sehr laut und deutlich: »
Missy. Braxton. Nicht. Auf. Schiff.
«
    Haji blinzelte.
    »Ich glaube, sie hat dem Kapitän einen Brief überbringen lassen ...« Mildred unterbrach sich, betrachtete Hajis noch immer ratloses Gesicht, seufzte wieder und fuhr fort: »
Sie. Geben. Brief.
« Sie tat, als würde sie etwas in die Luft schreiben, »
an El Captain

    »Das ist eine Katastrophe«, brummte Haji auf Arabisch. »Ich wusste ja gleich, dass
Afrits
Rückkehr die Hölle wird! Magi bringt mich um, wenn ich ohne das Balg zurückkomme. Ich schwöre dir, irgendwie kriegt sie es fertig, mich für das alles verantwortlich zu machen.«
    »Du redest schon wieder dieses Kauderwelsch«, bemerkte Mildred bedächtig.
    Haji registrierte diese Beleidigung kaum, was deutlich zeigte, wie verstört er war. »Ich muss gehen.«

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