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Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)

Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)

Titel: Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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Bediensteten als unter den zu Bedienenden erwarten würde. Und teilweise hatte sie damit sogar recht. Seine Tante und er entstammten einer Kaste weit unter jener der Paschas und Adligen. Miss Whimpelhall gab sich stets freundlich, doch ihre Liebenswürdigkeit sollte nur vermitteln, wie überlegen sie sich allen anderen fühlte.
    Außer ihm schien das allerdings niemand zu bemerken, nicht einmal Magi. Doch Magis Welt drehte sich ja auch einzig und allein um Sir Robert. Sie bemerkte Miss Whimpelhalls Voreingenommenheit genauso wenig wie Hajis Unbehagen deswegen.
    »Da lässt sich gewiss etwas machen, Miss Whimpelhall«, versicherte Magi und gab einem der Bediensteten, die sich leise im Hintergrund hielten, ein Zeichen. Auch Haji wäre bestimmt einer von ihnen geworden, wenn Magi und Sir Robert nicht gewesen wären.
    »Sagen Sie Professor, wo genau hat Ginesse diesen Hinweis auf den Fundort Zerzuras entdeckt?«, wollte Sir Robert wissen, als sie ihr Mahl fortsetzten.
    Es war nicht das erste Mal, dass dieses Thema angeschnitten wurde.
    »Den vermeintlichen Hinweis, Sir Robert«, korrigierte ihn der junge Professor sanft. »So merkwürdig es auch klingt, doch sie hat ihn in einer Schriftrolle entdeckt, die aus der Bibliothek von Papst Urban dem Zweiten stammte.«
    »Jemand hat dem Papst eine demotische Schrift geschickt? Das ist absurd! Diese Sprache ist schon fünfhundert Jahre vor seiner Weihung ausgestorben.«
    »Ich sagte ja auch nicht, dass die Schrift an ihn gerichtet war, sie wurde ihm lediglich zugeschickt. Von einem Gutsherren, den er während des Ersten Kreuzzugs nach Nordafrika geschickt hatte, glaube ich.«
    Fasziniert beugte sich Haji auf seinem Stuhl vor. Es war lange her, seit er ein rein akademisches Gespräch hatte genießen können, und sowohl Sir Robert als auch Lord Tynesborough hatten ein Gefühl der Leere gefüllt, dessen er sich nicht einmal bewusst gewesen war. Es war bittersüß, sich vorzustellen, wie sein Leben jetzt wohl aussehen würde, wenn er nur die Mittel für eine anständige Ausbildung besessen hätte.
    »Was hat er denn bloß in Nordafrika getan?«, bohrte Haji nach.
    Professor Tynesborough hob entschuldigend eine Hand. »Ich weiß es nicht. Der Papyrus ist nur der Sprache wegen, in der er geschrieben wurde, auf meinem Tisch gelandet. Ich habe eine kurzen Blick darauf geworfen und ihn sofort wieder vergessen. Es schien nur ein Frachtbrief einer Karawane zu sein, der zu Kleopatras Regierungszeit geschrieben wurde, er fiel also nicht in meinen Zuständigkeitsbereich. Nicht alt genug«, fügte er zur Erklärung für Miss Whimpelhall hinzu. »Etwa fünftausend Jahre zu jung. Ich gab ihn an Miss Braxton weiter, damit sie ihn katalogisieren konnte.«
    Der Koch, ein Kopte namens Timon mit Vollbart, einer Haut, so dunkel wie Teakholz und einem enormen Bauch, den er wie eine Schwangere vor sich her schob, erschien in der Tür. Er trug ein Tablett mit einer Servierglocke darauf.
    »Welcher Dummkopf hat hier nach Käse verlangt?«, wollte er wissen. »Wie bitte soll ich einen Käse mitten durch die Wüste transportieren? Es gibt keinen Käse.«
    Miss Whimpelhall sah zu dem verächtlich dreinschauenden Mann hoch und sank auf ihrem Stuhl zusammen.
    »Ah, Timon«, begrüßte Sir Robert den Koch überschwänglich. »Miss Whimpelhall hier hat eine leichte Magenverstimmung. Sie ist an ein solch fantastisches Essen nicht gewöhnt, was mich kaum wundert.«
    Die dunklen Augen des Kochs richteten sich auf Miss Whimpelhall. »Kein Käse und kein ungewürztes Fleisch.«
    »Was haben Sie denn da, Timon?«, fragte Sir Robert.
    »Die Zutaten für ein Dessert, das Ihnen die Freudentränen in die Augen treiben wird«, verkündete der Koch. »Eine hauchzarte Crêpe, Orangenlikör, Butter und Zucker. Ich werde es
en table
zubereiten.« Er wartete nicht erst auf Erlaubnis, sondern schnippte nur einmal mit den Fingern und ein Bediensteter, der ein kleines Tischchen trug, erschien.
    »Wunderbar! Ich weiß doch, dass Sie Süßes gerne mögen«, rief Sir Robert fröhlich mit einem betonten Blick auf Miss Whimpelhalls Figur. »Sie müssen zugeben, dass der Koch ein wahres Genie ist, wenn es umDesserts geht, also werden Sie wenigstens in diesem Punkt nicht enttäuscht werden.« Er schmunzelte und schien Miss Whimpelhalls verlegene Miene nicht einmal zu bemerken.
    Haji wollte schleunigst wieder an ihre vorherige Konversation anknüpfen. »Verzeihen Sie meine Neugierde, Professor, aber warum sollte ein Kreuzritter einen

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