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Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)

Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)

Titel: Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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solchen Frachtbrief an einen Papst schicken?«
    »Tja«, Professor Tynesborough wackelte leicht mit dem Finger, »weil besagte Karawane aus Zerzura gekommen war.«
    Der Koch fuhr hoch. »Zerzura? Zerzura ist nichts als eine Legende.«
    »Wahrscheinlich«, stimmte Professor Tynesborough zu und schien sich nichts dabei zu denken, archäologische Theorien mit einem Koch und einem ägyptischen Hochstapler zu debattieren. Gott, Haji mochte diesen Kerl. Er erinnerte ihn irgendwie an Jim. »Miss Braxtons Nachforschungen legen den Schluss nahe, dass sich die Oase der kleinen Vögel in einer Gebirgskette tief in der südwestlichen Sahara befindet. Doch bisher hat noch niemand diese Gebirgskette jemals gesehen, geschweige denn die Stadt.«
    »Jedenfalls noch kein Europäer«, entgegnete Haji aufgeregt. »Ich habe zwar noch nichts von diesen Bergen gehört, doch einige der Männer, mit denen ich handele, treiben wiederum mit Männern Handel, die behaupten, sie hätten die Schultern der Wüste gesehen, damit meinen sie ein riesiges Plateau.«
    Der Koch hielt im Sautieren einiger Zitrusfrüchte in Butter und Zucker inne und ließ mit einem verächtlichen Laut eine zarte Crêpe in den goldenen Sirup gleiten. »Und ich nehme an, dort wartet die Bundeslade nur auf ihre Entdeckung?«
    »Wohl kaum«, meinte Sir Robert. »Die jüdische Gemeinde achtet sorgfältig darauf, die Übersicht über derartige Angelegenheiten zu wahren. Nein, die ging in Alexandria verloren. Aber wenn es tatsächlich eine Stadt so tief in der Wüste gegeben hat, ist es nur sinnvoll anzunehmen, dass sie einen Hauptumschlagsplatz für den Karawanenhandel und ein kulturelles Zentrum der alten Welt darstellte. Oh, es gäbe in der Tat große Schätze zu entdecken.« Er lächelte dem Koch zu. »Aber keine Bundeslade.«
    »Hier«, verkündete der Koch, »haben Sie Ihren Schatz.« Er stellte einen Teller vor Miss Whimpelhall ab, bevor er den anderen das Dessert servierte. Dann verließ er den Pavillon mit einer kaum wahrnehmbaren Verbeugung.
    Einige lange, genussvolle Momente schwiegen sie, während sie das Dessert verspeisten. Schließlich lehnte sich Sir Robert zurück. »Hin und wieder genieße ich auch das primitive Leben«, sagte er und tätschelte zufrieden seinen Bauch. »Da weiß man die feinere Seite des Daseins erst wieder richtig zu schätzen, was? Wie es Ginesse wohl geht? Ob sie wohl schon in Fort Gordon angekommen sind?«
    »Falls nicht, dann müssten sie jeden Moment dort eintreffen«, sagte Haji und dachte an Jim. Haji wollte liebernicht dabei sein, wenn Jim hinter Ginesses Maskerade kam. Er war kein Mann, der es gut aufnahm, wenn er zum Narren gehalten wurde. Ginesse sollte besser dafür beten, dass Jim nicht vergaß, wer ihr Vater war. Und dass es ihm überhaupt etwas bedeutete. Wobei Haji sich da ganz und gar nicht sicher war.
    »Gut. Gut. Es würde mir gar nicht gefallen, wenn sie es nicht mindestens genauso gut hätte wie wir.« Sir Robert sah zu Professor Tynesborough hinüber. »Sie war schon immer eine zähe kleine Entdeckerin, fühlte sich in der Wüste so zuhause wie ein Tuareg-Räuber. Hat sich immer eher wie ein Junge als wie ein Mädchen benommen.«
    »Interessant«, erwiderte Lord Tynesborough. »Ich frage mich, ob sie es wohl als Erleichterung empfunden hat, nach London zu kommen und dort mit all der Fürsorglichkeit empfangen zu werden, mit der man jungen Ladys dort im Allgemeinen begegnet.«
    Sir Robert runzelte bei diesen Worten die Stirn, als sei ihm selbst noch nie ein solcher Gedanke gekommen. »Ich habe immer gedacht, dass sie ihr Leben hier sehr gemocht hat. Hat sie sich Ihnen gegenüber anderweitig geäußert, Professor?«
    »Nein«, versicherte der Professor hastig. »Ich habe mich nur ein wenig gewundert. Sie schien so entschlossen zu sein, einen Abschluss nach dem nächsten zu erringen, obwohl sie nicht zu jenen Studenten gehörte, die ausschließlich für ihre Forschung leben. Ich dachte, dass sie vielleicht nach einem Grund suchte, um in England zu bleiben, statt ... hierher zurückzukehren«, endete er etwas zaghaft.
    »Oh«, murmelte Sir Robert, die Stirn noch immer in Falten gelegt und die Lippen nachdenklich gespitzt. Er sah traurig aus, bemerkte Haji und verfluchte Tynesborough dafür, dass er dem alten Mann eine seiner schönen Illusionen genommen hatte.
    »Ich glaube, sie war in Ägypten sehr glücklich, Sir Robert«, warf Haji ein und erntete einen dankbaren Blick von ihm. »Und ich kannte sie ziemlich gut, wissen

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