Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)
nicht von den Engländern.
»Wir
suchen
keinen Ärger«, antwortete der Mann in holprigem Arabisch, doch er legte eine feine Betonung auf das Verb und Jim verstand, dass sie zwar keinen Ärger suchten, ihm aber auch nicht aus dem Weg gingen, falls es dazu kam.
»Wir sind wegen des Wassers hergekommen und haben dich hier gefunden, während du gerade diese Frau genossen hast.« Jim fühlte, wie bei dieser geschmacklosenBemerkung Wut in ihm hochkochte, doch er zwang sich dazu, sich nichts anmerken zu lassen.
»Soweit bin ich dank euch ja nicht gekommen«, sagte er und erntete amüsiertes Schnauben von einigen der Männer.
Der Anführer versuchte herauszufinden, was Mildred ihm wohl bedeutete, vielleicht, um abschätzen zu können, wie viel Lösegeld er für sie verlangen könnte, vielleicht aber auch aus einem ganz anderen Grund. Er wusste es einfach nicht. Er musste dieses Spiel hier richtig spielen. Ihr beider Leben hing davon ab.
Der Mann zog sich den Schleier vom Gesicht. Vom jahrelangen Tragen des indigoblau gefärbten Stoffes, hatte seine untere Gesichtshälfte ebenfalls einen dunkelblauen Farbton angenommen, so dass es aussah, als trüge er einen indigoblauen Bart. Er war weder jung noch alt, irgendwo in den unschätzbaren Jahren zwischen fünfundzwanzig und fünfzig, während derer die Wüstenbewohner sich kaum veränderten. Sein Blick schweifte zu Mildred. »Wer ist sie?«
»Sie ist meine.«
»Deine Frau?«
Jim dachte schnell. Wenn der Targi sie für wertvoll genug hielt, würde er sie vielleicht als Geisel nehmen. Oder vielleicht würde er sie auch einfach so mitnehmen. »Nein. Sie gehört mir nur«, entgegnete er kalt.
Der Mann nickte nachdenklich und gab seinen Männern dann einen Befehl in seiner Muttersprache. Einer von ihnen trat vor und zerrte den Bewusstlosen aus dem Weg,während der andere die Waffe übernahm und sie weiterhin auf Jim richtete. Der Anführer ging einen Schritt auf Mildred zu. »Ihr Haar ist rot.« Er legte den Kopf schief. »Jedenfalls rot genug.«
»Stimmt«, bestätigte Jim. Er hatte keine Ahnung, ob das gut oder schlecht war, die Miene des Mannes blieb unbewegt.
»Rothaarige Frauen bringen Glück.«
Etwas am Tonfall des Mannes und an der Art und Weise, wie er Mildred musterte, schien ihr verdeutlicht zu haben, was er gesagt hatte, denn sie begann ganz leicht zu zittern und ihr Gesicht wurde blass. Doch sie sagte kein Wort. Sie stand einfach da und hielt den Blick gehorsam gesenkt. Kluges Mädchen.
»Ach wirklich?«, fragte Jim mit einem barschen Lachen. »Schau dir nur an, was für ein Glück sie mir gebracht hat.« Er machte eine Geste, mit der er die Oase, ihren unzureichenden Unterschlupf und das uralte, einäugige Kamel einschloss.
Der Mann lächelte und stellte sich jetzt direkt vor Mildred. Er wandte den Kopf hin und her und versuchte, sie dazu zu bringen, ihm in die Augen zu sehen, doch sie tat es nicht. Er grinste Jim an.
»Sie ist gut erzogen. Wie lange hast du sie schon?«
Der Targi hielt sie also für seine Sklavin. Er musste jünger sein, als Jim angenommen hatte, oder er war nicht oft mit anderen Kulturen in Kontakt gekommen, sonst hätte er gewusst, dass Europäer keine Sklaven hielten.
»Eine Weile.« Jim zuckte mit den Schultern.
»Wie viel hast du für sie bezahlt?«, fragte der Targi und musterte Mildred noch immer kritisch.
»Zu viel.«
»Hm.«
Einer der anderen Tuareg, der neben Mildred stand, streckte plötzlich die Hand aus und legte sie grinsend auf Mildreds Brust. Mildred schnappte nach Luft. Schnell wie eine Schlange, packte Jim den Targi an der Kehle. Würgend zerrte der Mann an Jims Handgelenk, doch Jim bemerkte es kaum. Er drückte zu, den Blick starr auf den sich windenden und zappelnden Mann geheftet.
»Genug!«, donnerte der Anführer, doch über Jims Sicht hatte sich ein roter Schleier gelegt und in seinem Kopf war nur noch Platz für den instinktiven Wunsch nach Zerstörung. Er schüttelte den Mann, wie ein Mungo, der eine Kobra in den Fängen hält, fühlte, wie der Griff des anderen sich lockerte und hörte undeutlich, dass Mildred seinen Namen rief.
»Ich sagte, sie gehört mir«, zischte er durch zusammengebissene Zähne.
Der Anführer der Tuareg griff nach dem Gewehr und presste Mildred den Lauf gegen die Schläfe. »Halt!«
Jim hielt inne. Er löste die Umklammerung und der Mann fiel würgend vor Jim auf die Knie.
Der Anführer sagte etwas in scharfem Tonfall und der Mann kroch davon, den Kopf dicht am Boden. Dann
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