Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)
entfernt waren und sich langsam näherten. »Tatsächlich, Sie haben recht, Sir. Einer der Männer hält den anderen vor sich. Vielleicht ist er verletzt und sie suchen hier ärztliche Hilfe?«, mutmaßte er.
»Ein Araber, der ärztliche Hilfe bei der britischen Armee sucht? Nicht sehr wahrscheinlich. Nein, Hilfe würden sie nur bei ihren eigenen Leuten suchen.«
»Es sei denn, sie sind Reisende, die von Banditen überfallen wurden.«
»Hm.« Pomfrey überlegte. »Vielleicht. Doch wir befinden uns so weit von jeder Karawanenroute entfernt, dass auch das eher überraschend wäre.«
Fort Gordon war auf den Überresten eines alten römischen Forts erbaut worden und lag am westlichsten Ausläufer eines Gebiets, das wohl nur ironischerweise den Namen »New Valley – Neues Tal« trug. Es war ein sich scheinbar endlos erstreckender Höhenzug, der die nördlichen Dünen von den südlichen trennte. Das einzig bemerkenswerte an diesem Ort war, dass hier eine der wenigen Oasen lag. Es war der letzte Außenposten, bevor man ein Niemandsland aus Stein, Sand und Wind betrat. Das Fort markierte also eine Grenze, die kaum jemand zu überschreiten versuchte. Aber wer immer es auch versuchen mochte, der würde es bei Gott mit der Armee seiner Majestät zu tun bekommen.
Um es einfach auszudrücken, Colonel Lord Pomfrey hatte das Privileg, Englands abgelegensten ständig bemannten Stützpunkt zu befehligen. Und er war stolz darauf. Nur wenige Männer waren der Aufgabe, sich einer solch extremen Isolation zu stellen, gewachsen und er war einer davon. Wie er selbst, so waren auch seine Männer sorgfältig und speziell für ihre Aufgabe ausgesucht worden. Und während er zurecht stolz darauf war, einen so standfesten Charakter zu besitzen, der ihm die Kraft zum Durchhalten gab, so war er doch nicht sonderlich stolz darauf, zuzugeben, dass er es schon genießen würde, diese Isolation mit einer Gehilfin zu teilen, die ihn bei allen häuslichen Aufgaben unterstützte.
Er ließ den Feldstecher sinken und runzelte die Stirn. Selbst wenn man ein gemächliches Tempo voraussetzte, hätten Mildred und ihre Eskorte bereits vor einer Wocheeintreffen müssen. Wäre etwas Unvorhergesehenes eingetreten, hätte Neely sicherlich einen Mann vorausgeschickt. Außerdem war genau das der Grund, warum er Owens in seine Dienste gezwungen hatte. Der Mann mochte ein Halunke und ein Gauner sein, aber sein Wissen über die Wüste und ihre Bewohner war beispiellos, zumindest unter den Weißen. Er vertraute darauf, dass Owens sie beschützte.
»Soll ich die Männer das Tor öffnen lassen?«, fragte Jones.
»Nein. Wir warten ab, was sie zu sagen haben«, befahl Pomfrey. »Nehmen Sie zwei Ihrer besten Schützen und lassen Sie anlegen, wir behalten die beiden im Visier, bis wir wissen, was sie hier wollen.«
»Ja, Sir«, bestätigte Jones und salutierte knapp, bevor er Pomfrey auf dem Turm zurückließ, dessen Gedanken wieder zu Mildred und ihrer rätselhaften Verspätung zurückkehrten.
Vielleicht hätte er bessere Männer schicken sollen, um sie zu eskortieren. Er hatte eine vollzählige Besatzung bestehend aus mutigen und erfahrenen Männern unter seinem Kommando, unter denen er hatte auswählen können, doch er hatte einen betagten Veteran, den nur noch ein Jahr von seiner Pensionierung trennte, und eine Handvoll junger Rekruten geschickt.
Damals war es die naheliegendste Entscheidung gewesen. Neely sollte sie lediglich eskortieren. Er war nie davon ausgegangen, dass Neely und seine Männer in einen Kampf verwickelt werden würden. Owens’ oberste Pflicht war es gewesen, jede gefährliche Situation zu umgehen. Und selbst wenn es einen Angriff gegeben haben sollte, waren Neely – ein erfahrener Berufssoldat – und seine Jungs der Sache sicher gewachsen. Und er
wusste
, Owens war es auch. Der Mann besaß ein unglaubliches Talent, auch die tödlichsten Gefahren zu überleben.
Damals, als sie auf Owens stießen, hatte Pomfrey eine Schwadron auf Erkundungszug an der sudanesischen Grenze entlang tief in die Wüste geführt. Owens war durch die libysche Wüste gehumpelt und hatte ein halbtotes Pferd hinter sich hergezogen. Erst später hatte Pomfrey erfahren, dass dem Jungen zwei Kugeln im Leib steckten, dass er mehrere gebrochene Knochen hatte, fast verhungert war und an starker Austrocknung litt.
Sich seiner Pflicht als Christ stets bewusst, ließ er seine Männer anhalten, um den armen Jungen, der wankend vor ihm stand, zu retten. Während er
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