Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)
ein schiefes Lächeln über sein unnachgiebiges Gesicht.
»Warum nicht?«
Er zuckte mit den Schultern. »Das hat sie auch nicht erzählt.«
»Aber das ist doch absurd.« Ungeduldig trommelte Pomfrey mit den Fingern auf die Tischplatte.
»Das ist eben Mi – Miss Whimpelhall.«
Pomfrey versteifte sich, Owens’ Vertraulichkeit gefiel ihm nicht. Wie kam der Kerl dazu, ihn über seine Verlobte zu belehren?
Owens sah durch halb gesenkte Lieder unentwegt auf einen Punkt etwa in der Mitte der Tischplatte. Er schien entweder sehr erschöpft oder in Gedanken versunken zu sein.
»Und ist es passiert?«, fragte Pomfrey.
Owens nahm die Unterlippe zwischen die Zähne als wollte er ein Knurren unterdrücken. »Ist was passiert?«
»Sind Sie von den Mahdi überfallen worden?«
»Nein. Es waren Tuareg.«
»Tuareg?«
»Jep. Sie haben uns vor etwa einer Woche angegriffen, während wir abgelenkt waren.«
»Herrgott«, stieß Pomfrey hervor. »Dann hatte Neely also recht und Sie haben meine Verlobte unnötig in Gefahr gebracht!«
Zornesröte überzog Owens’ Hals und sein abgemagertes Gesicht. »Nein«, sagte er leise. »Sie hatten nur zufälligden gleichen Weg. Sie hätten es nie gewagt, sich uns zu nähern, wenn Neely geblieben wäre. Sie hatten nichts als ein paar uralte Gewehre und sie waren nur zu viert.«
So sehr Pomfrey auch glauben wollte, dass Neely sich niemals derart niederträchtig verhalten hätte, konnte er Owens’ Darstellung jedoch kaum anzweifeln, da Mildred schließlich alles würde bestätigen können.
Er lehnte sich zurück. »Was ist passiert?«
»Ich habe ihnen Miss Whimpelhall für das Pferd, das wir mitgebracht haben, verkauft. Vier Tage später habe ich mich wieder in ihr Lager geschlichen und sie zurückgeholt. Seitdem haben wir uns hierher durchgeschlagen.«
Pomfrey fühlte, wie ihm das Blut in den Adern gefror. »
Sie haben was?
«
»Es war der einzige Ausweg. Hätte ich sie ihnen nicht verkauft, hätten sie mich einfach umgebracht, und das wäre es dann gewesen.« Owens begegnete Pomfreys geschocktem Blick mit steinharter Miene.
Ein eisiger Schrecken durchfuhr ihn und er hob die Hand zum Mund. Mildred! Sie war vier Tage lang in den Händen dieser Wüstenbanditen gewesen. Was, wenn man sie entehrt hatte ... wenn? Sein Magen verkrampfte sich vor Wut und Kummer bei dem Gedanken, dass Mildred, eine so tugendhafte Frau, so furchtbar gelitten haben sollte.
Und was war mit seinem Kommando? Er bezweifelte, dass er verheimlichen konnte, was mit ihr geschehen war, und wenn es herauskam, würden sie auf ewig gebrandmarkt sein. Es war furchtbar. Furchtbar ...
»Gott steh uns bei«, flüsterte er ohne zu merken, dass er es laut aussprach. »Diese Schande ... Wie kann ich ...?«
»Wie können Sie
was
?«, fragte Owens hart, kalt.
Aus vor Schreck geweiteten Augen sah er Owens eindringlich an. »Sagen Sie mir, sie haben sie nicht ...? Ist sie ...?«
»Nein«, knurrte er knapp. »Sie haben sie nicht angerührt.«
Mit geschlossenen Augen sackte er zurück in den Stuhl und unendliche Erleichterung überflutete ihn, während er ein stilles Dankgebet sprach. Als er die Augen wieder öffnete, sah er, dass Owens ihn mit kaum verhohlener Verachtung musterte. Er riss sich zusammen und setzte sich verärgert wieder auf. Owens konnte nicht verstehen, welch tödliche Verletzung ein solches ... Unglück einer derart empfindsamen Frau wie Mildred zufügen würde.
»Was nicht Ihr Verdienst ist, wie ich annehme«, sagte er scharf.
Owens’ Kiefermuskulatur zuckte. »Nein.«
»Nun dann. Wir sind hier fertig«, sagte er und wünschte sich plötzlich nichts anderes, als endlich zum Ende zu kommen. Er hatte das unangenehme Gefühl, dass Owens
ihn
befragte statt anders herum, und dass er bei dieser Befragung nicht besonders gut abschnitt. Er griff nach einem Bericht, den er bereits zweimal gelesen hatte, und tat so, als würde er ihn aufmerksam studieren.
»Zuerst habe ich noch eine Bitte«, warf Owens ein.
Pomfrey sah von dem Papier auf und hob fragend eine Braue.
»Der Hengst.«
»Was ist mit ihm?«
»Falls Sie ihn noch nicht erschossen haben, würde ich ihm gerne Gelegenheit geben, sich zu erholen, bevor ich wieder aufbreche.«
Pomfrey fühlte, dass er ein weiteres Mal rot wurde. »Nehmen Sie sich so viel Zeit, wie Sie brauchen«, entgegnete er kühl und wandte sich wieder seinen Unterlagen zu. Er hörte, wie Owens sich offenbar unter Schmerzen erhob und zur Tür ging. Erleichtert hielt er den Blick
Weitere Kostenlose Bücher