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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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sagte Geoffrey einige Tage später. »Und dass dir bis dahin deine Liebe zu Bella genügend Kraft geben wird. Ich möchte dich nicht verlieren, meine älteste und beste Freundin.«
    Er saß dicht neben meinem Bett, auf dem ich mich gegen einen kleinen Kissenberg lehnte, den Gwen für mich zusammengetürmt hatte, und hielt meine Hand.
    »Ich vermisse ihn so, Geoffrey. Ich hatte die Hoffnung nie aufgegeben.«
    Ich sah dem ausdrucksvollen Gesicht meines Freunds an, wie schwer es ihm fiel, trostspendende Worte für mich zu finden, da er nicht zu jenen zählte, die lügen würden, um einen Freund aufzuheitern. Schließlich hob er seinen Becher, prostete mir mit »Auf deine Tapferkeit« zu und trank.
    Tapferkeit. Ich fragte mich, wie weit die mir helfen würde, und wie lange ich mich dank ihr wohl in der Luft schwebend halten könnte.
    »Auf deine Wiedergeburt als Hofdame.«
    Ich fühlte mich hoffnungslos verlassen nach seiner Abreise und bedauerte, so viel Zeit während seines Besuchs in Tränen aufgelöst gewesen zu sein. Seine Freundschaft bedeutete mir viel. Bella bedeutete mir viel. Und Gwen. Und Dame Agnes und Master Edmund. Meine Schwester und meine Brüder. Es gab noch immer eine Reihe von Menschen, die mich an dieses Leben banden. Die Erkenntnis verschaffte mir neuen Mut.
    Ich musste über Geoffreys zweiten Trinkspruch ›Auf deine Wiedergeburt …‹ nachdenken. Vielleicht hatte ich ja mit dem Durchleben all der Qualen um den Verlust von Janyn tatsächlich eine Art Wiedergeburt durchgemacht. Ich erinnerte mich an Predigten, in denen die göttliche Segnung einer solchen Erfahrung beschrieben worden war, und dass dem Wiedergeborenen die himmlische Fügung stets zu einem bestimmten Zweck zuteilwurde. Was also könnte bei mir dieser Zweck sein, fragte ich mich. Womöglich bestand genau darin der Ausweg für mich, ich sollte meine Wiedergeburt anerkennen und jetzt nach dem Grund für dieses Geschenk suchen. Sobald dieser Gedanke feste Gestalt angenommen hatte, überkam mich eine ungewöhnliche Ruhe.
    In der Kapelle betete ich nun nicht mehr um meine Rückkehr in die Vergangenheit und in mein früheres Leben, sondern mein Gebet lautete nun: »Heilige Maria, Mutter Gottes, ich knie vor dir in Demut und erbitte deinen Rat. Wie vermöchte ich am besten dir zu dienen?« Ich neigte den Kopf, ließ alle Grübeleien, alle Sorgen fahren und öffnete mich der göttlichen Gnade. Über die folgenden Tage hinweg wuchs in mir ein Gefühl des inneren Friedens, und ich
stellte mir vor, wie nun die lichterfüllte Hand der Heiligen Jungfrau auf meinem Haupt ruhte. Ich war überzeugt, von göttlicher Gnade geführt zu werden.
    Als die Königin mir befahl, meine Tätigkeiten wieder aufzunehmen, brachte sie unmissverständlich zum Ausdruck, dass ich meine Witwenkleider ablegen müsse.
    »Ich würdige Eure Trauer, Alice. Mein Hof hat eine Totenmesse für Eure Lieben abgehalten. Ich habe Euch vierzehn Tage zugestanden, um zu weinen und zu beten. Jetzt müsst Ihr Euch der Zukunft zuwenden. Trauerkleidung zu tragen, würde Euer Festhalten an der Vergangenheit nur noch verlängern. Einstweilen mögt Ihr immerhin Eure schlichtesten Gewänder tragen.«
    Ich fügte mich widerspruchslos und hoffte, Janyn würde vom Himmel herabsehen und Verständnis aufbringen.
    Bei meiner Rückkehr in die Gemächer der Königin begrüßten mich die Hofdamen mit scheinbar aufrichtiger Herzlichkeit und freuten sich über meine Genesung. Ich sah darin ein Zeichen Gottes, dass ich mich auf dem Weg befand, den er mir zugedacht hatte.
    Philippa stand inmitten von Tischen, auf denen Stoffe, Bänder und Knopfketten ausgebreitet lagen, und stieß leise Verwünschungen aus, während sie ungeduldig mit ihrem Gehstock in den Bündeln herumstocherte. Ihr Gebaren besänftigte sich, als sie mich bemerkte.
    »Kommt, Alice, sagt mir, ob irgendetwas hiervon es wert ist, dass ich mich damit beschäftige«, erklärte sie und berührte vorsichtig meinen Arm, als ich neben sie trat. »Morgen früh gilt es, sich eine Devise zu überlegen und die Kostüme zu entwerfen, und dann müssen wir mit den Vorbereitungen für unsere Übersiedlung nach Windsor zum Georgsfest beginnen. Der König wünscht ein höchst prachtvolles Fest und Turnier, um die Herzen all der Trauernden
zu erleichtern und die landesweiten Ängste vor der Pest zu mindern.«
    Während wir die Muster durchgingen, einige verwarfen und andere zur weiteren Prüfung aussortierten, entspannte ich zusehends und wurde bald ganz

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