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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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benutzt zu werden, Alice.«
    Ich war unfähig zu sprechen. Meine Haut stand allein von seiner bloßen Berührung in Flammen.
    »Verzeiht Ihr mir?«, flüsterte er.
    »Eure Hoheit«, war alles, was ich hervorbrachte.
    »Edward. Mein Name ist Edward«, raunte er mit sinnlicher Stimme.
    Verlegen schüttelte ich ruckartig den Kopf.
    Plötzlich wandelte sich die Stimmung zwischen uns, alle Anspannung wich, und er setzte sich aufrecht hin. »Selbstverständlich müsst Ihr mit Dom Hanneye nach Oxford reisen. Wir brechen jedoch ebenfalls morgen auf. Habt Ihr überlegt, wer Euch nach London zurückbegleiten könnte?«
    Mir wollte dieser abrupte Wechsel nicht gelingen. Wie machte er das bloß? Spielte er vielleicht nur mit mir? »Richard Lyons wird in ein paar Tagen nach London zurückreisen, Eure Hoheit«, sagte ich und hasste es, wie atemlos ich klang.
    Er neigte den Kopf zur Seite, als würde er darüber nachdenken, und nickte dann. »Er ist ein vertrauenswürdiger Mann. Ich werde ihm eine Nachricht schicken, dass er sein
Leben verwirkt hat, sollte Euch etwas zustoßen.« Er ergriff meine Hand, küsste sie und sah mir dann in die Augen, während er sie weiter festhielt. »Das ist kein Scherz.«
    Ich erschauderte und zog meine Hand zurück. »Ich danke Euch für Eure Erlaubnis, Eure Königliche Hoheit.«
    »Edward.« Er lächelte.
    »Edward«, flüsterte ich und rannte aus der Kirche, bevor ich noch etwas Törichtes tat, wie ihn aus Dankbarkeit küssen. Denn mir war klar, dass – zumindest was mich betraf – kein Kuss zwischen uns jemals unschuldig gemeint sein konnte.
    Wie im Falle der Eskorte, die der König William und mir nach London nachgeschickt hatte, äußerte die Königin auch jetzt über mein Vorhaben, ihre Gesellschaft kurz zu verlassen, keinerlei Verärgerung.
    »Ich vertraue darauf, dass Ihr einen Tag nach uns zurückkehrt«, sagte sie. »Höchstens anderthalb Tage später.« Dann lächelte sie und schickte mich fort, um beim Packen zu helfen.
     
    Dom Hanneye und ich erreichten ohne Zwischenfälle Oxford, wo wir uns am späten Nachmittag mit Richard Lyons trafen, um gemeinsam sowohl das Haus zu besichtigen, das mir bereits gehörte, das ich jedoch noch nie gesehen hatte, als auch das Grundstück in derselben Straße, das ich womöglich kaufen würde. Die Häuser und Nebengebäude waren an Handwerker und Studenten der Universität vermietet, eine Mischung, die ich für löblich hielt, da ich so nicht von Mietern aus einem Stand abhing. Die Gebäude waren sicherlich nichts Großartiges, befanden sich aber immerhin in zufriedenstellendem Zustand.
    »Werdet Ihr Euch weiter für mich um beide kümmern können?«, fragte ich Dom Hanneye.
    »Solange ich hier in der Stadt bin, stehe ich Euch gern zu Diensten, Dame Alice.«
    Mir fiel auf, dass er mich nur ›Mistress‹ nannte, wenn andere in Hörweite waren. Dieser diskrete Achtungsbeweis bewegte mich tief.
    Im ungestörten Hinterraum einer Gastwirtschaft unweit des Klosters, wo Gwen und ich übernachten würden, aßen wir mit Richard Lyons zu Abend und unterhielten uns dabei ausführlich über die beiden Grundstücke.
    »Mit dem Kauf würdet Ihr Eure Einkünfte in Oxford verdreifachen«, sagte Dom Hanneye.
    »Durch die Angliederung einiger Läden und Werkstätten ließe sich dies in beiden Fällen noch steigern«, sagte ich.
    Wir besprachen, was solche Erweiterungen sowie ein paar Verbesserungen kosten würden. Richard und Dom Hanneye äußerten sich wohlwollend und sahen mich fragend an.
    »Wir sind also einer Meinung. Führt den Ankauf durch«, entschied ich, »und die Erweiterungen ebenfalls.«
    Auf so ermutigende Weise abermals in meinem Wissen und Geschick in Geschäftsfragen bestätigt, legte ich mich wenig später mit meiner getreuen Dienerin und Vertrauten Gwen an der Seite in einem kleinen, aber bequemen Bett zur Ruhe.
     
    Ein Geräusch, gefolgt davon, dass mir ein öliger Lappen aufs Gesicht gepresst wurde, rissen mich aus dem Schlaf. Im ersten Moment war ich zu gelähmt vor Schreck, um Atem zu holen. Dann öffnete ich den Mund, wollte schreien und rang nach Luft, doch bevor ich einen Laut herausbrachte, schob mein Angreifer mir den Lappen in den Mund. Er tat dies mit einer solchen Gewalt, dass ein stechender Schmerz meinen rechten Kiefer durchzuckte. Von Entsetzen gepackt trat ich trotz meines Würgens nach ihm aus, schwang meine
Arme und krallte meine Fingernägel in alles, was ich erreichen konnte, aber dann kam ihm ein zweiter Mann zu Hilfe. Rasch

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