Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)
Kirche beobachtet. Ihr habt ihr jeden Wunsch von den Augen abgelesen und sie mit Achtung und Liebe behandelt. Ihr kommt Euren Pflichten mit Feingefühl und Anmut nach, Dame Alice. Ich kann nichts Verwerfliches an Euch finden.«
Wie bereits zuvor empfahl er mir, den Weg der Bejahung zu beschreiten, Zufriedenheit in kleinen Freuden zu finden und Gott mein Leid anzutragen.
»So ähnlich, wie es die Mönche und Nonnen während der Erfüllung ihrer täglichen Pflichten tun«, sagte er. »Allerdings mit erheblich mehr Annehmlichkeiten.« Sein freundliches Lächeln milderte die nachgeschobene Spitze.
»Ich bin froh, dass Ihr kommen konntet. Euer Beistand tröstet mich mehr als jeder andere. Doch sagt mir, wie gelang es Euch, so kurzfristig die Erlaubnis zu erhalten und so rasch hierher zu eilen?«
Als er schwieg und seine Gedanken zu sammeln schien, wurde mir klar, dass auch er mir etwas zu erzählen hatte.
»Kurz gesagt, hatte ich bereits, einige Tage bevor ich Eure Nachricht erhielt, um Erlaubnis nachgesucht.«
»Aber woher wusstet Ihr, dass ich zur Trauergesellschaft zählen würde?«
»Richard Lyons war in Oxford, einige Tage bevor Eure Gesellschaft Abington erreichte. Von ihm erfuhr ich, dass Ihr an der Trauerprozession teilnehmen würdet.« Er machte einen besorgten Eindruck, als er sah, wie ich auf meinem Sitz hin und her rutschte und Lyons Namen murmelte. »Ich
weiß, dass Ihr ihn nicht immer gemocht habt, doch er hat sich als guter Freund erwiesen.«
»Ja, er hat sich überaus großherzig gezeigt. Doch was wollte er von Euch?«
»Ich war es, der bei ihm angefragt hatte, ob Ihr womöglich gewillt wäret, ein weiteres Grundstück ganz in der Nähe Eures jetzigen Besitzes in Oxford zu erwerben. Ich sah darin eine günstige Gelegenheit. Er bestand darauf, selbst nach Oxford zu kommen, um es sich anzusehen. Ich glaube, er wollte sich vergewissern, ob ich über ausreichend Sachverstand in dieser Hinsicht verfüge.« Er faltete seine Hände erst auf eine Art, dann auf eine andere und hielt dabei seinen Kopf einen Moment lang gesenkt.
Dom Hanneye hatte sich um meinen Besitz in Oxford gekümmert. Als mein Vertreter vor Ort hatte er Mietzahlungen eingetrieben, alle Maßnahmen zur Instandhaltung durchführen lassen und überwacht sowie sämtliche dazugehörigen Geldgeschäfte abgewickelt. Die genau aufgeschlüsselte Abrechnung war von ihm stets sorgfältig und ohne jede Verzögerung erstellt worden. Ich war ihm dafür sehr dankbar und legte Wert darauf, dass andere ihn als meinen Vertreter zu achten wussten. »Er hat Euch doch hoffentlich nicht beleidigt«, sagte ich angesichts seines Unbehagens.
»Es war unverkennbar, dass er sich einen Priester mit Geschäftssinn nicht wirklich vorstellen konnte.« Er zuckte mit den Achseln.
»Dann kennt er Euch nicht richtig.«
Dom Hanneye lachte. »Jetzt schon.«
»Gut. Ich würde mir das Grundstück gerne ansehen«, sagte ich.
»Ihr würdet was?« Dom Hanneye wirkte überrascht. »Wollt Ihr denn an der Entscheidung teilhaben?«
»Das will ich. Ich möchte mich gerne selbst mehr um meine
Geldgeschäfte kümmern.« In meiner momentanen Lage bereiteten mir geschäftliche Fragen die wenigsten Probleme. In Gelddingen fiel es mir offenbar deutlich leichter, einen kühlen Kopf zu bewahren, als in Bezug auf Männer. »Der Mietzins wird Bella und mir ein Auskommen sichern und die Mitgift weiter aufbessern, die Janyn ihr hinterlassen hat.« Dies war der eine Bereich, in dem mir eine gewisse Entscheidungsfreiheit, ein Rest an Verfügungsgewalt über mein eigenes Leben geblieben war. »Ich werde die Königin bitten, für wenigstens einen Tag mit Euch nach Oxford fahren zu dürfen.«
»Richard Lyons würde Euch nach London zurückbegleiten, da bin ich mir sicher.«
»Das käme mir zupass.«
Leider kam es der Königin nicht zupass.
»Nein, ich kann Euch nicht entbehren, Alice. Ihr wisst, wie viel noch zu tun bleibt bis zur Hochzeit. Nein, Ihr werdet mit mir zurückreisen.«
Ich verstand ihre Bedenken hinsichtlich des bevorstehenden Festes, konnte jedoch nicht glauben, dass alles gleich zusammenbrechen würde, nur weil meine Rückkehr sich um einen Tag verzögerte. Der Wunsch, nach Oxford zu gehen, mochte selbstsüchtig von mir sein, aber die Vorstellung hatte mich aus der dumpfen Stimmung der letzten Wochen gerissen. Ich versuchte, Ihr dies zu erklären, doch sie zeigte sich unnachgiebig.
Beistand kam von unerwarteter Seite. Am späten Nachmittag schickte die Königin ihre
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