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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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vierzehn werden.
    »Ich war zu jung«, erklärte sie teilnahmslos mit leiser Stimme. Sie mochte zwar große Anstrengungen auf ihre Kleidung verwendet haben, sprühte aber keineswegs vor erwartungsvoller Unruhe wie sonst, wenn eine Einladung in ein fremdes Haus bevorstand. Zum ersten Mal seit langer
Zeit sah sie mir wieder direkt in die Augen. »Glaubst du, bereit zu sein, eine Ehefrau zu werden, Alice?«
    »Wie soll ich das wissen, Mutter?«
    Aber sie blickte an mir vorbei, und ich bemerkte, dass Vater zu uns getreten war.
    »Sie ist bereit, Margery«, sagte er.
    Mutters Ausdruck blieb eisig. »Woher sollte ein Mann so etwas wissen?«
    Vater schob eine Hand unter meinen Ellbogen und lächelte mir ermutigend zu, während er mich zur Tür hinausführte. »Komm, Alice. Ich bin schon gespannt, was für ein Gesicht du machst, wenn du siehst, in welch prachtvollen Verhältnissen du nach deiner Hochzeit leben wirst.«
    Nach deiner Hochzeit. Diese Worte erregten mich weitaus stärker als die Vorstellung, ein prachtvolles Haus zu besitzen. Ich hatte die meiste Zeit in der Gesellschaft von Mitgliedern meines Standes zugebracht, und die ähnelten sich im Grunde alle sehr. Sie mahnten Wohlstand ohne Aufgeblasenheit an, waren stark um den Erhalt ihres guten Namens besorgt und strebten nach öffentlichen Ämtern wie Gildemeister, Vogt, Ratsherr oder Bürgermeister. Selbst die Familie der Chaucers unterschied sich nicht wesentlich von unsrer. Ich war völlig unvorbereitet auf das Heim von Martin und Tommasa Perrers.
    Es lag in einer wohlhabenderen Gegend, näher zur London Bridge hin, wo die Häuser alle größer waren. Dame Tommasa begrüßte uns an der Tür, etwas, das Mutter nie tat, da sie es für schicklicher hielt, die Gäste von einem Bedienten in die Halle führen zu lassen. Mit einem freudigen Aufschrei drückte mich Dame Tommasa an ihren Busen, hielt mich dann am ausgestreckten Arm und sagte: »Herzlich willkommen in unserer Familie, Alice. Du wirst mir wie eine Tochter sein.« Sie küsste mich auf die Stirn und trat
dann zur Seite, um mich vorbeigehen zu lassen. Die Bewegung brachte den Ärmel ihres Obergewands ins Schwingen, und als er ins Licht geriet, bemerkte ich entzückt die goldenen Sterne und silbernen Halbmonde.
    Ich hatte das Gefühl, in einen Traum einzutauchen. Die Farben blendeten meine Augen, ebenso wie die strahlende Helligkeit der Halle, die von so vielen Lampen und Wandfackeln illuminiert wurde, dass es fast wie Tageslicht wirkte. Tapisserien und bemalte Vorhänge schmückten die Wände, gemusterte und mit Stickereien verzierte Tücher hingen über allen Möbelstücken. Mein Blick wurde von einem herrlichen Gegenstand zum nächsten gezogen, bis mir schwindelte.
    Die freundlichen Züge von Master Martin leuchteten zu meiner Begrüßung herzlich auf, als er meine Hand nahm. »Meine liebe Alice, du bist ein Traumbild an Schönheit.«
    Ich muss geantwortet haben, aber ich kann mich nicht mehr daran erinnern, da sich all meine Aufmerksamkeit nun auf Janyn richtete, der mit einladendem Lächeln zu uns trat.
    »Meine geliebte Alice«, sagte Janyn, ergriff meine Hände, küsste sie beide und sah mir dann tief in die Augen. Ich wünschte, er würde mich in die Arme schließen, wie seine Mutter es getan hatte. Aber er ging natürlich weiter, um meine Eltern zu begrüßen.
    Ich war indes nicht so versunken in seinen Anblick, dass ich darauf zu achten vergessen hätte, wie er und Mutter sich begrüßten. Meine Eltern standen in der Türschwelle. Vater hielt Mutters Hand. Seine weiten, hübsch fallenden Ärmel verrieten ein leichtes Zittern. Vermutlich presste er fest ihre Hand, um sie vor irgendeinem unüberlegten Tun zu bewahren.
    Janyn blieb einige Schritte vor ihnen stehen, kreuzte seine Hände über dem Herzen und verbeugte sich vor Mutter. »Dame Margery«, sagte er. »Willkommen.«
    Sie errötete, womit ihr Blut für jenen Hauch Farbe sorgte, den ihre Wangen so dringend benötigten, und verneigte sich. »Master Janyn.«
    Sie versuchte, seinem Blick zu begegnen, doch er wich ihr aus, indem er sich rasch zur Begrüßung an Vater wandte. Ich hatte meine Mutter noch nie so unsicher, so verwundbar erlebt.
    Janyn streckte Vater beide Hände entgegen. Sie fassten einander an den Unterarmen, verbeugten sich und tauschten anschließend herzliche Grußworte aus. Sie schienen sich richtig gut miteinander zu verstehen.
    Mutter begann eine steife, aber durchaus wohlgesinnte Konversation mit Master Martin.
    Bevor sich die

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