Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)
die an einer Ecke der Laube ihr
Netz spann, weil ich nicht sehen wollte, wie Janyn zu begreifen begann, was für ein junges und ungebildetes Ding ich war.
»Dann wird dies gewiss ein großes Erlebnis für dich sein«, sagte er. »Reitest du gern? Hast du einen Lieblingsort zum Reiten?«
Ich wünschte mir, er würde aufhören, so viele Fragen zu stellen. »Ich habe noch nie auf einem Pferd gesessen, nicht einmal auf einem Pony.« Die Spinne schaukelte in einem leichten Windstoß und versuchte, ein winziges vorbeifliegendes Insekt zu fangen, verfehlte es jedoch.
»Dann solltest du zunächst mit einer gutmütigen Stute anfangen und so bald wie möglich Stunden nehmen. Es sei denn, du möchtest es nicht lernen.«
Ich blickte auf, um zu sehen, ob er es ernst meinte. Er machte jedenfalls ganz den Eindruck. »Oh, aber ich würde sehr gerne reiten lernen. Pferde sind so herrliche Tiere, so kraftvoll. Mein Bruder John hat im letzten Jahr mit Vater verschiedentlich Reisen zu Pferd unternommen. Er wirkte so stattlich beim Reiten. Er sagte, außerhalb der Stadt erstrecken sich auf beiden Seiten des Wegs Felder, so weit das Auge reicht, und außerdem dichte Wälder, in denen es mitten am Tag so dunkel wie in der Nacht sein kann.«
Janyn lächelte, aber keineswegs auf eine Art, die mir mein Geplapper hätte albern vorkommen lassen. »Dachte ich mir doch, dass dir Tiere und das Leben auf dem Land gefallen würden«, sagte er. »Und ich freue mich schon darauf, an deiner Seite zu unserem Landhaus hinauszureiten und zu erleben, wie du die Gegend und das Anwesen zum ersten Mal siehst.«
»Ich hatte mir gar nicht vorgestellt, dass wir sowohl in der Stadt als auch auf dem Land leben würden«, sagte ich und achtete genau darauf, wie wir und leben würden laut
ausgesprochen zusammen klang. Es klang wunderbar. Tatsächlich versprach die Ehe einem von jenen Abenteuern zu ähneln, die zu erleben ich mir als Mädchen niemals erträumt hätte. Ich legte mir gerade eine Frage danach zurecht, welche Tiere Janyn sonst noch besaß, als sein Vater in den Garten heraustrat.
»Janyn, Mistress Alice. Dame Tommasa versteht zwar, wie schön es ist, im Garten zu sitzen und sich zu unterhalten, aber sie hat ein festliches Mahl vorbereitet und wäre enttäuscht, wenn ihr uns nicht umgehend Gesellschaft leisten würdet.« Master Martins breites Grinsen und Zwinkern unterstrich den heiter unbeschwerten Ton seiner Ermahnung, und ein Gefühl der Dankbarkeit stieg in mir auf, dass er mein Schwiegervater werden würde. Er klopfte mir freundlich auf den Rücken, als er mich und Janyn zu der reich gedeckten Tafel führte, und ich fühlte mich herzlich aufgenommen in die Familie.
Ich erfuhr an diesem Abend, dass sie wie viele andere Londoner Familien schon seit Generationen englische und ausländische Blutslinien miteinander zu vermischen und neue Verbindungen zu knüpfen pflegte. Janyn besaß einen jüngeren Bruder, der in einem Kloster in der Lombardei lebte, und eine Schwester, die mit einem lombardischen Kaufmann verheiratet war und in Mailand wohnte. Ich fragte mich, ob ich mit Janyn in die Lombardei reisen würde, um dort seine Geschwister zu besuchen. Vielleicht würde ich ja diesen prunkvollen Markt sehen, auf dem Dame Tommasa ihr herrliches Obergewand mit den Goldsternen und Silbermonden tragen konnte.
Das Essen war ebenso prächtig wie alles andere im Hause Perrers, und mein Appetit kehrte zurück. Dame Tommasa achtete darauf, dass mein Wein stets ausreichend verdünnt wurde. Ich war ihr dankbar dafür, denn mit ihrer Hilfe genoss
ich den Abend und blamierte mich in keinerlei Hinsicht. Mutter stocherte lustlos in ihrem Essen und sagte wenig, aber Vater war in aufgeräumter Stimmung und erzählte von einer Ladung kostbarer Gewürze, die er jeden Tag erwarte. Dame Tommasa stellte mir auf ungezwungene Art einige Fragen nach mir selbst und zeigte dabei schon mehr Wärme und Anteilnahme, als ich von meiner eigenen Mutter je erfahren hatte. Janyn sprach mit ihr über eine Stute für mich. Offenbar kannte sie jemanden, der ein Pferd verkaufen wollte, das sehr gut passen könnte. Mein Bruder John zog mich auf. Er meinte, ich würde beim ersten Mal bestimmt Angst haben, mich einem Pferd zu nähern, das so groß war wie ich selbst. Doch Master Martin erklärte mit Bestimmtheit, dass ich meinen Bruder gewiss eines Besseren belehren würde.
Als wir an diesem Abend aufbrachen, küsste Janyn meine Hände. Ich schwebte nach Hause wie auf Wolken.
Es war
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