Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)
unbekümmerte Vertrautheit durcheinander. Sicher musste er doch gemerkt haben, wie ich ihm gegenüber empfand, welche Wirkung er auf mich ausübte.
»Meine holde Alice. Gott sei gedankt.« Er hielt mich auf Armlänge von sich. »Wie ich hörte, war es eine schreckliche Marter. Doch Ihr seht gut aus. Mehr als gut. Ihr seid einfach wunderschön heute Abend.«
»Eure Hoheit, ich fühlte mich geehrt, mit Euch speisen zu dürfen.« Da ich nicht wagte, ihm in die Augen zu blicken, starrte ich auf seine langschnabeligen Schuhe hinab.
Er legte mir seine Hände auf die Schultern – diesmal trug er keine Handschuhe –, und ich spürte sofort deren Wärme und die Hitze seines Blicks.
»Es soll Euch nie wieder ein Leid geschehen, Alice. Das verspreche ich Euch. Der Fluch meiner Mutter, der auf Eurem Leben lag, wird jetzt enden.«
Er zog mich zu sich heran, senkte den Kopf, um mich noch einmal auf die Stirn zu küssen, hob dann jedoch unvermittelt mein Kinn und küsste mich auf den Mund. Zärtlich. Oh, so zärtlich. Doch seine Hände schlüpften zur selben Zeit unter meine Schulterblätter und streichelten mich auf eine Weise, die alles andere als unschuldig war.
»Mylord«, flüsterte ich, als er mich losließ. Ich wagte noch immer nicht, ihm ins Gesicht zu sehen. Der Kopf schwirrte mir vor Verlangen, Angst und Betrübnis. »Eure Hoheit, was habt Ihr vor?« Es klang zu barsch. Was erdreistete ich mich, den König zu ermahnen? »Mit Verlaub, Eure Hoheit, ich bin ein wenig verwirrt.«
»Sieh mich an, Alice.« Er sprach mit sanfter Stimme. »Sieh mich an.«
Schließlich hob ich meinen Blick und sah die große Zärtlichkeit, die in seinen Augen lag, und daneben noch etwas anderes, ein Sehnen. Sein Blick bannte mich, und ich wusste um die Gefahr, in der ich schwebte. Ich spürte, wie kurz davor ich stand, meine Fassung und mein Herz zu verlieren, wie bereitwillig ich seinem Verlangen nachgeben würde.
»Du weißt, was ich vorhabe. Was wir vorhaben. Es begann bei der Beizjagd. Wir sind verwandte Seelen, Alice.«
Das waren wir, das waren wir – aber ich merkte, wie ich
den Kopf schüttelte. »Ihr seid mein König.« Wäre er irgendein anderer Mann gewesen, hätte ich nicht solche Angst verspürt, hätte es mich nicht gestört, wie sehr seine Berührung mich erregte.
»Abseits der Öffentlichkeit bin ich jedoch ein Mann wie jeder andere. Das wirst du auch noch erkennen.«
»Eure Hoheit«, murmelte ich, zu verängstigt und konfus, um mehr zu sagen. Ich wollte nicht eine seiner rasch wieder abgeschobenen Liebschaften sein. Seinen Worten zufolge waren wir verwandte Seelen – aber wie lange? Bis er eine Frau entdeckte, die einige seiner anderen Lieblingsbeschäftigungen teilte – Musik etwa, vielleicht eine Sängerin mit einer Stimme, welche die seine ideal ergänzte. Und was würde dann mit mir geschehen? Sicherlich wusste Queen Philippa über seine Liebschaften Bescheid. Was würde aus Bella, wenn ich die königliche Gunst verlor?
Und doch versetzten mich seine Absichten in eine gespannte Erregung.
»Wenn wir allein sind, möchte ich, dass du mich Edward nennst.«
Ich nickte nur leicht, da ich meiner Stimme nicht vertraute. Wenn er doch bloß nicht der König wäre …
Er zog mich noch einmal an sich und küsste mich auf beide Wangen. Seine Hände lagen zärtlich, aber durchaus besitzergreifend auf meinen Schultern, heftiges Begehren verdunkelte seine Augen. »Alice, ängstige dich nicht vor mir.« Schließlich küsste er meine Hände und trat einen Schritt zurück. »Nun, bevor die anderen eintreffen, musst du mir alles erzählen, was du von dieser Nacht noch weißt.«
Wie leicht er in eine normale Unterhaltung wechselte. Meinem Verstand und meinem Herzen gelang diese Umstellung nicht so schnell und elegant. Benommen starrte ich auf seine Schuhe und bemühte mich, meine Gedanken zu ordnen.
»Sie werden bald eintreffen, Alice.« Er zwang sich zwar, ruhig zu sprechen, aber ich spürte seine Ungeduld.
»Ich entsinne mich nur noch an wenig.« Ich erzählte ihm alles, woran ich mich erinnerte. »Mein Kammermädchen war nicht ohnmächtig und hat den ganzen Angriff miterlebt. Sie könnte Euch womöglich mehr erzählen. Sie wartet draußen im Vorraum mit Master Stury.«
»Ruf sie.«
Gwen wirkte erheblich gefasster, als ich mich fühlte, während sie den Überfall und den sofortigen Gegenangriff schilderte. Edward stellte ihr einige Fragen, die sie beantwortete. Dann dankte er ihr zufrieden für ihren Bericht und für
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