Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)
redeten. Edward hatte ich ausdrücklich gebeten, niemandem etwas von uns zu erzählen. Ich musste ein Gesicht gemacht haben, das Joan falsch deutete.
Kopfschüttelnd meinte sie zu mir: »Ihr könnt Euch keine Torheiten leisten. Ich habe meine fleischlichen Gelüste gewiss nie unterdrückt, aber trotz meines königlichen Geblüts habe ich dabei aufgepasst und alles in meiner Macht Stehende getan, um mich zu schützen. Es würde mir leidtun, Euch in Schwierigkeiten zu sehen.«
Um ehrlich zu sein, lagen bei mir in dieser Frage Herz und Verstand in heftigem Widerstreit. Ich fürchtete, solche Vorsichtsmaßnahmen würden unsere Liebe aller Lust berauben und mir könne davon schlecht werden. Zugleich wollte ich aber auch nicht, dass eins meiner Kinder als Bastard galt.
Joan umfasste erneut ihren Bauch. »Natürlich bist du erst neunzehn und träumst von weiteren Kindern. Ich versichere dir, diese Medizin wird dir für einen künftigen Ehemann keinen Schaden zufügen. Ich habe sie genommen und bin problemlos wieder schwanger geworden.«
Ich dankte ihr für den Rat und lenkte das Gespräch auf die Liste der Gäste, die zu den Festivitäten erwartet wurden. Ich hatte begriffen, dass ich in Joans Augen unmöglich etwas anderes als Dankbarkeit empfinden konnte, vom König auserwählt worden zu sein. Die Macht des Herrschers, die Edward über mich besaß – darin lag die Schwachstelle in unserer Beziehung, der Fehler, der unsere Liebe untergrub.
Wie sonderbar, dass ausgerechnet er selbst mich in diesem
Punkt bestätigen sollte. Eines Nachts, nachdem wir uns geliebt hatten, bemerkte er, wie ich besorgt auf der Unterlippe kaute.
»Du bist bekümmert, dennoch vertraust du dich mir nicht an. Wie soll ich dir helfen, wenn ich nicht weiß, was dir Sorgen bereitet?«
»Ich habe Angst, was aus mir werden wird, wenn du meiner überdrüssig wirst.«
Er zog mich zu sich und küsste mir die Stirn. »Alice, meine süße Alice, warum bist du nur so überzeugt davon, dass ich mich als treulos erweisen werde?«
»Es wird erzählt, du hättest Frauen häufig schon nach zwei Wochen verstoßen, sehr häufig. Ich weiß nicht, warum es mir anders ergehen sollte.«
»Und du glaubst diesen Klatsch?«
Sein trauriger Ton ließ mich innehalten. Ich hatte keinen Anlass gesehen, dem Gerede zu misstrauen. Ich stützte mich auf einen Ellbogen, um ihm in die Augen sehen zu können. »Stimmt es denn nicht?«
Sein liebevolles, besänftigendes Lächeln warf die Haut um seine Augen in feine Fältchen.
»Ich bin schon früher von meiner Königin abgeirrt, aber nur selten. Zwar habe ich mich häufig der Gesellschaft junger hübscher Frauen erfreut, doch die meisten von ihnen dürften enttäuscht darüber gewesen sein, wie züchtig die gemeinsamen Essen und Gespräche verliefen. Die wenigen, denen ich tatsächlich beigelegen habe, genießen noch heute meinen Schutz und meine Verschwiegenheit.« Er tupfte meine Tränen mit der Bettdecke ab, dann küsste er mich auf den Mund. »Du, meine große Freude und Wonne, wirst meinem Herzen immer nahe sein«, erklärte er.
»Und wenn du genug von mir hast?«
»Ich werde deiner nie überdrüssig werden.«
Ich hätte ihm so gerne geglaubt. »Und was, wenn doch?«
»Dann werde ich einen Ehemann für dich finden. Jemand, der deiner wert ist. Aber daran mag ich gar nicht erst denken.«
Seine Stimme hatte an Schärfe gewonnen, und dieser veränderte Ton überzeugte mich mehr als alle seine Versicherungen davon, dass er es ehrlich meinte oder doch zumindest aufrichtig glaubte, meiner nicht überdrüssig zu werden.
»Sollte dieser Tag jemals kommen, werde ich tief in deiner Schuld stehen, denn ich habe das Gefühl, dass du mir meine Jugend und Lebenskraft zurückgeschenkt hast, Alice. Aber ich stehe nicht nur deshalb in deiner Schuld. Ich fürchte, ich war über unseren Liebeshandel nicht so verschwiegen, wie ich es in anderen Fällen gewesen bin. Ehrlich gesagt, möchte ich das auch gar nicht sein. Ich habe meinen engsten Freunden gegenüber ganz offen gerühmt, welch ein Jungbrunnen du für mich bist.«
Mir wurde flau im Magen. »Und mit den Perlen willst du Buße leisten?«
Für jede Nacht, die wir miteinander verbrachten, schenkte Edward mir eine große oder mehrere kleine Perlen.
»Nein, die dienen nicht der Buße«, erwiderte Edward. »Ich habe dir gesagt, was ich mir wünsche.« Er wollte, dass ich sie auf meinen Kleidern, meinem Kopfputz, meinen Hausschuhen oder im Haar trug, damit er bei meinem Anblick
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