Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)
stets wüsste, dass ich ihm zugetan war. »Diese Geschenke sind weniger für dich als für mich selbst. Und deshalb musst du mir sagen, welches Geschenk ich dir machen kann, was dein Herzenswunsch ist.«
»Mein Herzenswunsch?« Ich wusste nicht, was ich mir wünschen sollte.
»Forsche in deinem Herzen, meine süße Alice.«
Was ich mir wirklich wünschte, war, mit Bella zusammen
zu sein und ihr Brüder und Schwestern zu schenken, rechtmäßige Kinder von einem Vater, der die Freiheit besaß, mich zu heiraten. Aber schon als ich mir diesen Wunsch ausmalte, geriet ich ins Schwanken, da ich mit Edward ansonsten sehr glücklich war. Wie hätte ich auch nicht glücklich über seine Liebe sein können? Welche Dinge hätte ich mir über die herrlichen Kleider und Juwelen, die Falken, Pferde und all die Pracht, die mich umgab, hinaus noch wünschen können? Fair Meadow gehörte mir, Richard Lyons hielt das Haus in London für mich, und obwohl ich keins der Häuser nutzen konnte, bis Edward es für sicher genug hielt, beruhigte mich doch das Wissen, dass ich eines Tages dorthin zurückkehren könnte. Die Mietshäuser in Oxford sorgten für die Einnahmen, mit denen ich meine Wohnhäuser unterhalten konnte. Um jetzt noch Bella all die Möglichkeiten bieten zu können, die Janyn und ich uns für sie gewünscht hatten, musste ich also nur auf dem Fundament aufbauen, das er mir hinterlassen hatte, und mir die von ihm erworbenen Kenntnisse zunutze machen.
Ich musste an die Bedeutung denken, die er dem Erwerb von Land beigemessen hatte. Er war stets der Überzeugung gewesen, dass ein Mann zwar Gold, Juwelen, Seidenstoffe und Gewürze anhäufen konnte, dass er jedoch ein bloßer Händler blieb, solange er kein eigenes Land besaß. Grundbesitz verschuf Ansehen und eine Stimme in Bürgerfragen. Seiner Meinung nach bestand der einzige geschäftliche Fehler meines Vaters darin, diesen Teil seiner Möglichkeiten bislang vernachlässigt zu haben. Ein Mann, der sich nicht als Bürger öffentlich für das Gemeinwesen einsetzte, handelte unverantwortlich. Selbstsüchtig. Als Frau stand mir in Bürgerversammlungen zwar kein Platz zu, doch mit beträchtlichem Landbesitz würde meine Stellung auch so jede Menge geeigneter Freier um die Hand meiner Tochter anziehen.
Dafür war es unerlässlich, diese Position aus eigenen Kräften zu erreichen, damit jeder etwaige Makel wegen meiner Liebschaft mit dem König belanglos bliebe.
»Eigentum«, sagte ich, als ich das nächste Mal mit Edward zusammen war. »Ich wünsche mir mehr Land und Mieteinnahmen auf meinen Namen. Für mich und Bella.« Innerlich schauderte mich, wie habgierig ich klang, aber ich rief mir in Erinnerung, welchen Verlust an Ansehen mir mein Verhältnis mit dem König einbrachte.
Wir lagen auf Edwards gewaltigem Bett, eingehüllt in zart duftende Betttücher, während durch die weit geöffneten Fensterflügel das beruhigend gleichförmige Geräusch eines leichten Frühlingsregens drang. Auf meine Bemerkung hin setzte er sich auf, lehnte sich gegen ein paar Kissen und sah auf mich herab. Ich lag flach auf dem Rücken und streckte mich. Er fuhr mit seiner Hand von meinem Brustbein hinab bis zu dem weichen Haar zwischen meinen Beinen und strich dann gedankenverloren über den ihm näher liegenden Schenkel. »Ich bin froh, dass du so gut über diese Frage nachgedacht hast. Du bist noch so jung. Nach meinem Tod wirst du noch lange weiterleben, und ich wüsste dich gerne mit auskömmlichen, der Mätresse eines Königs angemessenen Einkünften versorgt. Dir soll ein sorgenfreies Leben vergönnt sein. An Grundstückseigentum hatte ich dabei gar nicht gedacht, aber es scheint genau deinen Bedürfnissen zu entsprechen. Du sprichst über solche Dinge mit großem Sachverstand. Ich weiß noch, mit welchem Stolz du erzählt hast, wie viel dein Vater und Janyn dir über Geschäftsfragen beigebracht haben. Was hat dein verstorbener Gemahl dir denn sonst noch beigebracht?«
Selbst in solchen Momenten, in denen mich Edwards Liebe wohlig umfing, stockte mir noch der Atem in Erwartung des schmerzlichen Stichs, den das Heraufbeschwören jener
glücklichen Tage auch nach so langer Zeit unweigerlich mit sich brachte. »Vor unserer Verlobung hatte ich noch nie ein Pferd geritten oder einen Falken gehalten.«
»Was für ein unschuldiges Kind!«
»Außerdem war ich noch nie außerhalb Londons gewesen. «
»Er hat dir die Welt erschlossen.«
»Er fürchtete den Zeitpunkt, wenn er mir nichts Neues
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