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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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zuerst bestand er darauf, mich in Pelze zu hüllen und mir zu zeigen, wie draußen der Schnee sanft auf die Wälder niederging.
    »Gefällt dir die Stille des Schnees hier draußen auf dem Land auch so gut?«, sagte er. »Unser Kind wird seine oder ihre Kindheit ausschließlich auf dem Land verbringen. Die Stadt ist kein Ort für Kinder.«
    Ich liebte ihn in diesem Moment so sehr, ich glaubte, mein Herz müsste zerspringen.
    »Ich bin erst nach meiner Verlobung das erste Mal auf dem Land gewesen.«
    Ich drehte mich zu ihm, und kurz darauf lagen wir wieder im Bett und liebten uns.
    Es wurde Morgen, bis ich ihm endlich die Frage stellen konnte, die mich am meisten beschäftigte. »Was ist mit Ihrer Königlichen Hoheit? Wenn sie davon erfährt, und wie sollte sie nicht davon erfahren, wird sie mich kaum in ihrem Gefolge behalten wollen.«
    Zu meiner Überraschung lächelte Edward und schüttelte den Kopf. Er hatte sich in eine Decke aus Fehpelz gehüllt, das lange weiße Haar und der Bart waren zerzaust, und seine eindringlichen blauen Augen blickten hell aus dem wettergegerbten Gesicht. So stellte ich mir Kriegsherrn früherer Tage vor, die sich am glücklichsten fühlten, wenn sie zur Jagd ritten – oder in den Krieg. Er erzählte häufig mit stockender Stimme und feurigem Blick von alten Schlachten. Im letzten Jahr hatte er deutlich an Gewicht zugelegt, was seinen Stolz verletzte. Seine Lieblingsgürtel hatte der Schneider bereits vor Monaten verlängern müssen, eine Notwendigkeit, die ihn noch immer ärgerte. Dennoch war er weiterhin eine stattliche und eindrucksvolle Erscheinung. Als er jetzt lächelnd den Kopf schüttelte, kam ich mir ungeheuer
jung vor und fühlte mich auch nicht vollkommen wohl dabei, wie sein nackter Fuß zwischen meinen Schenkeln herumforschte, während wir nebeneinander im Bett saßen.
    »Du bist so unschuldig, was die Geflogenheiten in unseren Kreisen betrifft, Alice. Glaubst du wirklich, Philippa wäre auf diesen Fall nicht vorbereitet?«
    »Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendeine Frau gerne sieht, wie eine andere Frau mit dem Kind ihres Mannes schwanger ist.«
    »Das ist richtig. Bis zum Ende der Entsühnung hältst du dich am besten vom Hofe fern.«
    Da ich nun schon einmal da war, wollte er, dass ich eine Weile bliebe. Das Reiten im tiefen Schnee hielt Edwards Leibarzt Master Adam allerdings für zu gefährlich und verbot es mir. Immerhin ließ mein Liebster einige Parkwege räumen, so dass wir dort gemeinsam in der frischen Luft spazieren gehen konnten.
    Am Morgen des Tages, an dem Edward einige Höflinge und Kaufleute zu einem eleganten Festmahl erwartete, erschien ein weiterer Arzt in der Tür meiner Kammer. John Glaston war ein freundlicher Mann, zuvorkommend und Ruhe ausstrahlend. Er sah sich im Raum um und trat näher ans Kohlenbecken, offenbar um zu prüfen, ob es ausreichend geschürt wurde. Nachdem er auch das Fenster untersucht hatte, wandte er sich an mich. »Ich stehe zu Euren Diensten, Dame Alice.« Er verbeugte sich galant. »Seine Königliche Hoheit hat mir von Eurem Befinden berichtet und mich gebeten, mich um alle Beschwerden, die eines Heilers bedürfen, zu kümmern, bis eine Hebamme bestellt ist.«
    »Das ist sehr freundlich von Seiner Hoheit. Zurzeit geht es mir gut, aber ich werde nicht zögern, nach Euch zu rufen, wenn ich Eurer Hilfe bedarf.«
    »Seid versichert, dass Ihr Euch vom heutigen Festmahl
ganz nach Eurem Willen jederzeit zurückziehen könnt und dass Euer Wein ausreichend verdünnt und Euer Essen nicht zu scharf gewürzt sein wird. Ich werde mich persönlich darum kümmern.«
    »Habt herzlichen Dank«, murmelte ich.
    Er verbeugte sich erneut und verschwand in stiller Würde, wobei sein dunkles Gewand in der Zugluft der offenen Tür leise flatterte.
    Edwards fürsorgliche Anordnungen rührten mich, doch vor dem abendlichen Empfang graute mir. Da ich mich noch genau an seine Schwatzhaftigkeit erinnerte, als es darum ging, unser Verhältnis vertraulich zu behandeln, vermutete ich stark, dass er auch die Nachricht von meiner Schwangerschaft nicht hatte für sich behalten können.
    Und tatsächlich, so aufmerksam wie Simon Langham, seines Zeichens Bischof von Ely und Edwards neuer Lordkanzler, sich an der königlichen Tafel um mich bemüht zeigte, war ich davon überzeugt, dass er schon Kenntnis von meinem Zustand haben musste. Glücklicherweise hatte er sich seit seinem Aufstieg auf den neuen Posten mir gegenüber stets wohlgesonnen verhalten.

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