Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)
ablenken musste, als er an ihnen saugte, um mich zu erregen. Solange Mary mich brauchte, hatte ich mich zwar geweigert, darüber nachzudenken, aber schon da war mir nicht aus dem Kopf gegangen, dass ich während meiner Schwangerschaft mit Bella auf Janyns Liebkosungen ganz ähnlich reagiert hatte. Morgendliche Übelkeit verspürte ich nicht, dennoch war ich ziemlich sicher, ein Kind in mir zu tragen. Ein Kind des Königs.
Ich war entsetzt und wagte es in meiner panischen Angst nicht, Edward davon zu erzählen. Mir war nicht klar, wie er die Neuigkeit aufnehmen würde. Ich fürchtete, er würde mich fortschicken. Wenn am Hof eine unverheiratete Frau aus gutem Haus von einem Mitglied der Fürstenfamilie geschwängert wurde, bestand das übliche Verfahren darin, ihr rasch einen Bräutigam zu suchen, damit der Bastard allgemein als ehelicher Spross betrachtet werden konnte – natürlich nicht von dem frisch gebackenen Ehemann, dem mit finanziellen Zuwendungen schmackhaft gemacht wurde, den wahren Vater von seinen Gewissensnöten zu befreien. Meine Sorge war, dass auch Edward sich auf diese Weise meiner entledigen würde.
Joan hatte mich davor gewarnt, schwanger zu werden, und ich hatte mein Bestes getan, es zu verhindern. Mein Bestes hatte bloß nicht genügt.
Gwens liebevoller Fürsorge nach zu urteilen, kannte sie bereits meine Umstände und wartete nur auf mein vertrauliches Eingeständnis, um ihren eigenen Besorgnissen Ausdruck zu verleihen. Da ich merkte, wie sich meine Angst nur noch verstärkte, je länger ich es für mich behielt, schrieb ich an Edward und bat um ein Treffen. Am selben Abend noch weihte ich Dame Agnes und Gwen ein und konnte sehen,
wie sich Angst auf ihren Gesichtern ausbreitete. Großmutter griff sich an den Hals, als würde sie sich bereits eine Hinrichtung vorstellen. Gwen stieß einen kurzen Schrei aus und presste ihre Hände so fest zusammen, dass die Knöchel unter der straff gespannten Haut hervortraten. Obwohl sie meine Verfassung bereits geahnt haben musste, war die Bestätigung ein Schock für sie.
»Aber die Medizin«, flüsterte sie. »Bei der Prinzessin hat sie doch gewirkt. Und ich habe sie genauso zubereitet, wie es mir gezeigt worden ist.«
Ich streckte den Arm aus und drückte Gwen beruhigend die Hand. »Dich trifft keine Schuld. Die Medizin hat mich lange Zeit geschützt. Gott wird seinen Grund haben, dass er ihr so plötzlich die Wirksamkeit nahm.« Ich bemühte mich, die Fassung zu bewahren, obwohl ich innerlich ebenso verunsichert war wie sie.
Großmutter fragte: »Was wirst du tun?«
»Ich habe Seine Hoheit in einem Brief um ein Treffen gebeten. « Und ich werde beten, beten, beten.
»Er wird doch wohl nicht herkommen, oder?«, rief Gwen aus und sah sich um, als säße sie in einer armseligen Hütte.
»Das glaube ich nicht, Gwen, doch wenn er es tun sollte, werde ich ihn in meinem schönen Heim voll Stolz begrüßen. «
Ich verbrachte die nächsten Tage in immerwährender Unruhe und ständigem Gebet.
Dann erschien Richard Stury an meiner Tür. In seinen schwarzen Gewändern und mit seinem finsteren Blick sah er aus wie ein Vorbote des Jüngsten Gerichts. Edward bestellte mich nach Eltham ein. Stury würde mich begleiten. Am morgigen Tag würden wir aufbrechen. Und dann schritt Stury auch schon wieder durch das Schneetreiben davon und war verschwunden. Zum Glück hatte ich vor der Abreise
noch so viele Vorbereitungen zu treffen, dass mir keine Zeit für weitere Grübeleien blieb. Bella musste mit ihren Sachen rasch ins Haus der Großeltern gebracht werden, mein Verwalter Robert Broun von geschäftlichen Dingen in Kenntnis gesetzt werden, um deren Abschluss ich mich nun nicht mehr kümmern konnte, Gwen musste packen und das Gesinde unterrichtet werden. Außerdem musste ich zu Mary gehen und einen Moment abwarten, in dem ihre Kinder abgelenkt waren, um ihr meine Neuigkeiten zu erzählen und zu sagen, dass ich abreisen würde. Und ich sollte mich ein wenig ausruhen.
Aber nach meinem Gespräch mit Mary fiel es mir schwer, Schlaf zu finden.
»Wie willst du Bella einen Bruder oder eine Schwester erklären ?«, fragte sie.
Ich wusste es nicht. Auch das war ein Problem, mit dem zu beschäftigen mir glücklicherweise die Zeit fehlte. Aber Mary drängte mich beharrlich, mir hier und jetzt eine Antwort einfallen zu lassen.
»Ich kann im Augenblick nicht darüber nachdenken, Mary. Ich habe schon genug damit zu tun, mich auf mein Gespräch mit Seiner Hoheit vorzubereiten.
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