Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)
Und mit Ihrer Hoheit. Was ich Bella sage, werde ich mir zu gegebener Zeit überlegen.« Sollten die Unterredungen mit Edward und Philippa missglücken, würde Bella sowieso mit weitaus mehr als überraschendem Familienzuwachs fertigwerden müssen.
Der Rauswurf aus dem Hofstaat der Königin war mir jedenfalls sicher. Wie könnte es anders sein? Und was würde dann aus Bella und mir werden?
»Du bist reich, Alice«, erinnerte mich Mary mit einem schüchternen Lachen.
»Aber ich bin bloß eine alleinstehende Frau.«
Sie umarmte mich. »Verzeih mir. Ich sehe, wie verängstigt du bist. Ich hoffe nur, der König erweist sich als deiner Liebe und Treue würdig.«
Obwohl ich einen warmen fehpelzgefütterten Umhang für die Reise angezogen hatte, glaubte ich, auf der Barke vor Kälte zu erfrieren. Gwen hüllte mich in eine Pelzdecke, dennoch zitterte ich weiter. Natürlich lag das nicht allein am Wetter. Es war Angst, die mich bis auf die Knochen frösteln ließ. Edward und ich hatten nie über die Möglichkeit eines Kinds gesprochen. Ich wusste nicht, wie viel Kenntnisse Männer über die Verhinderung einer Empfängnis hatten, schätzte sie jedoch als auf glückselige und vorsätzliche Weise unbedarft ein, da sie andernfalls ihren Samen mit mehr Verantwortungsgefühl aussäen würden. In der vorangegangenen Nacht hatte mich die Erinnerung an das vollkommen andere Gefühl, als ich mit Bella schwanger gewesen war, zum Weinen gebracht. Janyns Freude hatte mir durch die langen Tage geholfen, in denen ich an Übelkeit und Schmerzen litt. Es war alles in allem eine heitere Zeit gewesen, und nach der Geburt hatte ich mich bereits nach einem weiteren Kind gesehnt. Jetzt aber fürchtete ich, was man mich zu tun zwingen könnte.
Der Schnee hüllte die Wälder und Parks um Eltham in sanft geschwungenes Weiß. Es war ein herrlicher Palast, in dem ich viele schöne Stunden erlebt hatte. Doch nun sah ich beim Näherkommen in ihm einen Ort des Richtspruchs, einen Ort, an dem ich meine Strafe vernehmen würde. Richard Stury hatte mir die Sache mit seinem unerbittlichen Schweigen nicht leichter gemacht. Als ob er Bescheid wüsste. Was er natürlich nicht konnte.
Gwen und ich wurden in unsere vertraute Kammer gebracht, die bereits wohlig eingerichtet war mit einem glühenden
Kohlenbecken, schweren, die Zugluft abhaltenden Tapisserien und heißen Steinen, die umwickelt unter unsere Füße gestellt wurden, während wir heißen Gewürzwein tranken und dazu warmes, frisch aus dem Ofen kommendes Brot und einen schmackhaften heißen Eintopf aßen. Es war ein Moment, in dem ich große Dankbarkeit dafür empfand, die Mätresse des Königs zu sein. Ich achtete darauf, nicht zu viel Wein zu trinken, da ich bei klarem Verstand sein musste, wenn Edward nach mir schickte.
Ich wurde gerufen, als ich gerade sehnsüchtig auf das mit dicken Laken und pelzgefütterten Überdecken bezogene Bett blickte. Wie gerne hätte ich jetzt ein Mittagsschläfchen gehalten, wäre für eine kurze Weile in die Besinnungslosigkeit abgetaucht. Ich war froh, dass diesmal nicht Stury, sondern ein Knappe mich begleitete. Es erleichterte den Gang. Ich hatte eines von Edwards Lieblingskleidern ausgewählt, roter Brokatstoff über einem azurblauen seidenen Untergewand. Die geflochtenen Zöpfe waren um meine Ohren gelegt und wurden von einem goldenen, dicht mit Staubperlen überzogenen Haarnetz gehalten. Ich trug einen Perlenring, Ohrringe, und die größte Perle, die er mir je geschenkt hatte, hing an einer Goldkette um meinen Hals.
Edward hatte offenbar einen Ausritt unternommen. Sein Gesicht war von der Kälte gerötet, seine Augen glänzten, und sein Blick war klar. Ich konnte die frische Winterluft noch an ihm riechen, als er durch den Raum auf mich zukam, mich um die Taille packte und hochhob.
»Meine holde Alice. Jedes Mal, wenn ich dich sehe, habe ich das Gefühl, du bist schöner geworden. Wie ist das möglich?« Er küsste mich und setzte mich wieder ab. »Seit Tagen verzehre ich mich nach dir. Heute Nacht sollst du bei mir liegen.«
Er war mein teuerster, mein innigst geliebter Edward, und auch er liebte mich. Wie konnte ich daran zweifeln, dass er
sich über unser Kind freuen würde? Dass er unser Kind gern haben würde? Aber er war König, und ich war nicht seine Königin. Unser Kind würde ein Bastard sein.
Ich gab mich fröhlich. »Und du siehst kerngesund und munter aus, Edward. Du bist im Schnee ausgeritten. Ich kann die frische, kalte Luft noch in
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