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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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mich, bevor sie mich rasch in meine Kammer führte.
    »Es ist nichts geschehen, Gwen«, sagte ich, als wir allein waren.
    Sie betrachtete mich von oben bis unten. »Eure Knöpfe, Eure Kappe und Euer Haar.« Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß. Wenn Edward davon erfahren sollte, dürfte er meinen Unschuldsbekundungen kaum Glauben schenken, fürchte ich.« Ich kämpfte mit den Tränen. »Dieser Mann ist einfach Gift für mich! Seine Dreistigkeiten können mich zugrunde richten und alles zerstören, was von meiner Familie und meinem Ansehen noch übrig geblieben ist.« Ich sank aufs Bett. »Ich hoffe nur, Richard Stury ist verschwiegen. Es ist gewiss kein Zufall, dass wir beide heute fortgerufen wurden. Woher wussten sie davon?«
    »Meint Ihr etwa, Sir William wollte hier entdeckt werden? «
    Wir sahen einander fragend an.
    Ich fühlte mich, als wäre eine Schlinge um meinen Hals festgezurrt worden. Bei unserer Rückkehr in die Halle hatten Stury und William sich bereits auf den Weg gemacht, und auch Robert war nirgends mehr zu sehen. An diesem Abend weinte ich mich in den Schlaf. Ich weinte im Gedenken
an meine Anfangszeit mit Edward, weinte über Erinnerungen, die Williams Begierde in mir wieder aufgerührt hatten. Ich verfluchte ihn.
    Aber zugleich fragte ich mich besorgt, was er vorhatte, und hoffte, dass sich mein Verdacht, zwischen Williams penetranter Beharrlichkeit und seiner Gefolgschaft für Lancaster könnte ein Zusammenhang bestehen, als unbegründet erweisen würde. Sollte er jedoch vom Duke zu seinen Nachstellungen ermuntert worden sein, dann könnte dieser Tag weitaus gefährlichere Auswirkungen für meine Familie haben als der einfache Fall eines Mannes, der sich mit der Abweisung seiner Liebesbekundungen nicht abzufinden vermochte.
     
    Zurück bei Hofe brachten weder Philippa noch Edward den Vorfall mit William zur Sprache, und gerade dieses Schweigen steigerte meine Besorgnis mit jedem Tag. Zu meiner Erleichterung erfuhr ich von Geoffrey, dass William inzwischen seinen Posten im Norden angetreten hatte. Am bereits Geschehenen änderte dies natürlich nichts. Ich widmete mich Philippa und Edward voller Hingabe und hatte eigentlich dabei gelernt, die unterschwelligen Andeutungen und Sticheleien durch die anderen Hofdamen der Königin zu überhören, doch nun quälten mich meine eigenen Schuldgefühle. Jedes Getuschel, jeder verstohlene Blick ängstigte mich plötzlich stärker denn je, und ich besaß keine Vertraute, die mir hätte berichten können, was sie tatsächlich wussten.
    Aber nichts geschah, und nach einigen Wochen begann ich befreiter aufzuatmen. Trotz seiner nachlassenden Liebeskraft wuchs die Verbundenheit zwischen Edward und mir eher noch. Endlich schien er zu begreifen, dass ich gerne mit ihm zusammen war, unabhängig davon, was wir taten.
    An schönen Tagen weckte ich ihn bei Morgengrauen zur Beizjagd oder zum Ausreiten. Heißer Würzwein oder ein starkes Ale standen dann schon bereit, um ihn aus dem Bett zu locken. Spätestens beim Gang zu den Stallungen oder zum Falkenschuppen wurde ihm in seinem pelzgefütterten Umhang, seinen pelzgefütterten Stiefeln und seinem Hut warm. Unsere Pferde und Vögel waren unsere treuesten Freunde. Beim Reiten fühlten wir uns beide frei, und wir lachten laut auf, wenn wir uns gegenseitig zum Wettstreit herausforderten. Mit unseren Falken auf den Armen fielen wir in einträchtiges Schweigen, unsere Köpfe vollzogen die gleichen Bewegungen, während wir unsere aufsteigenden Vögel beobachteten, und die Schellen an ihren Geschühriemen verbreiteten dazu eine angenehm vertraute Musik. Anschließend schliefen wir häufig noch eine Weile oder setzten uns zu einer leichten Mahlzeit zusammen, bei der wir uns in Erinnerungen über vergangene Abenteuer ergingen. Dies waren unsere glücklichsten Momente.
    Oft bat mich Edward, ihm von den Alltagsbeschäftigungen zu berichten, denen ich nachging, wenn ich nicht bei Hofe war. Dann lauschte er meinen Berichten über die Verwaltung meiner Grundstücke, über die Kinder und das ständige Kommen und Gehen der Londoner Kaufleute, und stellte sich dabei ein anderes Leben vor, ein Leben frei von den Sorgen, ein Königreich zu regieren. Ich begriff, dass er meine Gegenwart nicht zuletzt auch schätzte, weil ich ihm aus einer ihm unbekannten Welt zu erzählen vermochte, von einem Leben, das er niemals würde führen können.
    Wir verbrachten mehr Nächte zusammen, als wir es in den Zeiten größerer Leidenschaft getan

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