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Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Vertraute des Königs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Campion
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Natur. Er pflichtete mir bei, ich müsse mein Vermögen schützen für den Fall, dass der König sterben oder ich seine Gunst verlieren sollte.
    »Verlasst Euch niemals darauf, dass Ihr bei Hofe auf festem Boden steht, Alice. Wir alle bewegen uns am Rande von Treibsand.«
    Selbst er, der als Lordkanzler doch hoch in Amt und Würden stand, wusste, dass sein Glück sich aus einer Laune des Königs heraus jederzeit wenden konnte. Wykeham glaubte meinen Sohn John am besten in einem Haus der Percys aufgehoben. Sie waren die mächtigste Familie im Norden des Landes und für Edward als Wächter der nördlichen Landesgrenzen besonders gegen die Schotten unentbehrlich. Durch seine Verbindung mit einer solch einflussreichen Familie würde John zusätzlich geschützt.
    »Und für Eure Tochter Isabella ein Edelmann von nicht zu hohem Stand als Gemahl oder ein angesehenes Kloster. Beides sollte machbar sein.«
    Aber was war mit einer unehelichen Tochter oder einem zweiten Sohn des Königs? Ich erwähnte in meinem Gespräch mit Wykeham nichts von dem neuen Leben, das in mir wuchs.
    Die Schwangerschaft verlief schwierig, und Angst wurde meine ständige Begleiterin. Queen Philippa lag krank in Windsor, und ich betete Tag und Nacht für ihre Genesung. Mich drängte danach, sie zu besuchen, sie mit hübschem Zierrat und glänzenden Stoffen aufzuheitern und ihr so lange gut zuzureden, bis sie wieder auf die Beine kam. Aber ich war inzwischen im siebten Monat und wollte meinen schwellenden Bauch nicht vor ihr zur Schau tragen. Zudem wäre das Reisen dieses Mal beschwerlich und nicht ungefährlich für mich gewesen. Edward bereitete mir ebenfalls Kopfzerbrechen, denn er drohte damit, nach Bordeaux zu segeln und selbst ein Heer gegen König Karl von Frankreich zu führen.
    Ich fand keinen Schlaf mehr vor Sorge darüber, dass dieses
alternde Paar, das mein Leben in seinen Händen hielt, gerade dabei war, mir verlorenzugehen. Wie besessen grübelte ich über mein Schicksal, sollte Edward in der Gascogne sterben oder Philippa sterben und Edward erneut heiraten. Jetzt musste der König, der nur wusste, dass ich von Alpträumen geplagt wurde, zur Abwechslung einmal mich trösten.
    Und dann verlor ich trotz seiner liebevollen Bemühungen das Kind. Ein kleiner Sohn, der einen Monat vor dem Kindbett tot zur Welt kam. Edward und ich waren von dem Verlust schwer getroffen. Er hielt mich in seinen Armen und spendete mir Trost. Später ließ er meine Schwester und meine Kinder kommen, was bewies, wie gut er mich kannte, denn alle drei erinnerten mich daran, dass ich noch allen Grund zur Freude hatte.
    »Wir werden noch mehr Kinder haben, mein Lieb«, flüsterte Edward mir im Dunkel der Nacht zu.
    Über einen Feldzug in Frankreich verlor er einstweilen kein weiteres Wort.
     
    An einem warmen, aber bedeckten Julitag waren Edward, Mary und ich in den Stallungen, wo wir Bella und John beobachteten, die mit einem Wurf Hundewelpen herumalberten. Mary und Edward hatten gehofft, dies würde mich aufheitern. Doch so sehr ich es auch liebte, meinen Kindern zuzusehen, die Hundewelpen führten mir ständig jene Verheißung neuen Lebens vor Augen, die mir genommen worden war. Es ist ein grauenvoller Schmerz, ein Kind zu verlieren, das man bereits im Mutterleib liebgewonnen hat.
    Im Vorhof wurden Rufe laut, die unsere Aufmerksamkeit erregten. Edward stöhnte auf, als ein Bote in der Livree der Königin atemlos und verschwitzt in der Tür erschien.
    Ungeachtet seiner offenkundigen Erschöpfung sank der Mann auf ein Knie, um seine Nachricht zu überbringen.
    »Eure Hoheit, Ihr werdet in höchster Dringlichkeit nach Windsor gerufen.« Queen Philippa lag todkrank danieder, und die Ärzte gaben ihr nur noch wenig Zeit.
    Edward umfasste meine Hand, während er dem Boten lauschte. Richard Stury, der bei dessen Eintreffen sofort aus dem Schloss gestürzt war, bot an, Edward ins Haus zu begleiten und dann alle Vorbereitungen zur Abreise zu treffen. Edwards aschfahles Gesicht und sein leerer Blick ängstigten mich fast noch mehr als der Schraubstockgriff, mit dem er mich an seiner Seite hielt. So hatte ihn noch nie gesehen. An seinem Entsetzen über den kurz bevorstehenden Tod seiner Frau konnte ich erkennen, dass er sie ebenso tief und uneingeschränkt liebte, wie ich Janyn geliebt hatte.
    »Ich werde dich begleiten, mein Lieb«, erklärte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Du bist noch immer nicht ganz gesund, Alice. Ich möchte nicht, dass du so rasch schon wieder

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